Flow – Fotografieren als Glückserlebnis
Am Beispiel der Straßenfotografie nimmt uns die Autorin (Biologin und Fotografin) mit auf ihre persönliche Reise zum Flow. Also zum Zeitvergessen und Einswerden mit der Welt, transportiert durch den Akt des Fotografierens.
Der Anspruch ist, das Phänomen des Flows auf wissenschaftlicher Basis zu vermitteln und die Verbindung zur Fotografie zu beleuchten. Dabei knüpft das Buch an die Erfahrung der Leser:innen an; denn fast jede und jeder hat diesen Zustand schon mal erlebt, beim Musizieren, beim Sport, beim Lösen einer komplizierten Aufgabe, beim kreativen Schreiben oder eben auch beim Fotografieren. Oft ist das ein wichtiger Faktor, der auch die Weiterentwicklung hin zur Expertise auslöst, unterstützt oder triggert.
Neben den Erläuterungen zum Flow und wie dieser beim Fotografieren quasi eingeladen werden kann, gibt es Aufgaben, die man ausprobieren kann. So bekommtn man Impulse für eigene Umsetzungsideen (d. h. Herausforderungen finden, die für Flowerlebnisse notwendig oder hilfreich sind). Mein Favorit: Einmal losgehen und soviel wie möglich zu einem vorher festgelegten Thema fotografieren (eher wildes Knipsen, einfach draufhalten, „aus jedem erdenklichen Winkel“). Und dann dasselbe mit Limitierung: Maximal 5 Fotos zu machen ist erlaubt. Nach beiden Sessions ist die Aufgabe damit beendet, 1 einziges Foto aus der Ausbeute auszuwählen. Und für sich zu reflektieren, was man dabei für sich erlebt hat und mitnehmen kann, um künftig den eigenen Flow vorzubereiten.
Immer wieder wiederhlt sich der Inhalt, die Definition und Beschreibung der Benefits des Flow kommt für meinen Geschmack (viel) zu oft vor. Gut daran ist, dass man das Buch so besser querlesen kann.
Das Ganze ist eine Kombination aus Psychologie, Motivation (Flow) und Gestaltungstechnik (Fotografie). Für mich mit klarem Schwerpunkt auf den ersten beiden.
Die Bilder sind meist gestalterisch gut und passend zum Text ausgewählt. Bzw. passen die Texte zu den Fotos, nur manchmal hat mich mal ein Text irritiert, weil er für mich zu wenig zum Foto passte bzw. umgekehrt.
Als Start gut ist der kurze Überblick zum Stand der Wissenschaft zum Thema Flow.
Die Verbindung von Flow und Depression zu ziehen, diese Bezüge finde ich in diesem Kontext fast gewagt. Für mich geht das über das Thema hinaus. Hier wird mir auch nicht klar, wie fundiert diese Aussagen oder Schlussfolgerungen sind. So dünnes Eis hat das Buch eigentlich nicht nötig, m. E. sollte man diese Thema weglassen. Oder andersrum klarer aufblättern und nicht nur andeuten.
Insgesamt ist mir das Buch zu lang, darunter leidet die Struktur. Je mehr ich lese, desto mehr bekomme ich das Gefühl, das Thema zerfasert sich ziemlich. Wobei die Überschriften immer klar sind. Mir fehlte: Wieso kommt dieser Aspekt (nochmal) an dieser Stelle?
Als Hinweis taucht auch das Thema Texten auf, dass es für (professionellere) Fotografie notwendig ist, die Bilder und Motive auch in Worte zu fassen, für Auftraggeber:innen, Wettbewerbe etc. Also Titel, Beschreibung, Konzept. Eine konkrete Anleitung gibt es dazu zwar nicht, dafür wird die Notwendigkeit des Textens zu Bildern klar. Das finde ich gut.
Fazit: Zu lang. Leider, das Thema ist spannend.
Themen
- Flow: Definition
- Kreativität: Definition
- Glück: Definition
- Flow-Zustand erreichen: Wie?
- Flow & Foto: Kamera, Persönlichkeit, Thema
- Inspiration: Flow im Bild
Pia Parolin: „Flow – Fotografieren als Glückserlebnis“. dpunkt 2020. 34,90 EUR. ISBN 978-3-86490-783-8.
Maria