Literaturrecherche 2.0

FAZ.NET hat sich eines Themas angenommen, das viele Studierende und Leute in der Wissenschaft betrifft: „Wenn geschrieben wird, ohne zu lesen“. Jürgen Kaube beschreibt dazu in „Die drei Formen der Ignoranz“ die Untersuchungsergebnisse des Chicagoer Soziologen Abbott. Abbott hat sich studentische und wissenschaftliche Arbeiten angesehen und Verschiedenes festgestellt. Für manche Texte wirken die Hauptquellen beliebig gewählt. Da wird dann nicht das Standardwerk zum Thema als Grundlage zitiert, sondern eine eher zufällig gefundene Literaturquelle, die das Thema auch behandelt. Irrelevante Quellen und falsche Interpretation von Aussagen in den Quellen tauchen ebenso auf wie das Ignorieren des Stands der Forschung. Okay, den Artikel könnt Ihr ja selbst lesen.

Mir sind dazu auch ein paar Gedanken gekommen. Gefühlt gibt es heute mehr Plagiate als früher. Es ist ja auch wesentlich leichter, sich Textpassagen aus dem Internet zu kopieren als Abschnitte aus gedruckten Büchern abzuschreiben. Was ich zur Diskussion stellen möchte, ist folgende These. Das Bewusstsein, was ein Plagiat ist und wie eine robuste Literaturrecherche aussieht, schwindet. Dazu kommt, dass das Handwerk des Schreibens in der Ausbildung zu kurz kommt. Vielleicht ist manches Stück Plagiat nur ein vergessener Literaturhinweis?

Neben den Plagiaten gibt es allerdings seit der massenhaften Nutzung des Web ein weiteres Phänomen: Literaturrecherche 2.0: Per Google und Wikipedia werden ein paar Webseiten überflogen, ohne das „Deep Web“ oder die papiernen Quellen auch nur in Erwägung zu ziehen.  Könnte es nicht sein, dass in den verstaubten Gängen der Universitätsbibliotheken doch noch Bücher darauf warten, in den gerade entstehenden wissenschaftlichen Text aufgenommen zu werden? Immerhin gibt es ja schon länger auch für die Bibliotheksrecherche vor Ort (z. B. E-LIB in der UniBib Bremen) und im Web (z. B. ezDL) elektronische Suchhilfen.

Ich finde, es ist nicht nur anständiger, sondern auch befriedigender, eine Arbeit fertigzustellen, in die gewissenhafte Recherche (Stichwort: Zuerst der Stand der Forschung, dann eigene Ideen) und Achtung vor der Leistung Anderer (Stichwort: Du sollst nicht plagiieren) drin steckt.

In diesem Sinne – geht hinaus in die Welt der Wissenschaft, sammelt, lest, vergleicht, denkt nach und sammelt Eure Erkenntnisse. Weil’s mehr Spaß macht!

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Yes he Kanban

Originalausgabe   Deutsche Ausgabe

Kanban

CoverDavid Anderson hat das Standardwerk zum Thema Kanban geschrieben. Seine Erfahrungen werden in diesem Buch lebendig… yes, he Kanban. Anhand vieler Praxisbeispiele führt Mr. Anderson in das für Softwareentwicklung neue Vorgehensmodell ein. Ursprünglich stammt Kanban aus der japanischen Automobilbranche und wird seit vielen Jahren erfolgreich in der Produktion eingesetzt.

Wie in jedem guten Fachbuch werden nicht nur die Prinzipien erklärt für den „Gutfall“, sondern es kommen auch typische Arbeitshindernisse zur Sprache. Dazu noch der durchgängige Blick auf die psychologischen Aspekte. Denn Kanban ist im Grunde nichts anderes als eine Spielart von Veränderungsmanagement. Neben dem klassischen papierbestückten Kanbanboard gibt es auch eine Reihe von virtuellen Varianten, die im Buch erwähnt werden. Leider sind die Bilder im Buch schwarzweiß gehalten, so dass die Erklärung der verschiedenen Farben für verschiedene Zwecke keine optische Unterstützung erfährt.

Nebenbei, das Buch ist in einem etwas sperrigen US-Englisch geschrieben, das mir das flüssige Lesen erschwerte. Nach jedem Kapitel gibt es eine kurze Stichpunktliste, die den Inhalt zusammenfasst. Leider tut sie das nicht immer sehr gut. Und noch eine Schwäche hat das sonst wirklich sehr gute Standardwerk: Die Hintergrundinfos zu „Theory of constraints“, „Lean, TPS, and Waste Reduction“ und „Deming and Six Sigma“ sind nur für Leute verständlich, die die Inhalte der Prinzipien schon kennen. Aus der Beschreibung im Buch wird frau nicht so ganz schlau.

Nichtsdestotrotz möchte ich Euch das Buch zum Selbststudium oder als Ergänzung von Learning-by-doing inniglich ans Herz legen.

Fazit: Standardwerk, durchaus erhellend

Themen

  • Change-Management
  • Die Kanban-Methode
  • Kanban in der Softwareentwicklung
  • Qualität im Fokus
  • Work-In-Progress reduzieren – wenig Parallelarbeit
  • Vertrauen schaffen
  • Priorisieren und Einfluss nehmen
  • Implizites Wissen
  • Workflow visualisieren
  • Überflüssiges eliminieren
  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess – Kaizen
  • Work-Item-Typen
  • Ein Kanban-Board malen
  • Kapazität festlegen gemäß Bedarf
  • Das Pull-Prinzip
  • Tägliche Standup-Meetings
  • Releaseplanungsrunden
  • Eskalation
  • Koordinationskosten und Transaktionskosten
  • Priorisierung effizient gestalten
  • Work-In-Progress-Grenzen setzen
  • Typische Class-Of-Service-Definitionen
  • Messen und Managementberichte
  • Zweistufige Systeme mit Kanban steuern
  • Veränderungsmanagement mit Kanban
  • Möglichkeiten der Verbesserung
  • Flaschenhälse identifizieren und entschärfen
  • Ressourceneinsatz
  • Aktivitäten in Kostenbereiche einordnen
  • Schwankungen einbeziehen

David J. Anderson: „Kanban. Successful Evolutionary Change for Your Technology Business“.
Blue Hole Press 2010. 36,59 EUR/32,36 US $. ISBN 978-0-9845214-0-1.

Kanban mal machen…

BuchDie deutsche Ausgabe ist eine fachkundige Übersetzung von Kanban-erfahrenen Profis (Arne Roock und Henning Wolf von it-agile). Mir gefällt das Handling des deutschen Buches etwas besser, was Layout und Textgestaltung angeht. Der Stil ist wie das Original amerikanisch. Daher empfehle ich, bei der Begeisterung im Ausdruck kulturell bedingt etwas verhaltener zu lesen, dann ist es ein prima Buch.

Leider gibt es auch hier keine Farbe, was blöd ist, wenn explizit auf Farbe als Unterscheidungskriterium hingewiesen wird. Und das Titelbild ist leider nicht so aussagekräftig wie bei der Originalausgabe. Mehr gibt’s aber auch schon nicht mehr zu meckern.

Vorbildlich finde ich, dass bei Kernbegriffen nicht nur der deutsche, sondern auch der englische Ausdruck steht, das erleichtert die Kommunikation untereinander.

Lesenswert ist die Ergänzung um Erfahrungswerte hierzulande. Bei dem Unternehmen hinter mobile.de wird Kanban seit einiger Zeit eingesetzt. Im Buch bereichert der Bericht darüber die ansonsten amerikanische Sicht. Außerdem gibt es darin eine Variante, die im restlichen Buch im Detail so noch nicht vorkam.

Fazit: Unbedingt besorgen, lesen und zum Rumzeigen und Weiterempfehlen ins Regal stellen.

PS: Nein, niemand hat mich bestochen, ich bin ehrlich begeistert.

David J. Anderson: „Kanban. Evolutionäres Change Management für IT-Organisationen“. dpunkt 2011. 34,90 EUR (D)/35,90 EUR (A). ISBN 978-3-89864-730-4.

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Schwache Einstiegshilfe …

… für Scheuklappeninformatiker

Jenseits der Programmierung

CoverBrrrrrrrrrr… puuuuhh… der Anfang ist ganz schön starker Tobak. Mich interessiert das Thema sehr. Umso schlimmer finde ich den Stil um die durchaus von Erfahrung zeugenden Hinweise herum. Zumindest den ersten (großen) Teil des Buches empfehle ich in der nächsten Auflage stark zu straffen. Die Studierenden, die ich kenne, würden dem Buch jedenfalls kaum eine Chance geben. Sondern es nach den ersten paar Sätzen (bei wohlmeinenden Absolvent/innen vielleicht nach den ersten paar Seiten) für immer aus der Hand legen.

Im hinteren Teil wird das Buch besser. Die Idee, das Thema Kundenservice anzusprechen, ist gut. Die Themen Teampsychologie und Konflikten sind beim Berufseinstieg auf jeden Fall interessant. Schade, nach dem schwachen Einstieg traue ich am Ende der Kompetenz der Autorin nicht mehr so ganz. Kann sein, sie hat recht mit ihren dort geschilderten Eindrücken. Kann sein, dass nicht.

Tipp: Wenn, dann von hinten her lesen

Themen

  • Lösungen anbieten statt Programme
  • Unternehmerisch denken
  • Selbstreflexion
  • Selbstpräsentation
  • Interaktion mit Anderen
  • Teamarbeit
  • Kunden-/Serviceorientierung
  • Vernetzen mit Anderen

Elisabeth Heinemann: „Jenseits der Programmierung. Mit T-Shaping erfolgreich in die IT-Karriere starten“. Hanser 2010. 24,90 EUR. ISBN 978-3-446-42260-5.

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Farbe ans Flipchart bringen

Buchrezension

FlipchartArt

CoverDer Kontext ist groß angekündigt: Präsentation, Besprechung, Moderation, Training; am Ende bietet das Buch allerdings fast ausschließlich Visualisierungstipps für Trainings. Dazu sind manche der Grafiken zusammenhanglos, es wird nicht klar, auf welchen Teil des Textes sie sich beziehen. Die Beispielbilder werden nicht nach Seitenzahlen im Text erwähnt (manchmal ein Viertelbuch vorher), sondern nach Bildnummern. Manche Beispiele sind aus meiner Sicht auch schlicht ungeeignet. So soll ein gemalter Roter Faden klarer sein als die Überschrift &qout;Agenda&qout;?!? Der Text kommt unstrukturiert daher, es gibt kein klares Thema oder ein Thema kommt plötzlich wieder hoch, obwohl es abgeschlossen schien. Manchmal fließen halbgar noch weitere Tipps ein, z. B. zu Feedbackmethoden.

Es gibt auch ein paar gute Aspekte: Als Ideengeber taugt das Buch (am besten als Leihexemplar aus der Bib). Die Beispiele, Figuren und ihre Emotionen zu zeichnen oder Grundbausteine für Flipcharts. Gut gefallen hat mir auch, dass die verschiedenen Flipchart-Konstruktionen angesprochen wurden: Wo genau muss man drehen, klappen, schieben?

Fazit: Zu einseitig für den eigenen Anspruch, zu bunt, wenig kompetent. Wirkt bisweilen wie eine wilde Sammlung der Lieblingsflipchartbilder der Autorinnen

Themen

  • Einsatz und Grenzen
  • Proportionen, Struktur und Verständlichkeit
  • Weniger ist mehr
  • Lerninhalte in Bilder umsetzen
  • Verschiedene Arten von Bildern
  • Selber zeichnen
  • Farben, Schatten und Richtungen
  • Ungewöhnliche Materialien
  • Überschriften
  • Hervorheben
  • Begrüßung und Agenda
  • Seminarüberblick und Zeitrahmen
  • Kennenlernen
  • Ziele und Arbeitsaufträge
  • Fachlicher Input
  • Reflexion und Vereinbarungen
  • Flipchart-Technik: Aufstellen, Höhe regulieren, seitliche Blatthalter…
  • Am Flipchart präsentieren
  • Arbeit erleichtern
  • Transportieren und Lagern
  • Wiederverwenden

Elke Meyer und Stefanie Widmann: „FlipchartArt. Ideen für Trainer, Berater und Moderatoren“. Publicis 2009. 34,90 EUR. ISBN 978-3-89578-337-1.

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Das Jahr neigt sich dem Ende…

FestBald ist es wieder soweit. Advent, Advent und Weihnachten stehen an. Und dafür gibt es ein paar richtig gute Ideen von Loony Design. Loony-Design ist ein gemeinsames Projekt der Staatlichen Akademie der Künste Stuttgart – Studiengang für Industrial Design – und des Diakonischen Werks Baden. Studierende der Akademie entwickeln das Design für exklusiv gestaltete Gebrauchsgegenstände und Menschen mit psychischen Erkrankungen, die in Einrichtungen der Diakonie leben und arbeiten, sorgen für die Herstellung.

Loony Design
Die Studierenden für Industrial Design entwickeln hier im Rahmen einer Projektarbeit neue Gattungen von Geschenkprodukten. Das Thema lautet: Vom Produkt zur Ware. abei geht es nicht nur um Gestaltung und Herstellung, Zeitplanung und Finanzierung. Vorbereiten von Serien und Überlegungen zu Vermarktungsstrategien und der Warenpräsentation spielen eine ebenso wichtige Rolle. Und das merkt man den Produkten und dem Onlineshop an.

Katalog und Website: www.loony-design.de

Scheitern ist kein Fehler

Buchrezension

Mich wirft so schnell nichts um

CoverDas Buch ist insofern sympathisch, als es der (deutschen) Ansicht widerspricht, dass Scheitern unbedingt zu vermeiden ist. Es gibt viele pragmatische Tipps, die oft gar nicht mal so unüberwindbar schwer umzusetzen sind. In der Informatik ist ja das Problemlösen der Kern aller Dinge, Vieles aus dem Buch kam mir daher bekannt vor. Die Autorin bedient sich auch hilfreicher Redundanz: Sie betont immer wieder, wie wichtig es ist, sich selbst Gutes zu tun, in die Zukunft statt in die Vergangenheit zu denken und sich Menschen zu suchen, die helfen können. In Krisen ist die Aufmerksamkeit – neurologisch bedingt – eingeschränkt. Deswegen ist es in schwierigen Zeiten besonders wichtig, sich konstruktive Gedanken wiederholt bewusst zu machen. Denn Wiederholung brennt sich besser ins Hirn – und miese Gedanken wiederholen sich besonders gern und besonders oft. So schlägt die Autorin vor, sich auf Kleinigkeiten zu konzentrieren, die Wahrnehmung auf die kleinen Freuden des Alltags zu lenken und sich selbst kleine Freuden zu gönnen. Ein weiterer bedeutender Punkt, den die Autorin nennt, ist Bewegung. Krisen bedeuten Stress, und Stress baut sich beim Bewegen schneller ab.

Sehr gut hat mir auch gefallen, dass sie nicht nur das große Scheitern thematisiert, sondern dass sie auch die kleinen Pannen und persönlich empfundenen Niederlagen anspricht. Die, über die frau manchmal nur ungern spricht, weil sie sich bewusst ist, das die im Vergleich zu den echten Problemen lächerlich erscheinen. Und die manchmal doch so schwer auf der Seele lasten können… Im Buch hält sich die Autorin an ihre eigenen Tipps: Immer wieder an der Zukunft orientieren, viele verschiedene Perspektiven einnehmen, positive Aspekte und mögliche Auswege wahrnehmen und wiederholen. So beschreibt sie zwischendurch auch immer wieder kurze, konkrete Situationen, die die Theorie verständlich machen.

Fazit: Macht Mut ohne Anspruch auf vollkommene Erlösung

Themen

  • Verlieren ist vielschichtig
  • Was ist scheitern und wozu ist es gut
  • Gefasst sein
  • Ruhig bleiben und dran bleiben
  • Sich Zeit nehmen
  • Hilfe einholen
  • Analyse und weitere Planung
  • Gute Gefühle wiederfinden
  • Entscheiden in Krisensituationen
  • Mit Anstand verlieren
  • Enttäuschung aushalten und Scham überwinden
  • Mit Neid, Hass und Rachegefühlen umgehen
  • Das Leben neu erfinden

Doris Märtin: „Mich wirft so schnell nichts um: Wie Sie Krisen meistern und warum Scheitern kein Fehler ist“. Campus 2010. 17,90 EUR (D) / 18,40 EUR (A). ISBN 978-3-593-38551-8.

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Per Wissenschaft durch die Galaxis

Douglas Adams zu lesen, macht Spaß. Sich zu überlegen, was wissenschaftlich in seinem Anhalter noch alles verborgen ist, macht auch Spaß. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Ein Blog verfolgen oder ein Buch lesen. Beides von Alexander Pawlak:

Kleines Beispiel gefällig?
Kurze Geschichte des Trampens, wie Gummientchen wie das vom Kommandanten der Arche B der Forschung dienen und Digitaluhren als das ultimative Gadget 1980.

Fachvorträge halten

Buchrezension

Professionell Präsentieren in den Natur- und Ingenieurwissenschaften

CoverBei dem Buch war ich extrem skeptisch. Ein Professor Doktor, der eine Anleitung zum Präsentieren schreibt? Das kann doch nur schief gehen? Falsch vermutet. Dieser Weltraumphysiker hat schon ein gutes Gespür für die Materie, über die er hier schreibt. Hat frau einen Fachvortrag abzuleisten, kann sie hier die Spielregeln lernen. Da die Wissenschaft an sich eher konservativ tickt, gibt es hier keine innovativen Konzepte. Nichtsdestotrotz dürften alle Vorträge, die sich an die Tipps aus dem Buch halten, im oberen Qualitätsquartal liegen. Zumindest, wenn ich an die wissenschaftlichen Veranstaltungen denke, bei denen ich Gast war. Mit gut 130 Seiten ist das Taschenbuch schnell gelesen, auch das ein Pluspunkt. Vergesst einfach das Vorwort, in dem es heißt, dass der Computer „neuerdings“ eine bedeutende Rolle bei Präsentationen spielt…

Fazit: Gutes Handwerkszeug für wissenschaftliche Präsentationen

Themen

  • Überzeugen statt überreden
  • Fachliche Präsentationen sind erlernbar
  • Lampenfieber und Zeitplanung
  • Redestil ist nicht Schreibstil
  • Kurzkurs Rhetorik
  • Hard- und Software
  • Vortragsziel feststellen bzw. festlegen
  • Publikum berücksichtigen
  • PowerPoint
  • Übungsvortrag
  • Das Vortragen vorbereiten
  • Präsentieren in Englisch
  • Erster und letzter Eindruck
  • Verhalten auf dem Podium
  • Ausdrucksmittel
  • Was schief gehen kann
  • Diskussionsrunde nach dem Vortrag
  • Typologie der Diskussionsfragen
  • Sitzung leiten

Berndt Feuerbacher: „Professionell Präsentieren in den Natur- und Ingenieurwissenschaften“. Wiley-VCH 2009. 29,90 EUR. ISBN 978-3-527-40697-5.

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German UPA

Website
Zufällig bin ich auf den deutschen Berufsverband für Usability- und User-Experience-Experten gestoßen. Er veranstaltet auch dieses Jahr wieder den World Usability Day 2010 (am 11. November in verschiedenen Regionen Deutschlands). Mehr Infos dazu gibt es unter http://worldusabilityday.de.

WebsiteUnd was war der Zufall? Der UPA gibt ein Usability-Quartett mit Fachbegriffen heraus (Fokusgruppe, Sequenzmodell, Web-Analytics, Szenarien…). Dort steht für jeden Begriff eine kurze Definition, welche Erfahrung man für den Einsatz der Methode benötigt, wie viele Teilnehmer/innen angeraten sind, wie viele Ressourcen notwendig sind und der „Spaßfaktor“. Als Mathematikerin und Informatikerin hab ich natürlich eine Schwäche für Spiele – und wenn ich dabei noch was Fachliches vertiefen kann, umso besser.

Alles zum Verband unter www.germanupa.de.

Wild und innovativ Motive suchen

Buchrezension

Die wilde Seite der Fotografie

CoverDas ist wirklich eines der verrücktesten Fotobücher, die mir bisher vor Augen gekommen sind. Irre Ideen, abgefahrende Aufgaben und phantastische Fotos. Von einfachen Tricks bis zu echten Hacks findet frau eine Bandbreite an Themen. Das Ganze beschrieben von denen, die’s erfunden haben. Mein Lieblingstipp sei hier schon mal angedeutet: Das Notebook als Ministudio-Bühne…

Nicht nur lesen, mitmachen

Übrigens gibt es für den Folgeband 2011 einen Aufruf für Beiträge für die wilden Seiten.

Fazit: Verrücktes, inspirierendes Fotobuch

Themen

  • Scharf kann jeder
  • Camera obscura
  • Lichtgraffiti
  • Drachenluftbilder
  • Nah und fern
  • Unterwasserfotografie
  • Stereofotografie
  • Kurzzeitfotografie
  • Nightshots
  • Mit Texturen gestalten
  • Aus dem Flugzeug heraus
  • Astrofotos
  • Drucken auf ungewöhnlichem Material
  • Weichzeichner preiswert
  • Panorama-Ansichten
  • Systemblitzgeräte
  • Camera Hacking

Cyrill Harnischmacher (Hrsg.): „Die wilde Seite der Fotografie. Mit unkonventionellen Techniken eigene fotografische Ideen verwirklichen“. dpunkt 2010. 29,- EUR (D) / 29,90 EUR (A). ISBN 978-3-89864-634-5.

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Wa – japanische Präsentationsphilosophie

Buchrezension

Zen oder die Kunst des Präsenationsdesigns

CoverZuerst gefiel mir das Buch nicht sonderlich. Ich dachte, da kommt mal wieder so ein Designerschwätzer daher, mit Hang zu Mehr-Schein-als-Sein. Nach und nach zog mich das Buch mit seiner latent meditativen Art dann doch in seinen Bann. Das Lesen geriet zu einem Ruhepool. Und immer, wenn ich dachte, jetzt wird er so langsam geschwätzig, kriegt Reynolds die Kurve zurück zu brauchbaren Ratschlägen. Nebenbei lernt frau hier etwas über Zen im allgemeinen und die japanische Kultur.

Auch wenn die Beispiele fast alle sehr ähnlich sind, gibt es viele verschiedene Dinge zu lernen. Dazu gehören 14 Prinzipien für Denkprozesse beim Designen, ein Exkurs mit Tipps für gute Fotos und ein paar wichtige Grundlagen (Emotionen wecken beim Publikum, Werkzeuge kommen erst nach Idee und Konzept). Es gibt nur wenig anzumeckern: Die Beispielfolien würde ich so kaum selbst verwenden, weil sie zu sehr nach Werbeplaketen aussehen und einfach nicht meinem ureigenen Stil entsprechen. Außerdem fehlte mir noch ein bisschen mehr Anregung für Präsentationen zu Zahlen und Daten.

Fazit: Faszinierend, eher meditativ als Schnellanleitung. Insgesamt lesenswert.

Themen

  • Warum Design wichtig ist
  • Text
  • Farben
  • Harmonie
  • Geschichten erzählen mit Bildern und Videos
  • Daten darstellen
  • Raum nutzen
  • Aufmerksamkeit lenken
  • Folienbeispiele
  • Verbesserungspotenzial

Garr Reynolds: „Zen oder die Kunst des Präsentationsdesigns. Mit einfachen Techniken packend gestalten“. Addison-Wesley 2010. 29,80 EUR (D) / 30,60 EUR (A). ISBN 978-3-8273-2927-1.

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Blaue Stunde der Ingenieurskunst

Buchrezension

Industrie-Ikonen

CoverDer Bildband ist wirklich schön. Das liegt zum Einen natürlich an der blauen Stunde, zu der die Fotos entstanden. Zum Andern liegt es am guten fotografischen Blick der beiden Autoren. Mir hat besonders gefallen, dass nicht nur Bilder aneinandergereiht werden, sondern dass es auch zu jedem Bild, d. h. zu jedem Ort, eine kurze Beschreibung zu finden ist. Die Motive selbst sind ästhetische Beispiele alter Ingenieurskunst, die auch mal futuristisch wie auf dem Cover daher kommen.

Die DVD zeigt eine Collage aus vielen Fotos und ein paar Filmsequenzen, musikalisch unterlegt. Dazwischen erzählt ein Sprecher ein paar Hintergrundinfos, z. B. die Geschichte der Fördertürme (vom Stein zum Stahl). Der Film wirkt ein bisschen wie eine Mischung aus Diaabend, Tourismuswerbung und Ausprobieren der Effekte, die es dafür gibt. Fotos werden gedreht, die Kamera zoomt rein und raus. Schade auch, dass sich die Motive mal hier und mal da unmotiviert wiederholen; das wirkt so, als musste die Zeit für den Film gefüllt werden. Eine straffe Kurzversion vom Film hätte mir besser gefallen. Nichtsdestotrotz ein ganz netter Film und durchaus mit der ein oder andern interessanten Info gespickt.

Fazit: Wunderschön und informativ. Kaufen (trotz, nicht wegen der DVD)!

Carlos Permann und Martin Volmer: „Industrie-Ikonen. Die blaue Stunde im Revier“. Mercator-Verlag 2010. 36,80 EUR. ISBN 978-3-87463-459-5.

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Wer was gut macht

Buchrezension

Management

CoverDer Titel führt etwas in die Irre. Hier berichten nicht Profis von ihren Managementtipps, sondern der Autor analysiert Profis (aus Wirtschaft, Kunst und Öffentlichkeit) und erklärt anhand dieser Beispiele Managementmethoden, Tipps und Tricks. Die Prinzipien werden für jedes Beispiel erläutert, wirklich konkrete Beispiele sind selten. Oft bleibt die Frage offen: Was genau bedeutet das für mich? Wie kann das in der Praxis aussehen? Die Lektüre würde außerdem durch beherztes Kürzen gewinnen, denn manche Themen und Empfehlungen wiederholen sich.

Die kurzen Abschnitte erleichtern das Schmökern zwischendurch. Also hab ich mal wieder ein Buch für die Zeit im Wartezimmer… Ab und an gibt es dann auch mal handfeste Aussagen. Der Autor beschreibt den Unterschied zwischen einer guten Strategie und einer guten Absicht durch das „Do it!“ Dazu zitiert er Augustinus, den Bischof von Hippo: „Man betet für Wunder, aber arbeitet für Ergebnisse.“

Fazit: Es gibt nette Denkanstöße

Frank Arnold: „Management. Von den Besten lernen“. Carl Hanser 2010. 24,90 EUR. ISBN 978-3-446-42177-6.

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Motivation jenseits von Prämien

Dan Pink on the surprising science of motivation
www.ted.com/talks/dan_pink_on_motivation.html
Vortrag eines amerikanischen Anwalts dazu, was Menschen in der Arbeitswelt motiviert. Am Beispiel des „Candle problem“ erklärt er, dass die Karotte ausgedient hat, die man früher dem Arbeitstier vor die Nase hängte.

Motivation jenseits der MöhreThe surprising truth about what motivates us:
www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc
Dasselbe Thema als Film, grafisch als RSA Animate nach und nach auf die Leinwand gezeichnet. Ich hab mir mal den Spaß erlaubt, einen Screenshot ein bisschen einzufärben. Quasi als Appetizer ;-)

… und dazu passt ein Artikel aus Ned Batchelders Blog: „Engineers are people“. Darin geht es darum, dass auch Tekkies Gefühle haben, die es während der Arbeit genau so zu berücksichtigen gilt wie den alltäglichen Hunger am Mittag.

Wörter tippseln oder ernsthaft schreiben?

LogoDie Universität Duisburg-Essen bietet wie viele Hochschulen Untersützung zum Verfassen unterschiedlicher Texte an. Der Schreibtrainer ist ein Nachschlagewerk, das online Hilfe rund um das Schreiben gibt. Beim Thema Argumentation werden z. B. grundlegende Fertigkeiten wie Dreischritt und Fünfschritt oder Kette, Rhombus und Waage skizziert. Unterschiedliche Argumenttypen wie Fakten, Erfahrungen, Tradtionen, Lehrsätze, Autoritäten und Ziele kommen auch zur Sprache. Alles in allem handelt es sich um ein Lexikon des Schreibens. Obendrein gibt’s ein Sachregister und eine Inhaltsübersicht.

Themen

  • Typischer Verlauf von Schreibprozessen
  • Textsorten und Schreibanlässe
  • Einarbeiten in ein Thema
  • Recherchieren
  • Argumentieren und gliedern
  • Schreiben und formulieren
  • Kleine Stilkunde der deutschen Sprache
  • Neue Rechtschreibung
  • Wörterbücher als wichtiges Hilfsmittel

Fazit: Guter Einstieg in die Materie, kein umfassendes Lehrwerk

Schreibtrainer der Schreibwerkstatt:
www.uni-due.de/schreibwerkstatt/trainer/trainer/start.html

Eine Nacht mit Konrad Zuse

Buchrezension und Informatikgeschichte

Die Frau, für die ich den Computer erfand

CoverSo könnte es gewesen sein. Der Autor versetzt sich in eine fiktive Interviewsituation: Er hat eine Vollmondnacht lang Zeit, sich die Lebensgeschichte, die Gedanken und Phantasien des Computererfinders anzuhören. Das Ganze nimmt er auf Band auf, was der Leserin in Form eines Transkripts Einblicke in das Leben von Konrad Zuse erlaubt.

Fazit: Tiefe Blicke in die Informatikerseele

Friedrich Christian Delius: „die frau, für die ich den computer erfand. Die unglaubliche Geschichte des Konrad Zuse, der den ersten Computer der Welt baute – und die Erfindung einer unmöglichen Liebe“. rowohlt 2009. 19,90 EUR. ISBN 978-3-87134-642-2.

Zuse-Jahr 2010

Schade, dass das Jahr 2010 nicht zum Konrad-Zuse-Jahr erklärt wurde. Der Erfinder des Computers wurde 1910 in Berlin geboren. Mit seiner Z3 hat er den ersten Computer zusammengebastelt. Sie folgte nach der Z1 mit Blechen als Rechenwerk und der Z2 als Prototyp mit elektrischer Schaltung statt der hakeligen ersten rein mechanischen Version. Die Z3 konnte nicht nur die Grundrechenarten durchführen, sondern auch Wurzeln ziehen.

Mit Hilfe des Dualsystems, die er aus den Arbeiten von Leibniz kannte, entwickelte Zuse die für das Rechnen notwendige Logik selbst. Damals wusste er nicht, dass George Boole (ein britischer Mathematiker) bereits seine boolesche Algebra erarbeitet hatte.

Konrad Zuse schrieb auch Programme, die er dann per Lochkarte oder vielmehr Lochstreifen – quasi als Pappware, nicht als Software – in seine Rechenmaschine schob. Zuses erster Programmierer war ein blinder Mathematiker namens Faust, der in der Programmiersprache „Plankalkül“ herumwerkelte.

Einen Nachbau der Z3 kann frau z. B. im Deutschen Museum in München bestaunen.

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Science Slam

zur Website

Wissenschaft in zehn Minuten erklären – und dabei das Auditorium in seinen Bann ziehen. Das sind die Ziele einer neuen Präsentationsform.

Entstehung

Die Idee hatte der Diplom-Verwaltungswissenschaftler Markus Weißkopf (M. S. in Public Policy und Management) vom Haus der Wissenschaft in Braunschweig vor ca. drei Jahren, damals noch in Konstanz. Er ließ sich von alpha-Centauri auf BR alpha inspirieren. Dort erklärte Prof. Dr. Harald Lesch innerhalb von 15 Minuten Themen aus der Astrophysik. Darauf hat er das Prinzip des Poetry Slam auf die Welt der gesamten Wissenschaft übertragen, und es entstand der Science Slam.
Science Slam ist also eine deutsche Erfindung, eine neue Form der Wissenschaftskommunikation.

Vortragsthemen

Auf der Website sind auch einige gefilmte Vorträge zu sehen. Da geht es u. a. um Themen wie „Uni auf Droge?“ oder „Energie – Wie man etwas verschwendet, das nicht weniger werden kann“. Bei der Erklärung „Wie funktioniert eigentlich W-LAN?“ hab ich das Wort Paraskavedekatriaphobie gelernt.  Am schönsten aber fand ich den äußerst unterhaltsamen und dazu lehrreichen Vortrag „Ein inverses Verfahren zur Bestimmung lokaler Wärmeübergangskoeffizienten an einem Lamellen-Rohrbündel-Wärmeübertrager mittels Infrarot-Thermographie“.

Wie funktioniert es?

Maximal zehn Minuten Zeit hat Jeder (meist Nachwuchswissenschaftler, leider nur wenige Frauen bisher), um das eigene Forschungsthema in einem populärwissenschaftlichen Vortrag vorzustellen und das Herz des Publikums zu gewinnen. Die Anwesenden bewerten dann die unterschiedlichen Vorträge, am Ende gibt es einen Sieger.

Ausschlaggebend für die Bewertung:

  •  Verständlichkeit des Vortrags – wie komplex war die zu erklärende Materie und wie gut wurde sie erklärt?
  •  Vortragsstil – wie unterhaltsam, mitreißend, lustig, … war die Darbietung?

Es gibt regionale Unterschiede: Die Bewertung wird entweder über die Applauslautstärke oder durch Punktetafeln vorgenommen. In Braunschweig sind fast alle Hilfsmittel (außer lang andauernden Videos und Musik) erlaubt, wohingegen die Slammer in Bayreuth nicht einmal PowerPoint benutzen dürfen.

Selbst slammen (lassen)

Wer die Idee klasse findet und einen eigenen Slam machen möchte, kann das tun, es braucht nicht mehr als

  • einen geeigneten Veranstaltungsort (Hörsaal o. ä.)
  • eine gute Moderation
  • Teilnehmer/innen
  • Preise, Sponsoren etc.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ihren Vortrag so interaktiv und anschaulich wie möglich gestalten. Dafür sollte das technische Equipment bereit stehen. In erster Linie sind das ein Laptop und ein Beamer. Je nach Größe des Veranstaltungsortes sind Mikrofon und Lautsprecher ratsam; letzteres auch für Video oder Ton in Vorträgen. Tipps und Tricks gibt es über den Kontakt auf www.scienceslam.org oder bei einem der angegebenen Kontakte der jeweiligen Science Slams in den verschiedenen Städten.

Mehr Infos auf www.scienceslam.org.

Unterhaltsame Monsterkinder und alltägliche Familienfeindlichkeit

Buchrezension

Kinderkacke

CoverAbwechselnd schildern „Mama“ und „Papa“ ihre Gedanken über, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Nachwuchs. Und mit der Welt drumherum. Der Perspektivenwechsel als Dialog funktioniert sehr gut. Vielleicht hab ich sogar etwas über Väter gelernt… Auch wenn ich nicht in allem mit dem Autorenpaar übereinstimme, ich finde das Buch klasse, weil es hier keine Verklärungsgeschichte gibt, sondern Realität. Nichtsdestotrotz spürt man die Liebe, die die Eltern ihren Kindern entgegenbringen.

Worum geht’s? Darum, dass Kinder in Wirklichkeit kleine Monster sind. Dass Elternsein unvorstellbar anstrengend ist. Nicht nur Schwiegereltern, die nerven, und Freunde, die sich zurückziehen, machen das Leben schwer. Auch das Liebesleben verändert sich, Arbeitengehen ist neben dem Familienleben schwieriger denn je, und die Hoffnung auf mehr staatliche Unterstützung braucht außerhalb Skandinaviens wohl einen langen Atem. Das Geld ist knapp und Väter auf dem Spielplatz sind immer noch eine seltene Spezies.

Fazit: Nicht politisch korrekt, sondern da schreiben ganz normale Menschen.

Julia Heilmann und Thomas Lindemann: „Kinderkacke. Das ehrliche Elternbuch“. Hoffmann und Campe 2010. 15,- EUR. ISBN 978-3-455-50150-6.

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Neues in Sachen Eingabetechnik

Linktipps nach einem Artikel in der c’t 13/2010:

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Auftreten im Beruf

Buchrezension

Souverän auftreten

CoverDie beiden Herren scheinen für Ihresgleichen zu schreiben. Bzw. für ihr jüngeres Alter Ego. Nichtsdestotrotz – manchmal auch gerade deswegen – bietet das Buch ein paar Einblicke. Zwischen den Zeilen kommt die ganze Schwere der konservativen Wirtschaftswelt zum Vorschein. Gerade zu Beginn gibt es sehr viele Bezüge zu Politikern und Wirtschaftsgrößen. Das wirkt eher so, als würden die Autoren rechtfertigen wollen, dass sie sich auskennen. Da wäre weniger mehr gewesen.

Im Verlauf des Buches wird das besser. So argumentieren die Autoren, dass z. B. gutes Benehmen kein Selbstzweck ist. Stimmt. In der Hoffnung, dass auch die männliche Leserschaft sich sowas zu Herzen nimmt, lese ich weiter. Die Autoren liefern immer wieder Argumente, dass es für die eigene Karriere förderlich ist, ihren Tipps zu folgen. Das gilt sicherlich für Hinweise wie diese: Freundlichkeit, Höflichkeit und Pünktlichkeit sind die wichtigsten Prinzipien für erfolgreiches Auftreten – und: Verantwortung, Respekt und zuvorkommendes Verhalten sind Grundregeln, die das (Arbeits-) Leben für alle Beteiligten erleichtern.

Der Abschnitt über das Argumentieren hat mir besonders gut gefallen. Da gibt es u. a. Argumentationsschemata in Wort und Bild und Erklärungsmuster, nach denen frau (und man) sich richten kann. Es folgen Erläuterungen zu verschiedenen Arten von Fragen, zu Manipulationstechniken und den Umgang damit. Interessant ist das Kapitel über aggressive Formen der Rhetorik, z. B. die Eristik. Etwas mutig und sehr hilfreich ist auch das Entlarven weit verbreiteter, aber in der Konsequenz kontraproduktiver „Tipps“. Gut gelungen ist die Einführung in die Kunst der Planung von Vorträgen. Dazu gehört, die „fertige“ Rede öfter durchzuarbeiten und Probevorträge zu halten.

So, und hier noch ein paar Dinge, die mir gefallen haben beim Thema Präsentation (also Vortrag oder – von der Wortherkunft her gedacht – Vorstellung): PowerPoint unterstützt Vorträge, es ersetzt sie nicht. Wirkung ist eine Bringschuld, und nicht das Publikum hat die Verantwortung dafür, was es versteht. Zuhörer folgen auch, aber nicht in erster Linie, rationaler Argumentation – es hat Wünsche, Werte, Vorstellungen, Pläne, Ängste und ärgert sich vielleicht gerade.

Meine Lieblingserkenntnis aus dem Buch: Reden und Verhalten gehören im Sinne der Glaubwürdigkeit zusammen. Nicht neu, aber wahr.

Fazit: Schwacher Einstieg, dann gute Tipps

Themen

  • (Erster) Eindruck
  • Körpersprache
  • Kommunikation
  • Benehmen
  • Rhetorik
  • Eigene Äußerungen in den Medien

Reiner Neumann und Alexander Ross: „Souverän auftreten. Rhetorik – Präsentation – Argumentation“. Hanser 2009. 14,90 EUR. ISBN 978-3-446-41954-4.