Der Blick aus dem All: Wie schön es ist!

Von oben

CoverMontags im Web: Das „Satellitenbild der Woche„.

Das ist die erste Kolumne, die das Wissenschaftsressort der Website spiegel.de online hatte. Jetzt also auch als Buch: Spannend, voller Geschichten, mit Fernwehfaktor. Und für die Momente, die man gern offline verbringt. Wenn man das Buch aufklappt, sieht man die ganze Welt. Auf der Karte in den Buchdeckeln sind die Orte markiert, die im Buch gezeigt werden. Die Seitenzahlen stehen auch mit dran: Sehr, sehr lesefreundlich :-)

Worum geht es?

Traumhaft schöne Orte, sturmumtobte Inseln, Flüsse, Meere, Metropolen, Bauten. Wüsten und Verwüstung, verborgene Raketenfabriken, Umweltzerstörung, menschliche Eingriffe in Natur und Landschaft. Spuren von Vulkanen und Erdbeben, Lavaseen und Naturhäfen. Zu den Bildern gibt es jeweils einen Text, der Fakten liefert, das Erkennen erleichert (vor allem bei Falschfarbenbildern) und Geschichten erzählt.

Tarawa, Atoll im Pazifik

Was ist die Intention? Wir können nur schützen, was wir kennen, was uns zur Schönheit und Verletzlichkeit unseres Planeten führt. Die Bilder zeigen, wie gefährdet die Schönheit unseres Planeten in vielen Gegenden schon ist. Eine ganze Flotte von Satelliten hat heute jeden Winkel unserer Erde im Blick.

Zu Beginn gibt der „nächste Raumfahrer“ aus Deutschland, Matthias Maurer, den Leser:innen sein Geleitwort mit auf den Weg. Das gefällt mir. „Um die Erde zu schützen, dürfen wir sie nicht nur bestaunen. Wir müssen auch, jeder auf seine Art, in diesem Sinne handeln. Auch daran soll dieses Buch erinnern.“ (Matthias Maurer)

Irritiert hat mich das Vorwort der Herausgeber, in dem aufgelistet wird, wer so alles an dem Buch mitgearbeitet (mitgetextet) hat: „Dass die Reakturinnen Julia Merlot, Julia Köppe und Susanne Götze […] nicht auf dem Cover stehen, liegt eher an Platzgründen.“ Nun, ich sehe auf dem Cover noch MASSIG Platz, um weitere drei Namen unterzubringen; das Buchformat ist schließlich größer als ein Din-A5-Blatt. Hier mein Tipp: Kleinere Fonts, hellere Schriftfarbe für die Autor:innen-Namen, voilà :-)

Fazit: Optisch faszinierend, garniert mit einer gut verdaulichen Menge an Infos; geschenktauglich, regt zum Nachdenken & Träumen an.

Themen

  • Stadt, Land, Fluss
  • 7 Weltmeere
  • Schönste Orte
  • Gefahr!
  • Wie der Mensch die Erde prägt

Jörg Römer und Christoph Seidler (Hrsg.): „Von oben. Die schönsten Geschichten, die Satellitenbilder über die Erde und uns Menschen erzählen“. Deutsche Verlags-Anstalt DVA 2021. 24,- EUR (D) / 24,70 EUR (A) / 33,90 CHF (Schweiz). ISBN 978-3-421-04891-2.

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„Ich bin für eine Weile nicht auf dem Planeten. Zurück im Mai“

Die lange Reise

Cover„Ich bin für eine Weile nicht auf dem Planeten. Zurück im Mai“ lautet die Abwesenheitsnotiz von Samantha Cristoforetti. Sie ist mal eben weg, für 200 Tage auf der ISS. Bis die Ingenieurin und Pilotin endlich im Orbit ankommt, war es allerdings ein langer Weg. Sehr lang.

Mit Wissbegier, Beharrlichkeit und etwas Glück absolvierte sie die anspruchsvolle Ausbildung. Von Nov. 2014 bis Jun. 2015 war sie mit 5 weiteren Astronaut:innen auf der Internationalen Raumstation (ISS). Von den Lehrjahren über die Zeit im All bis hin zur Rückkehr auf die Erde erzählt sie auf sehr persönliche Weise. Man sitzt ihr quasi auf der Schulter und bekommt alles hautnah mit.

Dabei erfährt man eine Menge: Welche Gedanken begleiten die letzten Stunden vor dem Abflug? Womit entspannt man sich nach einem langen Arbeitstag auf der Raumstation? Wie fängt man einen Raumtransporter ein? Wie ist es so im Team? Ja, auch: Wie ist das mit den Pinkelpausen oder dem Duschen?

Was mir nicht so gefällt… Die Überschriften sind ein bisschen wie Logbucheinträge: Ort, Datum. Sonst verrät der Titel vom Kapitel nix. Das ist zwar dramaturgisch nachvollziehbar, ich hätte es aber vorgezogen, wenn die Titel etwas mehr vom Inhalt verraten hätten, also um was es geht. So, das war jetzt Jammern auf hohem Niveau.

Ein anderer Punkt bekommt eine deutlichere Änderungsempfehlung für die nächste Auflage: Die Illustrationen, die die Station anschaulich darstellen, sind ganz hinten im Buch. Und ich habe erst auf Seite 466 gecheckt, dass es überhaupt Illustrationen gibt. Bis dahin hatte ich nur 1 Zettel gesehen, die handgeschriebenen Notizen zur Prüfungsvorbereitung auf Seite 222. Schade! Zur Orientierung wäre ich gern früher drauf hingewiesen worden (z. B. im Vorwort).

Gut ist, dass es ein Glossar gibt, bei den englischen und russischen Abkürzungen kann man doch mal den Überblick verlieren. Insgesamt finde ich, dass sich das Buch sehr leicht liest (es ist sogar gekennzeichnet, wenn technischere Inhalte kommen, so dass man darüber hinweg blättern kann, wenn man möchte).

Dankbar bin ich für die Tipps, die mir jenseits der Reisegeschichte das Leben erleichtern. Zum einen die Regeln zum Umgang mit Presse und Fernsehen: „Verliere nicht die Geduld. Sag nur, was du wirklich weißt. Diskutiere nicht über Tagespolitik. Rede nicht über dein Privatleben und deine Familie.“

Zum andern das Prinzip: Train hard, fight easy. Das bedeutet, dass man sich auf alle erdenklichen Missgeschicke, seltene Unglücksfälle und minimal wahrscheinlichen Pechsträhnen intensiv vorbereitet. Um es dann im Ernstfall viel leichter zu haben und auch kritische Situationen sehr gut meistern zu können – handwerklich wie mental.

Die Autorin

Samantha Cristoforetti ist 1977 in Mailand geboren worden. Sie studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München. Beim Auswahlverfahren der ESA setzte sie sich gegen mehr als 8.400 Bewerber durch und wurde 2009 als einzige Frau unter sechs neuen Astronauten, darunter auch Alexander Gerst, ins Europäische Astronautenkorps berufen. Sie spricht Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Russisch und arbeitet im Astronautenzentrum der ESA in Köln.

Fazit: Beeindruckend und inspirierend.

Stationen auf dem Weg „nach oben“:

  • Flugplatz
  • Space Center
  • Sternenstädtchen / Russland
  • Houston
  • Noginsk
  • Baikonur
  • Kosmodrom
  • Sojus
  • ISS
  • Namibia

Samantha Cristoforetti: „Die lange Reise. Tagebuch einer Astronautin“. Penguin 2019. 24,- EUR (D) / 24,70 EUR (A). ISBN 978-3-328-60103-6.
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Schrittweise zu Content, der das Ziel erreicht

Ein Arbeitsbuch für Content-Marketing

BuchcoverWie auch schon in der ersten Auflage – von Maria bereits rezensiert – ist das Buch als Leitfaden angelegt und soll der geneigten Leserin Schritt für Schritt bei der Erstellung und Umsetzung einer eigenen Content-Marketing-Strategie helfen.

Am Anfang wird zunächst geklärt, wieso ich das als Unternehmen überhaupt machen sollte. Aufbauend darauf wird die Planung, die Erstellung, Distribution und Erfolgsmessung der Strategie beschrieben. Jedes Thema wird dabei zunächst erläutert und mit konkreten Beispielen aus der Praxis verständlich gemacht. Im Anschluss erfolgt eine „Challenge“, die es mit dem erworbenen Wissen zu meistern gilt. Im ganzen Buch verteilt, gibt es immer wieder Raum für eigene Notizen und jede Menge Checklisten. Den Abschluss bildet ein Glossar.

Die Autorin vermittelt ihr Wissen in einem lockeren Plauderton. Für meinen Geschmack ist der Plauderton stellenweise übertrieben, z. B. wenn ich zum 5. Mal daran erinnert werde, dass ich den Raum für Notizen unbedingt nutzen sollte oder wenn spontan irgendwelche englischen Begriffe genutzt werden, weil – ja warum eigentlich? Dass der englische Begriff „Content“ häufig vorkommt, finde ich fein. Aber warum „word-of-mouth“ anstatt „Mundpropaganda“?

Eine Sache nervt mich ziemlich: Viele Begriffe werden benutzt, aber zunächst nicht erläutert. Die Erläuterung erfolgt meist viel später. Auch erst sehr spät werde ich auf das Glossar hingewiesen. Für eine der nächsten Auflage würde ich empfehlen, dies zu ändern.

Inhaltlich steckt in den knapp 350 Seiten eine Menge drin. Sowohl theoretische Modelle (bspw. FISH-Content-Modell, Hero-Hub-Help-Modell) als auch gute Erläuterungen zur Theorie sowie praktische Tipps (z. B. Bilddatenbanken für kostenlose Bilder).

Eine Sache fand ich etwas praxisfremd: Das Credo des Buches ist es, dass Content an der Nützlichkeit für die Leserin ausgerichtet sein sollte. Falls also der Vorstand des Unternehmens sein Lieblingsthema – ohne Blick auf die Leserin – platzieren will, solle man das nicht veröffentlichen. Da hätte ich mir wenigstens den Hinweis darauf gewünscht, dass man ihn mit Hilfe des Buches überzeugen könne, dass das keine gute Idee ist. Ansonsten ist man vermutlich seinen Job schneller los als man „Content-Marketing-Strategie“ sagen kann ;-).

Fazit: Steckt viel drin, Marketing-Newbies sollten unbedingt das Glossar frühzeitig konsultieren.

Themen

  • Vorbereitung: Marke, Ziele und Zielgruppen
  • Content-Planung: Themenfindung, richtiger Content und Ressourcen
  • Content-Erstellung: SEO, Webtext und Visual Content
  • Content-Distribution: Mediatypen und Distributionskanäle
  • Content-Erfolg: Messen, Analysieren und Optimieren

Ines Eschbacher: „Content Marketing – Das Workbook (2. Auflage)“. mitp 2021. 22,- EUR. ISBN 978-3-74750-413-0.

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Mehr aus dem Hirn rausholen bei weniger Stress

Kopf frei!

CoverNein. Es geht nicht um Selbstoptimierung. Es geht um einen schlauen Umgang mit der eigenen Denkfähigkeit.

Unser stressiger Alltag ist voll von Störungen: Infos prasseln ständig auf uns ein und verstopfen unseren Kopf, Emails und (soziale) Medien lenken uns permanent ab. So wird das Denken oberflächlich. Und unser Seele fühlt sich ausgepowert, wir werden fahrig und machen Fehler. Die Aufmerksamkeit für das, was wirklich wichtig ist, geht futsch.

Das Buch greift die Folgen auf: Überlastung und Konzentrationsverlust. Der Autor präsentiert seine (wissenschaftlich untermauerten) Erfahrungen, mit denen sich Konzentration, Kreativität und Aufmerksamkeit verbessern lassen.

Zunächst wird erklärt, was die Digitalisierung und die steigende Informationsflut mit uns macht. Ich erfahre, warum mein Gehirn mit komplexen Herausforderungen schnell überfordert ist. Der Wissenschaftler verrät mir, wie man die eigene Aufmerksamkeit – das ist der Schlüssel zu allem anderen – besser steuern kann. Er liefert Impulse, Übungen und Empfehlungen, wie ich mit dauernder Reizüberflutung, Multitasking und digitalem Stress umgehen kann.

So lerne ich, wie ich meine Wahrnehmung schärfe, das Gedächtnis verbessere und Konzentration und Ruhe wieder finde. Vor allem stille Momente haben magische Fähigkeiten, nicht nur um kreativen Ideen näher zu kommen.

Der Autor ist Neurologe, praktizierender Psychiater und Prof. Und dieses Wissen bringt er hier ein. Geschrieben ist das anschaulich und unterhaltsam. Auch wenn ich am Anfang dachte, dass der Typ etwas selbstverliebt ist. Falsch gedacht, ich hatte mir nur nicht die Zeit (und Offenheit) genommen, mich auf den Stil einzulassen. Beispiel gefällig? „Möglicherweise kann ich Ihnen nämlich helfen, Ihren Kopf wieder »frei «zu bekommen. Keine Sorge, rein anatomisch bleibt alles an seinem Platz.“ Wirkte auf mich erst mal effektheischend, seine Kompetenz hat mich dann schnell versöhnt. Besonders gut haben mir am Ende zwei Dinge gefallen: Der Blick in die Zukunft ist zuversichtlich. Ein erwachsenes Wort ist abschließend an Eltern gerichtet, die wirklich viel zu einem stabilen Fundament der neurologischen Entwicklung der Kids beitragen können.

Fazit: Fundiert, Tipps einfach auszuprobieren und doch herausfordernd (gegrüßt sei mein Schweinehund)

Themen

  • Aufmerksamkeit macht klug
  • Information Overload
  • Fehler vermeiden
  • Impulskontrolle (!)
  • Entspannung
  • Kreativität und Ideen
  • Gut entscheiden
  • Die verlorene Zeit
  • „Zerstreuung“ und Abschweifen: Wendung nach innen
  • Kinder denken
  • Ausblick auf die Zukunft

Prof. Dr. Volker Busch: „Kopf frei! Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen. Im digitalen Alltag leistungsfähig und gesund bleiben“. Droemer Knaur 2021. 18,- EUR. ISBN 978-3-426-27865-9.

Wissenschaftliche Arbeiten, Bücher, Artikel und noch mehr findet man unter
www.drvolkerbusch.de/publikationen

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Eher Programmierbuch als Informatikbuch

Alles, was du für Informatik brauchst

CoverDie Neuerscheinung will ein Nachschlagewerk für den Einstieg in die Informatik und ein Übungsbuch für das Programmieren sein. Soweit der Anspruch, den das Buch an sich selbst hat. „Alles, was du für Informatik brauchst“ und „Das Starterkit für angehende Programmierer“ (sic!) – das sind ja schon zwei große Themenbereiche.

Die Zielgruppe umfasst Schüler:innen bis hin zu Studis. Die außergewöhnliche Gestaltung im Design eines dicken linierten Notizbuchs mit Scribbles und Cartoons sorgt für Auflockerung. Ein paar Fragen, Multiple-Choice oder Lückentext o. ä. beenden die Kapitel.

Leider: Abzüge in der A-Note.

Fast hätte ich über die ersten einleitenden Abschnitte nicht weiter gelesen. Denn ich fand die Grundlagen zur Informatik nicht besonders gut dargestellt. Warum? Unter der Überschrift „Was ist Informatik“ finde ich in dem kurzen Abschnitt prominent den Satz „Ein Computer ist ein Gerät, das…“ Okay, es geht also bei Informatik im Wesentlichen um Geräte?! Vielleicht etwas kurz gedacht. Weiter: Eine Tabelle stellt gegenüber, was „Informatik ist“ und „nicht ist“. Hier sehe ich Informatik mit Programmieren gleichgesetzt. Muss mir nicht gefallen, ist mir jedenfalls zu eng gefasst; vielleicht passt das zum Lehrplan in den Schulen. Seufz. Ah, doch noch ein besserer Satz: „Informatik ist eine Form der Problemlösung.“ Da kommen wir der Sache näher. Ich lese also doch weiter.

Weiter geht es mit der Geschichte. Hier finde ich den ersten Computer der Welt: Colossus Mark I. Hmmmm, da gab’s doch vorher schon mal Zuses Z3. Solche absoluten Behauptungen, die eher eine Einschätzungsfrage sind (man kann auch an Babbage und Lovelace denken oder an das zahnradgesteuerte Stück Technik aus Antikythera), sollten nicht als Fakt da stehen.

Weiter im Text: Der Versuch, das Prinzip Input > Verarbeitung > Output zu erklären, geht m. E. daneben. Denn hier kommt der Autor auf die Analogie „Essen > Verdauen > Ausscheiden“. Und meine Assoziation ist sofort, Output ist wie Sch… ?!

Noch zwei Beispiele, diesmal zum Thema Dokumentation: Es gibt zwei Arten von Dokumentation, steht da geschrieben, nämlich „Kommentare und README-Dateien.“ Oooookay. Was ist mit Tickets, also Anforderungsbeschreibungen, Akzeptanzkriterien, technischen Entscheidungen zwischen Alternativen ….? Wieder etwas verkürzt und dabei als einzige Punkte formuliert. Hmpf.

Schade, denn gerade bei Büchern für den Nachwuchs sollte man doch klarer schreiben.

Und nun: Das Gute.

Ganz gut sind die Kapitel zu Scratch gelungen. Auch die Python-Kapitel sind OK. (Hier habe ich die Schwächen mal gnädig als lustiges Zitat eingeordnet: „Alpha-Tester sind meist Freunde von Programmierern oder andere vertrauenswürdige Personen.“ Soso.) Die Erklärungen zu HTML und CSS sind dagegen ein guter Einstieg.

Besonders gut: Es gibt einen Index (Stichwortverzeichnis) und ein Verzeichnis am Ende für ein paar Programmiersymbole (Symbole für gleich, ungleich usw.).

Empfehlung: Als Ideen für die nächste Auflage empfehle ich, die Anregungen oben zu überdenken. Vielleicht sollte bei der Übersetzung eine erfahrene IT-Person das Texten übernehmen. Vielleicht sollte man jemanden aus der Informatik involvieren, die oder der aus konzeptioneller Sicht eine andere Perspektive einbringt – das hier klingt für mich wie ein mir bekannter autodidaktisch gebildeter HandsOn-Programmierer mit angelesenem, aber nicht immer umfänglich bekanntem oder verstandenem Grundlagenwissen.

Fazit: Mittelprächtig

Themen

  • Computersysteme
  • Datenanalyse
  • Bugs, Bits und Bytes
  • Softwareentwicklung
  • Algorithmen
  • Programmierregeln
  • Scratch
  • Python
  • Webentwicklung, HTML, CSS

Grant Smith: „Big Fat Notebook – Alles, was du für Informatik brauchst. Das Starterkit für angehende Programmierer“. VERLAG 2021. 16,95 EUR (D) / 17,50 EUR (A). ISBN 978-3-7432-0980-0.

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Vitzig und vorbildlich

V – Das weibliche Geschlecht

CoverInhaltsseiteDas Buch ist nix für Verschüchterte – da wird schon sehr offen und auch mal frech formuliert. Gegen Männer? Nein, nur gegen dumme Vorurteile und Klischees.

Worum geht’s?

Für Viele ist das weibliche Geschlechtsorgan leider immer noch ein schambehaftetes Areal, dessen Existenz am liebsten im Verborgenen gehalten werden sollte und dem die passive Rolle beim Sex zugeschrieben wird.

Die Vulva wurde viel herumgeschubst, ihr wurden im Laufe der Zeit mehr gegensätzliche Eigenschaften und Fähigkeiten nachgesagt, als sie Nervenenden besitzt. Das muss sich ändern!

Die Autorinnen kämpfen für mehr Akzeptanz. Sie schaffen mit ihrem Buch ein positives Bewusstsein für das weibliche Geschlechtsteil und Geschlecht. Dabei räumen sie endlich und gründlich mit alten, meist von Männern geschaffenen Vorurteilen auf.

Wie kam es geschichtlich dazu, dass die Vulva mit so viel Scham behaftet ist? Wie funktioniert sie? Und – mal ehrlich – WAS GENAU ist eigentlich die Vulva….?

Wieso ist weibliche Sexualität im gesellschaftlichen Bewusstsein ein zweischneidiges Schwert, das nur zwischen Schlampentum und Frigidität unterscheidet – oder bestenfalls einfach gar nicht zur Sprache kommt?

Mit einem Plädoyer dafür, angesichts all der Penis-Kritzeleien auf öffentlichen Toiletten längst überfällige Ergänzungen vorzunehmen: Eine (vielleicht doch ernst gemeinte) Anleitung, wie man eine Vulva kritzelt. Also sogar zwei, weil die sich ja unterscheiden, da würde ein Beispiel doch zu wenig sein. Ha!

Mit viel Witz, Charme und gnadenloser Offenheit, etwas rotzig (aber nie unter der Gürtellinie – Wortspiel…) zeigen die beiden Ladys hier, welch wunderbares Körperorgan jede Frau besitzt. Der Stil gefällt mir, z. B. im Abschnitt zum Tragen „freizügiger“ Kleidung (die es mir nur bei Frauen und Mädchen zu geben scheint…): „Wie paradox und unangenehm ist das denn, bitte?“

Humorvolle und naturgetreue Illustrationen, Interviews, Meinungsumfragen (nicht repräsentativ, dafür erhellend), Zitate und Fakten begleiten die Leser:innen vom Vorwort bis zum Literatur-, Filmtipp- und Linkverzeichnis.

Leider muss ich einen herben Abzug in der B-Note geben: Hell türkisfarbene Schrift auf weiß, wer soll das entspannt lesen können? Meine Augen nicht, das geht doch besser! :-)

Inhaltsseite

Mein Lieblingskapitel? Alle! Und außerdem das Kapitel, wofür sich Mädchen sicher nicht schämen müssen/sollen/(dürfen). Zitat: „Auf den folgenden Seiten findet ihr einige weibliche Probleme, die bitte umgehend aus der Welt geschafft werden müssen. Danke.“

Genau, Danke, Mädels!

Autorinnen

Josefine Britz und Iris Schmitt haben sich beim Studieren von Design- und Kommunikationsstrategie kennengelernt. Eher zufällig haben sie festgestellt, dass sie beide nicht nur unangenehme Erinnerungen an den Sexualkundeunterricht teilen, sondern ein weiteres Talent teilen – offen und ehrlich über vermeintlich Unangenehmes zu reden. Diese Stärke und der persönliche Drang nach einem schamlosen Umgang mit Themen rund um die Vielfältigkeit des weiblichen Geschlechts haben die beiden dazu inspiriert, das Konzept und damit das Buch als gemeinsame Masterarbeit zu schaffen. „V“ ist für beide eine echte Herzensangelegenheit: Mit Humor und Ehrlichkeit das weibliche*diverse Selbstbewusstsein in vielerlei Hinsicht zu stärken. Und das gelingt ihnen doch sehr gut, wie ich finde :-)

Fazit: Mutig, motiviert und sehr, sehr überfällig. Danke dafür!

Themen

  • V wie …
    • Vielfalt
    • Vulkan
    • Versuchung
    • Verständnis
    • Verwöhnen
    • Verkehr
    • Verhütung
    • Vibrator
    • Vagina und Vulva
  • Anatomie, Phänotypen (wie sieht’s denn nun „richtig“ aus?)
  • Haare, Gerüche, …
  • Hysterie (oder nicht)
  • Schämen (oder nicht)
  • Weiblicher Orgasmus
  • Selbstbefriedigung
  • Menstruation

Josefine Britz und Iris Schmitt: „V – Alles über das weibliche Geschlecht“. südwest 2021. 18,- EUR (D) / 18,50 EUR (A). ISBN 978-3-517-09975-0.

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Krake für Kinder und Kindgebliebene

Faszination Krake

CoverDer Ozean mit den Augen eines Kraken. Spoiler: Recheckig!

Schöne, realistische und zugleich phantastische Schwarzweißbilder. Viele Impulse: Was zum Ausmalen, Quatschgedichte, Literaturtipps, Filmtipps, Suchbilder, Kinderwitze.  Diese und weitere motivierende Stellen im Buch gefallen mir sehr gut. Da kann ich als Leserin z. B. selbst etwas über mich eintragen. Und dann: „Lies mal vor!“ Sowas alles…

Und der Inhalt?

Wow! Eine Vielfalt an Kraken, Kalmaren, Oktopussen, Tintenfischen, Sepien… soviele unterschiedliche Typen. Und das zeigt einem schon das erste Aufblättern. In den Umschlaginnenseiten zeigen Skizzen schon die verschiedenen (Celaphopoden-)Tiere.

Mir gefällt auch der frische Schreibstil: Mit Gendersternchen, also ein Buch auf aktuellem „Sprachniveau“. Und sonst? Die Texte wirken auf mich, als säße der Autor mit ein paar Kindern im Kaminzimmer. Ab und an schweift er beim Erzählen über Kraken immer wieder hierhin ab und dorthin ab. Ach ja… und wusstet Ihr eigentlich…? So lange, bis er dann doch früher als erwartet wieder beim Thema ankommt. Und das auf eine sehr warmherzige, atmosphärisch dichte Art und Weise. Große Sachliteratur für ein junges Publikum.

Eingestreut in die Fakten und Geschichten zum Kraken gibt es Fakten „für Schlauköpfe“, z. B. über eine riesige Wolke aus Alkohol im Zentrum der Milchstraße, die nach Rum und Himbeeren duftet. Anders als bei den üblichen Büchern war ich jedesmal neugierig, was mich auf der nächsten Seite erwartet. Nochmal: Wow!

Damit sind wir bei der Dramaturgie: Beim Umblättern kann ich unmöglich vorher ahnen, was auf der nächsten Seite kommt, ein Buch voller Überraschungen. Gerade war ich gedanklich noch bei Weltraumnebeln, da stellt sch mir der Autor erst mal persönlich vor (anhand seiner Kinderträume). Ein Feuerwerk an Wissensvermittlung. So präsentiert, dass ich mir viel davon einfach gut merken kann – denn es kommt überraschend und neu daher. Außerdem bekam ich immens Lust, ein paar Sachen noch durch eine eigene tiefere Recherche zu vertiefen. Kurbelt die Neugier an, macht wach und wissbegierig!

Zurück zum Inhalt: Was haben Ozean und Weltall gemeinsam? Wie sind Kraken und Menschen entstanden? Was genau sind Kopffüßer – und warum heißen die so komisch? Kraken sind die ältesten intelligenten Lebewesen unseres Planeten, sehr fremdartig. Ihre Fähigkeiten lassen uns staunen.

Schließlich noch das Äußere: Ein haptisches Cover mit fühlbarem goldenem Mond, vor dem ein großer Oktopus entspannt vorübergleitet. Das Buch weist eine robuste, schwere Qualität auf – ich stell mir das in einem Ohrensessel vor, in dem ich sitze und daraus vorlese.

Fazit: Wenn Du nur 1x im Leben 1 Kinderbuch verschenkst, könnte es ganz gut dieses sein!

Themen

  • Ozean
  • Weltall
  • Kopffüßer
  • Evolution
  • Genetik
  • Bionik
  • Intelligenz
  • Leuchttiere

Michael Stavarič und Michèle Ganser: „Faszination Krake. Wesen einer unbekannten Welt“. Leykam 2021. 25,- EUR. ISBN 978-3-7011-8202-2.

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Leben in der Stadt. Motive mit Menschen.

Streetfotografie

Cover Urbanes Leben, großen Metropole, besondere Plätze bieten viele Möglichkeiten. Alltagsszenen und Augenblicke mit der Kamera festhalten oder kleine Geschichten durch ein Bild erzählen. Auch im unmittelbaren Umfeld, sei es die Kleinstadt, das verschlafene Nest oder der Arbeitsalltag, finden sich für die Straßenfotografie ausreichend Gelegenheiten für authentische und ausdrucksstarke Fotos. Ihre Erfahrungen dazu teilt die Autorin und Fotografin in diesem Buch. Es besteht aus genau 3 Teilen: Einleitung (2 S.), Übungen (191 S.) und Fazit (1/2 S.) – 75 Übungen, um genau zu sein.

Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Gestaltung und der Vorbereitung. Technische Details oder Tipps kommen nur ganz vereinzelt darin vor. Als Motiv steht der Mensch im Mittelpunkt. Dafür ist mir der Hinweis zu kurz gekommen, wann man die Protagonisten um Erlaubnis fragen muss, Stichwort: Recht am eigenen Bild. Es wäre schön, wenn die nächste Ausgabe dazu etwas mehr Hilfe geben würde (speziell auf Europa/Deutschland bezogen).

Lichtverhältnisse sehen und „auf die Lauer legen“, den richtigen Moment erkennen, schnell reagieren; um ein sauber komponiertes Bild zu bekommen, gehört alles das mit zum Handwerkszeug. Wer gezielt etwas ausprobieren möchte, findet im Stichwortverzeichnis die „Abkürzung“ zum Gesuchten.

Manches wiederholt sich ein bisschen in den Texten. Was sich auch nicht ganz vermeiden lässt, wenn jede Übung für sich stehen können soll.

Bei den Beispielbildern fehlte mir manchmal ein (ausführlicherer) erläuternder Text, weil mir nicht sofort ersichtlich war, wieso gerade dieses Bidl die Übung veranschaulicht. Oder weil ich mehr über die Entstehung des Bildes erfahren wollte, um die Übung besser selbst nachmachen zu können.

Tolle Ideen habe ich für ungewöhnliche Selfies für mich mitgenommen. Mein zweites Herzensthema sind dann jetzt wohl… Hände!

Fazit: Viele Anregungen, ein paar davon könnte man weglassen (zu ähnlich) und damit die nächste Auflage straffen. Ansonsten tolles Thema :-)

Themen

  • Straßenportraits
  • Ausdruck
  • Licht
  • Schatten / Silhouetten
  • Streiflicht
  • Abstraktion
  • Spannung
  • Bewegung
  • Komposition / kreative Ausschnitte
  • Farbe und Schwarzweiß

Valérie Jardin: „Streetfotografie. 75 Übungen für bessere Bilder“. dpunkt 2021. 29,90 EUR. ISBN 978-3-86490-832-3.

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In 80 Spielen durchs LOT

80 Spiele für Live-Oline-Trainings

CoverLive-Online-Trainings (LOT) erleben (offensichtlich) einen Boom. Virtuelle Lernformate können oft genau so reichhaltig und lebendig sein wie Face2Face-Veranstaltungen. Hier wie dort sorgen die Formate dafür, dass sich die Teilnehmer:innen kennenlernen, in Interaktion gehen, Themen bearbeiten. Dass gewiefte Anwendung, Auffrischungen und Wiederholungen das Gelernte vertiefen.

Virtuelle Vorreiter:innen und Praktiker:innen sind der Einladung gefolgt, ihre besten Übungen und Spiele zu beschreiben. 22 davon habe ich als persönliche Lieblingsübungen für mich markiert. Davon will ich mir jetzt nochmal 4 ansehen, mit denen ich meinen nächsten Workshop bestreiten könnte. Mal sehen, mal sehen…

In der vielfältigen Sammlung finden sich Spiele, die teilweise nur online funktionieren sowie klassische Übungen, die durch einen gewissen Dreh nun auch online durchgeführt werden können. Alle Beschreibungen sind kurz und gleichzeitig nachvollziehbar und sofort umsetzbar. Man erfährt jeweils auch etwas über Einsatzbereich, den Vorbereitungsaufwand, Anforderungen an die Plattform, Spielvarianten und bekommt weitere praktische Hinweise der Trainingsprofis.

Ein Beispiel: „Das weiße T-Shirt“ (Vorschlag von Evelyne Maaß und Karsten Ritschl). Hier üben die Teilnehmenden mit einem T-Shirt das improvisierte Geschichtenerzählen. Mit haptischem Anteil, der das Ganze eindrucksvoll macht.Wie genau, das steht im Buch ;-)

Fazit: Umfangreiche Werkzeugkiste für Gruppen, die sich online zusammenfinden. Praxis-bewährt.

Themen

  • Aktivierung für Zwischendurch
  • Abwechslung, Auflockerung, Bewegung
  • Feedback, Reflexion & Rückmeldungen
  • Gelerntes verankern
  • Kommunikation
  • Kooperation
  • und der passende Abschluss

Gert Schilling (Hrsg.): „80 Spiele fürs Live-Oline-Training. Von der Aktivierung bis zur Interaktion mit Tiefgang: Lebendige, sofort umsetzbare Übungen für virtuelle Lernformate“. managerSeminare 2021. 49,90 EUR. ISBN 978-3-95891-085-0.

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IT-Vorträge & Co. verdichtet visualisieren …

… und Gelesenes auch.

Sketchnotes in der IT

CoverDas ist das einzige Sketchnotebuch für den IT-Bereich, das ich kenne. Und es braucht Konkurrenz auch nicht zu fürchten. Es enthält, komplett aus der Perspektive der Arbeit in der IT eine vielfältige Einführung ins Sketchnoting für alle möglichen Einsatzbereiche. Alle Einsatzbereiche kann ich mir gut vorstellen (nur nicht die tägliche Arbeitsplanung, was an meinen persönlichen Präferenzen liegen mag).

Zuerst gibt es allgemeine Grundlagen: Aufbau des Buches, Definition von Sketchnotes, analoge und digitale Sketchnotes. Dann folgen genau die verschiedenen Settings, für die Sketchnotes eine gute Wahl sein können. Die Tipps, wie man niedrigschwellig anfängt und sich dann nach und nach steigern kann, haben mich überzeugt und können auch skeptische Neulinge leicht motivieren.

Die Materialtipps sind sehr kurz gehalten, allerdings absolut ausreichend, da findet man die wesentlichen Punkte (z. B. was brauchbare Stifte „können müssen“).

Toll:

Einige Symbolideen finde ich sehr passend, z. B. die Idee, wie man „Benutzbarkeit“ skizzieren kann. Sehr, sehr einfach sind auch die Zeichenanleitungen, schlicht und „unvermalbar“, alle als Schritt-für-Schritt-Abfolge dargestellt. Außerdem gefällt mir außerordentlich gut der Hinweis, wie man selbst auf weitere, eigenen Ideen kommt, u. a. mittels Anschmeißen der bewährten Googlemaschine (kleiner Spoiler, z. B. so: $begriff icon).

Nicht so toll:

Bei den Grafiken, die das jeweils im Text beschriebene veranschaulichen sollen, gab es einige wenige, die mir nicht gefallen haben. Warum? Es sind Abbildungen, bei denen zwar vermerkt ist, aus welchem Vortrag-Sketching sie stammen (mäßig interessant), aber nicht, was sie genau verdeutlichen sollen. Und im dazu gehörigen Abschnitt ist auch nicht auf die Abbildungsnummern referenziert. Hmpf. Die zweite Sache, die mir nicht gefällt, ist im Abschnitt „Vorbereitung“ zu Votragssketches zu finden. Da rät die Autorin tatsächlich: „… solltest du deinen digitalen Stift zur Hand haben.“ Im Ernst?! Wer da nicht selbst drauf kommt, wie soll er oder sie dann aus dem Vortrag in Echtzeit die wichtigsten Punkte herausfiltern können, um sie zu zeichnen? (Meine bescheidene Meinung zur Qualifikation und grundlegender kognitiven Voraussetzung …). Der Satz kann in der nächsten Auflage raus ;-)

Added Value:

Der Hinweis, dass man Sketchnote sehr gut teilen kann, so dass andere (z. B. Vortragsteilnehmende) auch was davon haben. Mein erster Gedanke: Sowas ist auch super zum Netzwerken geeignet :-)

Anders als andere „Protokolle“ sieht man sich solche verdichteten Infos, die visuell ansprechend sind, doch eher nochmal an, um sich das jeweilige Thema ins Gedächtnis zu rufen.

Autorin

Lisa-Maria Moritz ist Softwareentwicklerin. Sie arbeitet als Consultant im Bereich der Full-Stack-Entwicklung und interessiert sich auch für Softwarearchitektur. Seit einigen Jahren macht sie unter anderem bei Meetups und Konferenzen Sketchnotes, um das sich an das Gehörte besser erinnern zu können. Sie begleitet seit 2020 regelmäßig „Softwarearchitektur im Stream“ mit einer Sketchnote. Ihre Expertise merkt man dem Buch an. Online ist sie als teapot418 präsent, nach ihrem Lieblings-HTTP-Status-Code ist „418 – I’m a teapot“. In ihrem Blog kann man sich einen Eindruck verschaffen: www.sketchnotes.tech/blog

Fazit: Handwerklich erstklassig, in gut verständlichen Abschnitte dargestellt. Perfekte Länge. Auch für „Unkreative“ absolut machbar.

Themen

  • Sketchnotes von Vorträgen
    • Live
    • Aufgezeichnetes
  • Sketchnotes als Überblick über Schriftliches (Bücher, Blogs etc.)
  • Sketchnotes von Meetings
  • Symbolbibliothek

Lisa Maria Moritz: „Sketchnotes in der IT. Abstrakte Themen mit Leichtigkeit visualisieren“. dpunkt 2021. 22,90 EUR. ISBN 978-3-86490-830-9.

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Space-Hamsta! Nicht süß! (Doch)

Das Raumschiff der kleinen Forscher

CoverKim, Vanessa und Metin staunen nicht schlecht, als sie einen kleinen Hamster treffen, der ein  Raumschiff fliegt. Er lädt sie ein, ihn zu seinem Heimatplaneten zu begleiten. Auf ihrer Reise durch den Weltraum erleben sie jede Menge Abenteuer …

Das Besondere an diesem Buch ist, dass es richtige Wissenschaft enthält. Und dass man mitmachen kann! Viele Zutaten habt Ihr vielleicht schon zu Hause: Eine Batterie, einen Staubsauger, Ü-Eier, einen Luftballon und hier und da eine:n Erwachsene:n.

Junge Bücherfans sind eingeladen, mit auf eine Weltraummission zu kommen und dabei Forscher:in, Ingenieur:in und Techniker:in zu werden.

Die Mischung ist sehr gelungen, die Zielgruppe wird mitreißend in die Abenteuer katapultiert… und die Experimente passen sehr gut in den Kontext der Geschichte. Die Kids werden hier immer in ihrer eigenen Weltsicht ernst genommen. Mehr als die Erwachsenen, die nur assistierende Funktionen haben. Sehr lustig und angemessen finde ich auf jeden Fall, dass die Erwachsenen unter der Zutatenliste der Experimente eingebaut sind!

Schön ist auch der Cliffhanger am Ende, die Rückreise könnte nochmal ein Buch geben. Das will ich dann auch lesen!

Jo Hecker ist Autor und Ingenieur und Wissenschaftsjournalist, er erklärt anhand von einfachen Experimenten verschiedene Phänomene absolut einprägsam.

Ein Lieblingslearning von mir in diesem Buch ist diese Definition, die ich daraus mitnehme: Statistik ist ausprobieren und zählen, Mathematik ist vorher überlegen und weiterdenken.

Fazit: Lustige Mischung aus Abenteuer, Mathematik & Naturwissenschaft. Selbst lesen, verschenken, unbedingt einige Experimente ausprobieren! Unbedingt!!!

Themen

  • Wie oft muss man 1 Tafel Schokolade brechen? (Nachher unbedingt die Schokolade essen)
  • Ü-Eier-Experimente (vorher unbedingt die Schokolade essen)
  • Kaugummis kauen für die Sicherheit
  • Planeten mit und ohne Atmosphäre
  • Feuer, Wasser
  • Gefahr, Rettung

Joachim Hecker (Autor) & Sabine Kranz (Illustratorin): „Das Raumschiff der kleinen Forscher. Spannende Experimente zum Selbermachen“. rowohlt 2021. 20,- EUR. ISBN 978-3-499-21738-8.

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Eins sein mit der Welt, durch die Kameralinse

Flow – Fotografieren als Glückserlebnis

CoverAm Beispiel der Straßenfotografie nimmt uns die Autorin (Biologin und Fotografin) mit auf ihre persönliche Reise zum Flow. Also zum Zeitvergessen und Einswerden mit der Welt, transportiert durch den Akt des Fotografierens.

Der Anspruch ist, das Phänomen des Flows auf wissenschaftlicher Basis zu vermitteln und die Verbindung zur Fotografie zu beleuchten. Dabei knüpft das Buch an die Erfahrung der Leser:innen an; denn fast jede und jeder hat diesen Zustand schon mal erlebt, beim Musizieren, beim Sport, beim Lösen einer komplizierten Aufgabe, beim kreativen Schreiben oder eben auch beim Fotografieren. Oft ist das ein wichtiger Faktor, der auch die Weiterentwicklung hin zur Expertise auslöst, unterstützt oder triggert.

Neben den Erläuterungen zum Flow und wie dieser beim Fotografieren quasi eingeladen werden kann, gibt es Aufgaben, die man ausprobieren kann. So bekommtn man Impulse für eigene Umsetzungsideen (d. h. Herausforderungen finden, die für Flowerlebnisse notwendig oder hilfreich sind). Mein Favorit: Einmal losgehen und soviel wie möglich zu einem vorher festgelegten Thema fotografieren (eher wildes Knipsen, einfach draufhalten, „aus jedem erdenklichen Winkel“). Und dann dasselbe mit Limitierung: Maximal 5 Fotos zu machen ist erlaubt. Nach beiden Sessions ist die Aufgabe damit beendet, 1 einziges Foto aus der Ausbeute auszuwählen. Und für sich zu reflektieren, was man dabei für sich erlebt hat und mitnehmen kann, um künftig den eigenen Flow vorzubereiten.

Immer wieder wiederhlt sich der Inhalt, die Definition und Beschreibung der Benefits des Flow kommt für meinen Geschmack (viel) zu oft vor. Gut daran ist, dass man das Buch so besser querlesen kann.

Das Ganze ist eine Kombination aus Psychologie, Motivation (Flow) und Gestaltungstechnik (Fotografie). Für mich mit klarem Schwerpunkt auf den ersten beiden.

Die Bilder sind meist gestalterisch gut und passend zum Text ausgewählt. Bzw. passen die Texte zu den Fotos, nur manchmal hat mich mal ein Text irritiert, weil er für mich zu wenig zum Foto passte bzw. umgekehrt.

Als Start gut ist der kurze Überblick zum Stand der Wissenschaft zum Thema Flow.

Die Verbindung von Flow und Depression zu ziehen, diese Bezüge finde ich in diesem Kontext fast gewagt. Für mich geht das über das Thema hinaus. Hier wird mir auch nicht klar, wie fundiert diese Aussagen oder Schlussfolgerungen sind. So dünnes Eis hat das Buch eigentlich nicht nötig, m. E. sollte man diese Thema weglassen. Oder andersrum klarer aufblättern und nicht nur andeuten.

Insgesamt ist mir das Buch zu lang, darunter leidet die Struktur. Je mehr ich lese, desto mehr bekomme ich das Gefühl, das Thema zerfasert sich ziemlich. Wobei die Überschriften immer klar sind. Mir fehlte: Wieso kommt dieser Aspekt (nochmal) an dieser Stelle?

Als Hinweis taucht auch das Thema Texten auf, dass es für (professionellere) Fotografie notwendig ist, die Bilder und Motive auch in Worte zu fassen, für Auftraggeber:innen, Wettbewerbe etc. Also Titel, Beschreibung, Konzept. Eine konkrete Anleitung gibt es dazu zwar nicht, dafür wird die Notwendigkeit des Textens zu Bildern klar. Das finde ich gut.

Fazit: Zu lang. Leider, das Thema ist spannend.

Themen

  • Flow: Definition
  • Kreativität: Definition
  • Glück: Definition
  • Flow-Zustand erreichen: Wie?
  • Flow & Foto: Kamera, Persönlichkeit, Thema
  • Inspiration: Flow im Bild

Pia Parolin: „Flow – Fotografieren als Glückserlebnis“. dpunkt 2020. 34,90 EUR. ISBN 978-3-86490-783-8.

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Schwärme: Mechanik, Dynamik, Struktur und Funktionsweise

Heuschrecken haben keinen König

CoverAlles beginnt mit der Heuschreckenplage. Ein uraltes Phänomen. 1875 gewissenhaft dokumentiert: 12.5 Billionen Tiere, die u. a. die kleine Farm (aus „Unsere kleine Farm„) kahl fraßen. Ein Schwarm, der 175 x 2.000 km (!!!) groß war. Oha.

Ortswechsel: In Asien blinken Leuchtkäfer synchrone Lichtvorführungen in den Dschungel, Tausende Käfer in perfekter Harmonie, im selben Rhythmus. Solche und andere faszinierende und auf den ersten Blick kaum zu erklärende Vorgänge haben Forschende aus Mathematik und Physik zusammengebracht, sich mit anderen aus der Biologie zusammen zu tun, um die Strukturen hinter den Beobachtungen zu ergründen.

Wie werden aus einzelnen Heuschrecken sonnenverdunkelnde Wolken von Wanderheuschrecken? Was passiert mit Darwins „Survival of the fittest“, wenn sich z. B. Arbeiterinnen (Ameisen, Bienen etc.) gar nicht fortpflanzen? Wie macht die Evolution das? Wieso findet ein von England nach Amerika per Kiste und Flugzeug verfrachteter Vogel wieder zurück und warum kann er das in so kurzer Zeit schaffen?

Diese und mehr Fragen stellen sich, während ich das Buch lese. Die meisten werden beantwortet, andere, unerwartete Fragen eröffnen sich. Und machen mich wieder neugierig auf diese verdammt interessante Welt da draußen. Wie entsteht das Verhalten von Insekten- und Vogelschwärmen, ohne dass es zentral koordiniert wird? Was hat das Schwarmverhalten von Fischen und Käfern mit Magnetismus und Laserstrahlung zu tun? Der Autor ist Physiker, er widmet sich diesen faszinierenden Themen und unerwarteten Verbindungen.

Wo verstecken sich die Antworten? Interdisziplinär: Biologie, Physik, Mathematik. Informatik spielt auch mit. Zugrunde liegende Muster und emergente Ordnungsprinzipien teilen sich in vielfältigen Phänomenen mit. Ähnlichkeiten und Naturgesetze erschließen sich mir, wo ich nicht damit gerechnet hatte. Ferromagneten und Baby-Heuschrecken folgen denselben Selbstorganisationsregeln. Wow.

Das Buch zeigt Parallelen der biologischen Vorgängen zu physikalischen und technischen Prozessen. Angedeutet wird am Rande auch, was das tierische Verhalten und menschliche Gesellschaften verbindet.

Es wird ein bisschen Mathematik benötigt, chemische Grundvorstellungen (z. B. Atomkern und Elektronen auf ihren verschiedenen Energieebenen) und Physik werden in Erinnerung gerufen. Die angeführte Wissenschaft ist gut verständlich erklärt; ist man gerade denkfaul, kann man auch einfach z. B. die mathematischen Erläuterungen überspringen und trotzdem noch folgen.

Schade, dass die Bebilderung schwarzweiß ist; da wäre Farbe nett. Außerdem hätte man bei den Bienen und Ameisen sehr gut Brutpflegerinnen, Nestbauerinnen, Nahrungssammlerinnen und Soldatinnen schreiben können – schließlich sind das alles weibliche Wesen. Dafür ist das Buch sehr überschaubare rund 120 Seiten dünn. Erstaunlich, wieviel man da hinein packen kann! Und im Anhang kann man dann noch tiefer in die Wissenschaft eintauchen, wenn man möchte.

Fazit: Aus einfachen Gesetzmäßigkeiten entstehen komplexe Phänomene – interessant, spannend, weckt jede Menge Neugier! Mehr davon!!

Themen

  • Wie bildet sich ein Schwarm?
  • Wie sind Schwärme strukturiert?
  • Wie kommunzieren die Schwarmmitglieder?
  • Wer koordiniert das Ganze?
  • Wie orientiert sich so ein Schwarm?
  • Wie finden Schwärme ihren Weg?
  • Staaten und Kasten im Schwarm

Helmut Satz: „Heuschrecken haben keinen König. Schwarmbildung und Selbstorganisation in Tierwelt, Physik und Informatik“. Wiley-VCH 2021. 24,90 EUR. ISBN 978-3-527-34749-0.

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Aquarellfarbenes Glücklichwerden

Florentinchen und das Glück

CoverEin paar bunte Augenblicke mit Florentinchen, und schon ist man dem Glück näher. Also wenn man einen ruhigen Moment findet und sich drauf einlässt, dann auf jeden Fall.

Wunderschöne Aquarelle, leuchtende Farben, viel Weiß: Die Bilder sind fröhlich, mal kunterbunt, dann wieder harmonisch mit viel Grün. Oder ganz in warmen Tönen. Kurze Texte inspirieren zur eigenen Glückssuche.

Die Glücksbotschafterin hier ist das Florentinchen, eine Elfe, die auch nicht ganz perfekt ist… Sie macht vor, wie es geht; Wir sehen ihr zu, wie sie im Alltag und auch in schwierigen Zeiten glücklich ist. Florentinchens kindliche Perspektive bringt uns zurück zum Wesentlichen. Das Buch strahlt die pure Lebensfreude aus.

Florentinchen denkt über das Glücklichsein gar nicht nach. Sie macht die Dinge aus Intuition und kindlicher Sicht richtig. Diese Sicht auf das Leben reißt einen mit, einfach durch Zugucken.

Meine Lieblingsstelle: „Florentinchen, was machst Du?“ – „Ich mach nix.“ (Den Satz hatte ich in Erinnerung, wenn ich was angestellt haben sollte… hier ist er viel schöner.)

Man kann hier und da im Buch selbst kreativ werden und „einen Baum pflanzen“ oder „Blumen zum Blühen bringen“. Ein Florentinchen-Malbuch zum Runterladen bekommt man obendrein auch noch. Sehr schön!

Dünn, leicht, (fast) quadratisch. Inhaltlich beschwingt. Was so beschwingt daher kommt, dahinter steckt tatsächlich Wissenschaft (Pädagogik, Psychologie, Glücksforschung). Das Buch funktioniert für alle Altersgruppen. Das Buch eignet sich sehr, sehr gut als Geschenk. Die fröhliche Kunst bringt Freude, Mut und Leichtigkeit.

Fazit: So. Ein. Schönes. Buch! Bunt und wahr und für alle :-)

Themen

  • Das Gute sehen
  • Herzlich sein
  • Pausen machen
  • Achtsam sein
  • Für andere
  • Dankbar sein
  • Mehr bewegen
  • Sich mögen
  • Ziele und Aufgaben entdecken
  • Freunde finden
  • Welt lieben
  • Lachen

Birgit Osten: „Florentinchen und das Glück. Das Glück liegt so nah, wir müssen es nur erkennen“. Tümmel Verlag 2021. 19,80 EUR. ISBN 978-3-98229330-1. Das Buch ist als Hardcover und mit bester Fadenbindung in einer kleinen Stückzahl von nur 1.000 Stück aufgelegt.

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Was Entscheidungen verzerrt und wie wir sie verbessern können

Noise

CoverDieses Buch klärt über die Vielzahl von oft zufälligen Faktoren auf, die unsere Entscheidungsfindung stören und häufig leider negativ beeinflussen. Er führt dafür den Begriff „Noise“ ein, den er vom bekannteren Phänomen des „Bias“ abgrenzt. Um zu lernen, diese kognitiven Störgeräusche zu verstehen und mit ihnen umzugehen, gibt er viele Beispiele an und zieht Schlussfolgerungen aus vielen Studien. Denn: Nur wenn mir der Effekt bewusst ist, kann ich auf Dauer bessere Entscheidungen treffen. Oder die Entscheidungsqualität anderer beurteilen.

Das Thema ist nicht ohne, wer bei Statistik immer warme Ohren bekommt, wird hier das eine oder andere Dejavu haben. Über das Gehirn, speziell das eigene Denken nachzudenken, das ist schon eine Sache erhöhter Konzentration. Aber keine Sorge, das Buch gibt immer wieder auch sehr einprägsame Beispiele, verständliche Erläuterungen und treffende Metaphern. So kann man sich Noise z. B. gut merken, wenn man sich vorstellt, dass eine Reihe von Schüssen auf eine Zielscheibe abgegeben wurde, und wir betrachten diese jetzt von hinten, ohne zu wissen, wo das Ziel mit seinem Zentrum war. Noise zeigt dann ein Bild mit vielen Treffern, wild verteilt auf der ganzen Scheibe. Im Gegensatz dazu erzeugt Bias ein anderes Bild, die Treffer konzentrieren sich in einem eher kleinen Bereich. Bei Noise: Eine Streuung. Bei Bias: Eine Clusterung.

Und dieses Grundprinzip des Noise betrachtet das Buch nun vor allem in Bereichen wie Urteilsfindung, Einschätzung (von menschlichem Verhalten) und Prognosen (z. B. wie erfolgreich ist eine heute neu eingestellte CEO?) und zeigt dabei Möglichkeiten (z. B. ist es so, dass regelbasiert arbeitende Algorithmen vielfach menschlichen Urteilen überlegen sind, allerdings auch nicht immer zufriedenstellend genau) und Grenzen (wo unser Gehirn uns gern mal in die falsche Richtung irreleitet).

Wem der Name bekannt vorkommt, vom selben Autor gab es schon einmal eine Rezension in der Zeitung: „Schnelles Denken, Langsames Denken„.

Fazit: Dicker Wälzer, schlaues Thema, erhellend – gut lesbar, wenn man sich Zeit nimmt.

Themen

  • Gerichtsurteile
  • Einmalige Entscheidungen
  • Fehler messen
  • Noise (systematisch) analysieren
  • Noise in Gruppen von Menschen
  • Prädikative Urteile
  • Objektive Unwissenheit
  • Das „Normale“
  • Heuristiken, Bias und Noise
  • Matching
  • Skalen
  • Muster
  • Noise-Quellen
  • Urteilsbildung verbessern
  • Debiasing und Entscheidungshygiene
  • Informationsfluss gezielt steuern
  • Selektion und Aggregation bei Prognosen
  • Leitlinien in der Medizin
  • Leistungsbewertungen
  • Personalauswahl
  • Entscheidungsprotokoll
  • Noise bekämpfen
  • Regeln oder Standards?

Daniel Kahneman, Olivier Sibony und Cass R. Sunstein: „Noise. Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können“. Siedler 2021. 30,- EUR (D) / 30,90 EUR (A) / 41,50 CHF (CH). ISBN 978-3-8275-0123-3.

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Manche alt, alle weiß, einige (etwas) feministisch: Männer antworten

Alte weiße Männer

CoverSophie Passmann interviewt in diesem Buch einige Männer, alle weiß. Die meisten nicht ganz jung. Sie ist Feministin und – auch das noch! – Veganerin. Das erste ist schon … schwierig (für manche der Gesprächspartner). Das zweite macht die Treffen nochmal komplizierter (weil meist gegegessen wird).

Sophie Passmann ist nicht einverstanden mit der vereinfachenden Aussage, der alte weiße Mann sei an allem schuld. Sie will wissen, was hinter diesem Klischee steckt. Also fragt sie ihre Interviewpartner: Sind Sie ein alter weißer Mann? Warum? Ab wann ist man eigentlich ein alter weißer Mann? Kann man verhindern, einer zu werden?

Die neue Generation junger Feministinnen ist stolz, laut und selbstbestimmt. Diese Frauen wollen Vorstandschefinnen werden oder Hausfrauen, Kinder kriegen oder Karriere machen oder beides. Und in dieser Gruppe existiert ein Feindbild, der alte weiße Mann.

Weil man ja aber nicht besonders klug ist, wenn man einfach nur draufhaut, versucht die Autorin, ein differenziertes Bild und vielleicht sogar eigene blinde Flecken zu entdecken. Und eine Definition des alten weißen Mannes zu finden, denn irgendwie bekommt man doch das Gefühl, dass darunter nicht alle dasgleiche verstehen.

Eines ist klar und taucht auch in den Gesprächen immer wieder auf: Er hat Macht und er will diese Macht auf keinen Fall verlieren.

Die Gesprächsaufzeichnungen sind klug und manchmal rotzig und öfter auch mal lustig. Immer sind die Aussagen kommentiert, also subjektiv eingeordnet. Natürlich durchaus politisch und auf dem Hintergrund der eigenen Meinung und Erfahrungen. Dabei jedoch nie komplett unfair oder unlogisch (also zumindest auf der Seite der Interviewerin).

Mir fehlte nur eins: Ein Foto pro Interview (damit ich die Namen besser zuordnen kann, ich kannte jetzt nicht alle schon vorher).

Fazit: Ja, doch. Bin gespannt, was man noch so hört von der Autorin. Und von dem einen oder anderen Mann, der sich hier gut geschlagen hat.

Themen

  • Politik
  • Sterneküche
  • Gesellschaft
  • Internet

Sophie Passmann: „Alte weiße Männer. Ein Schlichtungsversuch“. KiWi 2019. 12,- EUR. ISBN 978-3-462-05246-6.

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Welt unter Wasser – so viel vielfältiger als die paar Arten an Land

Wenn Haie leuchten

CoverFische. Kennst Du einen, kennst Du alle.

Echt jetzt? Von wegen!

Neben Fischen, Weichtieren und den üblichen Verdächtigen finde ich in diesem kleinen Buch neue Erkenntnisse über Farben (Funktion und Entstehung bis hin zum Farbspektrum inklusive „ultraschwarz„) und Menschen und Viren – aktuelle und durchaus nützliche Wissensbits. Endlich klärt sich auch die Frage, warum es im Meer keine Insekten gibt (oder manchmal doch). Ich habe gelernt, welche Domänen des Lebens es gibt, von denen Tiere, Pflanzen und Pilze nur ein kleiner Teil sind. Welche Tierstämme wie miteinander verwandt sind (anders als gedacht). Wie Moleküle dafür sorgen, dass Organismen ihre innere Uhr einstellen und Am-Laufen-Halten. Und das ist nur ein Ausschnitt.

Whoa, whoa, whoa! Spannend!

Gut erzählt ist es auch, wirklich gut.

Anlass für Julia Schnetzer, sich gerade jetzt ausführlich den Weltmeeren zu widmen, ist die UNESCO Nations Decade of Ocean Science, die 2021 beginnt. Im Buch verbindet die Wissenschaftlerin aktuelle Forschung, eigene Erlebnisse und ein großes Talent für unterhaltsame Darstellung. Sie textet auch schon mal lautmalerisch: „Rumgessssssssssssumse“ der Moskitos in den Mangroven, ein Wort mit 13 kleinen s!

Außerdem hat sie ein Gespür für das Kuriose, das sie zu einem aufregenden und informativen Tauchgang durch die Weltmeere zusammenfließen lässt. Als Science-Slammerin und Meeresbiologin (aus Bremen) stellt uns die Expertin mit Ph.D die weiten Wogen und die dunklen Tiefen des größten und diversesten Habitats unseres Planeten vor, als ob wir einen unterhaltsamen Abend voll von Geschichten bei ihr verbringen. Großes Kino!

Unsere Ozeane, faszinierend und überlebenswichtig
„Die Oberfläche unseres blauen Planeten, der ja paradoxerweise Erde genannt wird, besteht zu mehr als 70 % aus Wasser. Der überwiegende Teil dieses Wassers befindet sich in den Ozeanen. […] Damit machen sie 99 % des Lebensraums unserer Erde aus und bilden ihr größtes Ökosystem.“ Und um unser Wetter kümmert sich das viele tiefe Wasser auch noch:  „Ohne den Golfstrom würden wir uns hier in Europa salopp gesagt den Arsch abfrieren.“

Natürlich kommen auch aktuelle Probleme zur Sprache. Nicht ohne Hoffnung: Auch davon berichet das Buch, es gibt einzelne Lichtblicke. Z. B. wenn nach einer hartnäckigen Strandsäuberungsidee irgendwann die Meeresschildkröten wieder zurückkehren. Der Ausblick ist also durchaus motivierend: Citizen Science, engagierte Menschen, kleine Ideen mit positiven Auswirkungen – wir sind gar nicht machtlos :-)

Aqua Incognita: Ein Meer voller Rätsel
Ganz viel Unekanntes:
Ozeane, Meer und die hohe See sind das größte und diverseste Habitat unseres Planeten, trotzdem waren bisher mehr Menschen auf dem Mond als am Grund des Ozeans. „(…) obwohl wir es mittlerweile geschafft haben, bis zum Mars zu fliegen, wissen wir nicht mal genau, wie der Meeresgrund vor unserer eigenen Haustür aussieht. […] Schätzungen zufolge gibt es im Meer etwa 1 Million verschiedene Tier- und Pflanzenarten, und etwa 2/3 davon warten noch darauf, von uns entdeckt zu werden.“

Menschen und Meer und Mythen:
„Tatsächlich gibt es immer noch sogenannte Phantominseln – Inseln, die zwar auf Karten existieren, aber nicht in der Realität. Diese sind in den Zeiten der Seefahrt entstanden, als es noch nicht möglich war, den eigenen Standort mittels GPS genau zu bestimmen. Da haben sich Seeleute durchaus mal in ihrem Standort vertan, und so wurden schnell aus eigentlich schon kartierten Inseln Neuland, das man dann an falschen Positionen in den Seekarten eingetragen hat. […], aber auch tiefhängende Wolken und Halluzinationen scheinen ab und zu vermeintliche Küsten an den Horizont gezaubert zu haben.“

Autorin

Julia Schnetzer erforscht Mikro- und Makroorganismen des Meeres. Sie studierte Biologie in Köln, an der University of California in Merced sowie am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und promovierte in Mariner Mikrobiologie am Max Planck Institut in Bremen. Von 2017 bis 2020 war sie wissenschaftliche Koordinatorin der internationalen Ausstellung Ocean Plastics Lab, die sich mit der Meeresverschmutzung durch Plastik beschäftigt. Die Autorin unterstützt mit diesem Buch die Organisation MovingSushi, die Korallenriffe vor der Westküste des afrikanischen Kontinents erforscht und Haibeifang in der Fischerei reduzieren möchte.

Traumberuf MeeresbiologIn!?
„Action kommt in diesem Beruf […] nicht zu kurz: Hechtsprünge auf Haie, die größer sind als man selbst, Schwanzflossenhiebe, die einen Sterne sehen lassen, beim Probennehmen in Feuerkorallen fassen und durch beängstigende Wellen schwimmen, um Equipment zu retten, sind nur ein paar der Abenteuer, die man erlebt.“

Fazit: Unbedingt lesen! Gern weiter verschenken!

Nachtrag zum Titel: OK, OK, an Land gibt es auch viele Arten. Aber da kennt man doch die meisten schon. Und sie sind uns soviel ähnlicher als die U-Welt da unten.

Themen

  • Uralte Geschöpfe und die unsterbliche Qualle
  • Sprache der Delfine
  • Plastik
  • Leben in Tiefseewolken
  • Wassertänzer
  • Wie Fische die Welt sehen
  • Das Meer geht viral
  • Was da draußen sonst noch schlummert
  • Meer und Mensch

Julia Schnetzer: „Wenn Haie leuchten. Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“. hanserblau 2021. 18,- EUR (D) / 18,50 EUR (A). ISBN 978-3-446-26947-7.

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Bin ich OK? Von außen und auch von innen

Sulwe

CoverWunder-, wunderschön!

Das herzerwärmende Bilderbuch macht nicht nur Kindern Mut. Es zeigt, dass jeder Hautton schön ist, dass jeder Mensch schön ist.

Worum geht’s?

Sulwe kommt mitternachtsfarben zur Welt. Sie ist dunkler als alle in ihrer Familie. Sie ist dunkler als alle in ihrer Schule, Und sie versucht alles, um anders auszusehen. Nicht besonders erfolgreich…

Dann begibt sie sich auf eine magische Reise mit den beiden Schwestern Tag und Nacht und lernt, ihre Schönheit zu schätzen.

Nach ihrer persönlichen Geschichte hat die Autorin Lupita Nyong’o eine neue Heldin für Kinder wie Sulwe geschaffe. Eine Heldin, die zeigt, wie wertvoll Selbstakzeptanz ist. Dabei kritisiert sie kindgerecht und liebevoll Colorism, die gesellschaftliche Präferenz für Menschen mit helleren Hauttönen.

Autorin
Lupita Nyong’o ist kenianisch-mexikanische Schauspielerin und Autorin. Sie ist bekannt aus Filmen wie Black Panther oder 12 Years a Slave. Für ihre Rolle in letzterem gewann sie als erste afrikanische Schauspielerin, die auch zugleich Schwarz ist, einen Oscar. Ihr Kinderbuch gewann den NAACP Image Award, den Coretta Scott King Award und hat eine eigene Netflix-Folge in der Serie Bookmarks erhalten.

Klar kann man die Geschichte wörtlich lesen, so wie sie eben erzählt ist. Gleichzeitig kann man sie auch sehr gut metaphorisch lesen. Für all‘ die Situationen, in denen jemand anders ist als das „Normale“ oder „Erwartete“.

Fazit: Wunderbar und tröstlich. Ermutigung für alle, die sich abseits sehen.

Lupita Nyong’o: „Sulwe“. Illustration: Vashti Harrison. Mentor 2021. 24,- EUR. ISBN 978-3-948230-18-0.

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Satirische Strategien für die Arbeitswelt (mit Männern)

Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen

CoverListe mit 'Komplimenten'Naaa? Heute mal wieder in die üblichen Fallen getappt? Wieder mal „klar, schiebe ich ein“  gesagt statt „nein“? Im Meeting von einem Kollegen unterbrochen worden? Vergeblich auf eine Gehaltserhöhung gehofft? Tja.

Dann sei Dir dieses schmerzhaft-witzige Sachbuch empfohlen. Genug von zweierlei Maß für Männer und Frauen. Das Buch macht die Rollenerwartungen plakativ, die unser Berufsleben nach wie vor bestimmen. Es versammelt alle gängigen Klischees. Man merkt der Autorin die Praxiserfahrung (als Frau in der Technik) an. Wenig davon ist komplett aus der Luft gegriffen. Leider.

„Emanzipation meets Female Empowerment: Ein Buch für Frauen in Männerberufen, die sich nicht unterkriegen lassen“, so wirbt der Verlag für das Buch. Und da ist was dran.

Unorganisiert und zickig statt konzentriert und Familienmensch

Neben typischen Fallen, die für Frauen besonders tückisch sind, erklären die kurzen Situationsdarstellungen, Checklisten und sonstigen Tipps, wo allein das Geschlecht für einen unterschiedlichen Effekt sorgen kann. Für den Notfall, wenn sonst nix hilft, enthält das Buch drei heraustrennbare Schnurrbärte: „So … wirkst automatisch weniger bedrohlich.“ Lachmuskeltraining inklusive.

Langsame Frau - Familie ist gut/ein Problem

Zwei kurze Zitate (zeugt recht treffend vom Stil des Buchs):
„Stillstand wird dich sehr viel weiterbringen, als du dir jemals erträumt hast. Natürlich nur, wenn du ohnehin nicht weit gehen wolltest.“
&
„Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein ernst zu nehmendes Vergehen und darf niemals toleriert werden. Außer, wenn es halt ein Witz war und du dich mal locker machen solltest.“

Fast alle Beispiele enthalten trotz aller Satire auch Strategien für die, die daraus klug Schlüsse ziehen können. Also diejenigen, die sich durch die Lektüre auf die eine oder andere Situation vorbereitet fühlen (dürfen).

Auch wenn das kein gewöhnlicher Ratgeber für Frauen ist, das Sachbuch öffnet die Augen für Stereotype und mehr oder weniger bewusste Ungerechtigkeiten.

Beispiele 'Anderer Meinung sein'

Neben den Stereotypen habe ich auch einiges genderneutrales Schmunzelmaterial aus dem Bürouniversum entdeckt, u. a. die Anatomie einer Business-Email.

Autorin

Sarah Cooper ist Schriftstellerin, Comedian, Rednerin und Bestsellerautorin. Sie begann ihre Comedy-Karriere, als sie für Unternehmen wie Yahoo und Google als UX-Designerin arbeitete.

Übersetzerin

Anna Dushime ist in Ruanda geboren, in Großbritannien zur Schule gegangen, hat im Ruhrgebiet Abitur gemacht und in den Niederlanden studiert. Danach verschlug es sie nach Berlin, wo Stationen bei ResearchGate und BuzzFeed folgten. Seit September 2019 ist sie Redaktionsleiterin bei einer Berliner Produktionsfirma.

Die Männer und das Buch

Dazu findet Ihr auch was: Es gibt tatsächlich Männer, die sich weigern das Buch zu lesen. Solche, die cool tun, aber vermutlich doch ein Problem mit dem Titel haben (von den Inhalten ganz zu schweigen). Und – das ist mir wichtig – es gibt Männer, die gar kein Problem mit dem Buch haben. Nicht mal mit dem Titel.

Anmerkung: Die hier karikierten Männerunarten gibt es natürlich auch bei Frauen; auch wenn das wirklich selten ist, die große Ausnahme, ein Phänomen, 1 in a Million …. (you got it).

Bemerkenswert, dass sich die Autorin am Ende doch ernsthaft bedorgt Gedanken machte, ob der Titel wirklich so lauten wird… naja, ist ja alles Satire. Oder? ;B)

Fazit: Genau beobachtet, voller Witz

Themen

  • Vorstellungsgespräch
  • Ambitionen
  • Authentizität
  • Diversität
  • Führung, Karriere, gläserne Decke
  • Pause
  • Gesprächsführung und alltägliche Kommunikation
  • Mansplaining
  • Sexuelle Belästigung Arbeitsplatz
  • Erfolg
  • Verbündete
  • Selbstständigkeit
  • Entspannung

Sarah Cooper (Übersetzung Anna Dushime): „Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen. Das wahrscheinlich wichtigste Buch für Frauen in der Arbeitswelt“. Mentor 2021. 24,- EUR. ISBN 978-3-948230-17-3.

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Belastbare und humane Organisationen schaffen – Leitfaden und Businessroman

Soziokratie 3.0

CoverDer Roman stellt ein praktisches Modell für eine agile, widerstandsfähige und sinnstiftende Arbeitsweise in Organisationen vor: Soziokratie 3.0.

In der Story geht es um Chris. Er erhält überraschend das Angebot, neue Geschäftsführer zu werden. Und steckt damit erstmal in eine Dilemma: Das Angebot annehmen? Und dann? Eine ganze Unternehmenskultur drehen?!? O Gott!

Nur gut, dass seine Frau Kate aus der Distanz immer wieder auf das Wesentliche verweisen kann. Und durch die Reflektion der beiden verstehe ich als Leserin auch besser, worum es geht.

Der Name Soziokratie klingt sehr sperrig. Das liegt daran, dass er schlicht einfach nur beschreibt, um was es geht: Soziokratie ist eine Organisationsform, mit der eine Organisation jedweder Größe konsequent Selbstorganisation umsetzen kann. Hier herrscht (griech. kratein (regieren)) also die soziale Gruppe (lat. socius (Begleiter)) = SozioKratie. Als Soziokratie 3.0 basiert diese Fassung auf Erkenntnissen der Systemtheorie, und sie passt sehr gut zu wirklich agil organisierter Arbeit.

Klingt abstrakt? Zurück zur Story: Chris stellt fest, dass die bisherige Struktur und Arbeitsweise ernste Probleme verursacht hat: Lieferschwierigkeiten stellen das Überleben seines Unternehmens in Frage! Er trifft Bernie, und Bernie kennt sich aus mit Arbeit in einem komplexen Umfeld. Er zeigt Chris, wie er die richtigen Leute zum aktuell dringendsten Problem bringen kann.

Weiter in der Theorie: Am Anfang steht eine Situation, auf die die Organisation reagieren muss. Die Ausgangslage bildet die Gleichstellung, d. h. im Grunde kann jede Rolle von jeder Person übernommen werden – sofern sie die passenden Skills hat. Das macht die Organisation flexibel. In diesem Sinne gehören die Idee kollektiver Intelligenz und einer anpassungsfähigen Organisationsstruktur zum Fundament.  S3 bietet dafür eine Reihe bewährter Muster, um Komplexität zu beherrschen und effektiv zusammenzuarbeiten.

Erzählt wird die Geschichte der Erneuerung eines typischen Technologieunternehmens, das aufgrund seines starken Wachstums in Schwierigkeiten gekommen ist: Entscheidungen werden zu langsam getroffen, es mangelt an Kommunikation und der Teamgeist geht verloren – typische Probleme. Als Geschäftsführer steht Chris nun vor der Aufgabe, das Unternehmen zu retten.

Das Management steht zuerst im Mittelpunkt, die Führungskräfte müssen sich der Aufgabe stellen, die Lernkurve zuerst zu bewältigen, damit sie die anderen unterstützen können. Das gelingt bei der einen besser, bei dem anderen schlechter – auch hier wie im richtigen Leben. Chris lernt, dass er mit seiner Haltung, auf Leute zuzugehen, sehr gut zum Umbau der Organisation passt. Er beherrscht die Kunst des Loslassens mehr als die anderen „altgedienten Herren“, die sich eigentlich schon auf den Geschäftsführerjob vorbereitet hatten. Der Eiertanz gehört dazu, Chris führt auch hierzu Gespräche, und – ja – auf dem Weg verliert er auch einen Kollegen, der sich schließlich entscheidet zu kündigen.

Nach den Manager:innen finden sich weitere Leute in Gruppen zusammen, die aus Mitarbeitenden aller Hierarchiestufen und Abteilungen bestehen dürfen. Und hier zeigt sich: Hat man erst das Problem richtig verstanden, ein passendes Ziel definiert, „gut genug für jetzt und sicher genug zum Ausprobieren“, dann zeichnen sich mögliche Lösungswege allmählich ab. Und nicht umgekehrt, jemand kennt eine Lösung und möchte sie sofort in dne Ring werfen…

Und so geht es in eine erfolgversprechende Richtung. Ergeben sich neue Erkenntnisse (oder neue Einwände), dann kann man nach Bedarf sofort auf einen Trigger hin oder in geplanten Evaluierungsschleifen nachsteuern.

Die Geschichte liest sich flüssig und fluffig. Pluspunkt.

Leider habe ich nicht alle Methoden direkt so gut verstanden, dass ich sie anwenden könnte. (Naja, die Autoren wollen ja auch noch Beratung verkaufen…) Trotzdem: Die Ideen und der modulare Aufbau mit der Kernidee gefällt mir gut. Und das Buch stellt das auch gut dar.

Besonders lehrreich – wie immer – sind die Fehler und die Komplikationen, die in der Story auftreten. Denn am spannendsten ist ja, wie man mit Schwierigkeiten umgehen kann, denn das ist meist die größte Frage auf dem Weg zum Erfolg.

Die einfachste und für mich magischste Methode taucht öfter auf, so dass man sie sich gedanklich richtig einverleiben kann: Konsententscheidungen.

Fazit: In guter Storytellingmanier erklärt das Buch eine motivierende und ergebnisorientierte Arbeitsweise, inspirierend und anschaulich.

Themen

  • Sicht auf das zugrunde liegende Problem (statt Symptombehandlung)
  • Zwischenmenschliches
  • Ziele setzen
  • Verbindliche Absprachen
  • Transparenz

 

Jef Cumps (Übersetzung Stefan Roock): „Soziokratie 3.0 – Der Roman. Das volle Potenzial von Menschen und Organisationen freisetzen. Leitfaden für die Schaffung von belastbaren, innovativen und humanen Organisationen“. dpunkt 2021. 26,90 EUR. ISBN 978-3-86490-782-1.

Weitere Infos auf www.sociocracy30.org, hierzu besonders lesenswert natürlich die Übersicht über die Muster: https://patterns-de.sociocracy30.org/pattern-index.html
Und fürs Verständnis hilfreich ist das Glossar: https://patterns-de.sociocracy30.org/glossary.html

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