Bekleidung beim Vorstellungsgespräch
Erfahrungsbericht einer Muffin-Mentee
Vorher
Da sich mein Studienende langsam näherte,
wollte ich mich auf der CeBIT 2001 nach zukünftigen Arbeitgebern umsehen.
Eigentlicher Anlass für eine Kontaktaufnahme war meine Suche nach einem Praktikumsplatz
und einem externen Diplomarbeitsthema.
Zu diesem Zeitpunkt fanden sich in meinem Schrank diverse Jeans, T-Shirts,
bunte Blusen und Röcke aus meiner Zeit als "Junge Wilde". Da ich viele Jahre gebraucht hatte,
um zu meinem jetzigen Selbstverständnis, Selbstbewusstsein und Kenntnisstand zu gelangen,
wollte ich mich für die Gespräche auf der CeBIT so kleiden, dass ich auf den ersten Blick
als willige Berufseinsteigerin erkannt und ernstgenommen werden würde.
Empfehlungen aus Ratgebern
Welche Kleidung für eine bestimmte Stelle angemessen ist,
ist von der ausgeschriebenen Position und Branche abhängig.
Selbstverständlich sollten Kleidung und Schuhe sauber, gepflegt und unaufdringlich sein.
Auf jeden Fall vorher probetragen.
Der FALKEN Bewerber-Knigge (ISBN 3-8068-2084-8, 1999) empfiehlt,
auf gute Verarbeitung und Qualität zu achten. Der Jackettkragen soll sich dicht
an den Kragen anschmiegen, es bleiben etwa eineinhalb Zentimeter des Blusenkragens sichtbar.
Der Schnitt sollte nicht zu eng sein, man sollte sich wohl fühlen und problemlos bewegen können.
Schuhe und Strümpfe sind immer der dunkelsten Farbe der Hose oder des Rockes angepasst
oder dunkler. Bei Hosen sollte das Bein auch dann nicht sichtbar sein,
wenn die Beine übereinandergeschlagen werden.
Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man sich vorab über die Kleiderordnung
des Unternehmens informieren.
Erwerb der Kleidung
Je früher man sie sich zulegt, um so größer die Wahlmöglichkeiten.
In einer mittelgroßen Stadt wie Bielefeld bieten sich zum Kauf Geschäfte wie Benetton
oder Sinn Leffers an, zum Teil auch Zero, S. Oliver oder Esprit.
Für die "Anfängerin" ist es einfacher, einen fertigen Anzug zu kaufen.
So ist garantiert, dass Blazer und Hose in Farbe und Stoff zusammenpassen.
Die Anzughersteller liefern meistens auch andere Kleidungsstücke zum Kombinieren mit,
etwa andersfarbige Hosen, T-Shirts, Blusen und Accessoires.
Nach meiner Erfahrung kann man einen kompletten Anzug mit Bluse bereits für
100,- Euro bekommen, insbesondere am Ende der Saison.
Mit 200,- Euro hat man schon eine gute Auswahl und bekommt interessantere Exemplare,
bei denen man nicht unbedingt Blazer und Hose in der gleichen Größe kaufen muss.
Mit interessant meine ich an dieser Stelle Farbe und Muster. Mit Schwarz, Anthrazit
und Dunkelblau liegt man wahrscheinlich nie falsch. Andererseits werden diese Farben
von den meisten getragen, es ist schick, aber nicht unbedingt aussagekräftig.
Mein erster Anzug hat einen dunklen Grünton, der je nach Licht ins Bronzene oder Braune changiert.
Leider sind selbst die Hosen der Anzüge meist für die Reinigung bestimmt und
nicht für die eigene Waschmaschine. Letzteres kann aufgrund der einfacheren Handhabung
den Tragespaß natürlich sehr erhöhen.
Praxistest
Aus meinen Einladungen wählte ich zwei aus, zu denen ich fuhr.
Beim Gespräch mit den Abteilungsleitern, Projektleitern und dem Vertreter des Praktikantenprogramms
in der IT-Abteilung eines großen Dienstleistungsunternehmens fiel mir die Wahl
der Kleidung nicht schwer. Da mein Anzug dort schon bekannt war,
wählte ich eine klassische schwarze Stoffhose mit einer blauen Bluse.
Dies schien angemessen zu sein, da ich keine spezielle Rückmeldung erhielt,
anders als bei meinem zweiten Gespräch.
Vor der Fahrt zu diesem Familienunternehmen, in deren Softwareabteilung dicht
an der Hardware programmiert wird, fragte ich mich, ob ich mich eher schick oder
leger vorstellen sollte. Nach Rücksprache mit meinem ältesten Bruder,
der selbst mehrmals Personal für eine Softwareabteilung mit ausgewählt hat,
entschied ich mich für den Anzug.
Am Tor wurde ich vom Projektleiter in Jeans und Sweatshirt begrüßt.
Bereits vor Gesprächsbeginn stellte er klar:
"Consulting machen wir hier nicht."
Im Anzug war ich hier also overdressed. Es dauerte eine Weile,
bis er mein Bild vergaß und Vertrauen in meine Kenntnisse und Ausbildung fasste.
Nachher
Inzwischen habe ich mir einen weiteren Anzug zugelegt.
Ich weiß jetzt, dass ich im Bereich Softwareentwicklung in bzw.
mit Anwenderfirmen arbeiten und zumindest am Anfang nicht in die Beratung gehen werde.
Mit dem Anzug zeige ich, dass ich meine Gesprächspartner und
den Grund unseres Treffens ernst nehme und mich vorbereitet habe.
Die erste Unsicherheit, die mit der neuen Kleidung kam, hat sich verflüchtigt.
Barbara
von Barbara