Wissen handhaben und wie man was verlernt

Wissensmanagement

Cover Das Minibuch will eine praktische Anleitung zur Umsetzung von Wissensmanagementmaßnahmen fern von theoretischen Abhandlungen sein. Eher theoretisch schätze ich es allerdings schon ein. Aus HR-Sicht wird gut eingeleitet, wie man mit Wissensmanagement starten kann, was wichtig ist, was Wissensmanagement überhaupt ist.

Die Liste der Instrumente des Wissensmanagements ist für meinen Geschmack einerseits breit, allerdings zu allgemein (Coaching, Community, Projektarbeit, Story Telling, Triadengespräch sind ebenso dabei wie Diskussionsforum, Kaffeeecken, Wiki). Teilweise ist auch zu knapp beschrieben, was die Funktionsweise einzelner Instrumente angeht. Leider wird auch nicht sauber zwischen Technologie und Anwendungsbereich für das Instrument unterschieden (Bsp. „statische HTML-Seiten“ beim Instrument „Internet/Intranet“).

Weniger wäre aus meiner Sicht hier mehr gewesen.

Abbildung Inhaltsseite mit Tabelle: Paradoxien im Umgang mit WissenGut finde ich, dass das Thema „Wissen verlernen“ einen eigenen Abschnitt bekommen hat. Das ist ein Thema, das – wie Aufräumen – gern als Stiefkind behandelt wird. Obwohl die Praxis immer wieder zeigt, dass gerade hier Stolperfallen lauern.

Viele Grafiken machen das Buch gut lesbar. Zum Beispiel macht eine Gegenüberstellung anschaulich klar, wo die Grundlagen für Wissen gelegt werden und wie man sich immer mal wieder gleich ein Bein stellt dabei (s. Seitenausschnitt). Man versteht damit schnell, wo sich die Herausforderungen verstecken.

Fazit: Als erste Einführung OK, Schwächen in der Instrumentenliste

Themen

Abbildung Inhaltsseite mit Wissenspyramide

  • Wissensarten
  • Erfolgsfaktoren
  • Strategien für und Dimensionen von Wissensmanagement
  • Ziele des Wissensmanagements
  • Bausteine: Wissen identifizieren, erzeugen, teilen, anwenden, verlernen, bewerten
  • Instrumente: Anreize, Balanced Scorecard, Benchmark, Collaboration Tools, Indikatorensysteme, intellektuelles Kapital, Weiterbildung, Kanban, Knowledge Café, Kreativitätstechniken, Lessons Learned, Mikroartikel, Newsletter, On-/Offboarding, Open Space, …

Sandra Gerhards und Bettina Baum: „Wissensmanagement. 7 Bausteine für die Umsetzung in der Praxis“. Hanser 2019. 14,99 EUR. ISBN 978-3-446-46143-7.

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Fische sind Freunde! Unbekannte Welten unter NN

Was Fische wissen

CoverEins meiner Lieblingszitate aus dem Buch – nicht nur für Fische: „Es gibt keine Wahrheit. Es gibt nur Wahrnehmung.“ von Gustave Flaubert. Das muss man zweimal lesen. Genau so ist das. Nun zum Buch.

Der Fisch an sich ist oft unterschätzt und selten niedlich. Angler:innen, Köch:innen und Aquarienbesitzer:innen interessieren sich für ihn. Unser Herz rührt er eher nicht: Die Augen ohne Ausdruck, seine Welt für uns unverständlich.

Dabei sind Fische uns viel ähnlicher, als wir denken. Die Unterschiede untereinander sind mitunter größer als der Unterschied zu Säugetieren (also uns). Sie verhalten sich strategisch und sozial, sie pflegen aufwendige Balzrituale und lebenslange Beziehungen, sie täuschen und bestrafen.

Aus wissenschaftlicher Sicht, gesprenkelt mit einigen Anekdoten aus persönlichen Beziehungen zu Fischen, werden verschiedene Perspektiven dargestellt. Es beginnt mit der Wahrnehmung: Wo sich diese mit unserer deckt und wo es in der Welt der Fische ganz anders ist.

Dann erfährt man, was Fische fühlen; ganz wörtlich (Tastsinn & Co.), aber auch eher abstrakt wie Schmerz, Emotionen und Bewusstsein. Dies schafft die Überleitung zum Denken: Intelligenz, Werkzeuggebrauch, vorausschauendes Verhalten und „Gedankensprünge“.

Vom Individuum geht es als nächstes in die Gruppe. Fischpopulationen (Schwärme), aber auch artübergreifende Handlungen. Natürlich darf das Thema Fortpflanzung nicht fehlen. Es gibt große Wolken von Eiern und Spermien, die sich im Wasser vermischen. Es gibt viele lebendgebärende Fische. Oder Fischväter in spe, die quasi mit der Ausgewählten zusammenwachsen, um für den Nachwuchs gleich zur Stelle zu sein.

Aus dem Epilog erfährt man einen Aspekt, der die Motivation für das Buches widerspiegelt: „Welche Hautfarbe man hat, welcher Religion man angehört, ob man eine Gebärmutter oder andere beliebige Eigenschaften besitzt: All das ist schlicht keine Rechtfertigung für Ausbeutung.“

Der Autor ist Verhaltensbiologe und seit Jahren spezialisiert auf das Empfindungsvermögen von Fischen. Er überrascht mit Erkenntnissen, die weit über das allgemeine Wissen hinausgehen. Sehr weit.

Fazit: Faszinierend. Aufrüttelnd. Macht neugierig auf mehr.

Themen

  • Verhaltensforschung
  • Soziobiologie, u. a. Kooperation, Demokratie und Friedensarbeit
  • Neurobiologie / Neurowissenschaften
  • Ökologie
  • Wahrnehmung, u. a. optisch getäuschte Fische (Ebbinghaus-Täuschung und Müller-Lyer-Illusion)

Jonathan Balcombe: „Was Fische wissen. Wie sie lieben, spielen, planen: unsere Verwandten unter Wasser“. mare 2020. 18,- EUR. ISBN 978-3-86648-639-3.

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Bildungspoesie: Zeitreise mit Bäumen

Das Geheimnis der Bäume

Screenshot Mediathek 3sat

In dieser Dokumentation kommen Wissen (Botanik) und eine poetische, märchenhafte Form aufeinander. Animierte Zeichnungen ergänzen die Filmsequenzen aus dem Wald.

Screenshot
Der Protagonist bringt die Liebe zur Natur greifbar auf die Leinwand: Ein alter Märchenerzähler (aus dem Off), ein alter Herr ist zu sehen, er zeichnet.

Wissen

Screenshot
Wir reisen durch die Zeit, von Primärwald zu Sekundärwald, irgendwann erreicht der Wald seine Reife.

Wir lernen, wie die „bäumische“ Kommunikation untereinander funktioniert, die Kommunikation mit mehr oder weniger nahe verwandten Pflanzen, mit Tieren. Wir werden weitergeleitet von der Vernetzung der Bäume mit den Tieren zum Wetter, zur Umwelt.

Die Zeitdimesion reicht von einem Baumleben bis hin zur Evolution des Waldes.

Poesie

Screenshot„Tiere herrschen über den Raum, Bäume über die Zeit.“ Das gilt für Bestäuber genauso wie für Fressfeinde. Oder andere baumschädigende Verhaltensweise (Stichwort Schubbern).

Die Zeitreise über Jahrhunderte hinweg, vom Samen zum 1000-jährigen Veteran, nimmt dann wieder die Perspektive der Bäume selbst ein.

Ein Tag, ein Jahr, ein Jahrhundert, ein Jahrtausend. Alles ist hier dargestellt.

Ansehen

Fazit: Magisch. Lehrreich. Poetisch.

Mehr

3sat-Mediathek noch bis 10. März 2021:
www.3sat.de/film/dokumentarfilm/das-geheimnis-der-baeume-100.html

Film im Stream:
www.kino.de/film/das-geheimnis-der-baeume-2013

… oder als DVD für 7,40 EUR

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Online vorwärtskommen durch geschickte Contentarbeit

Texten fürs Web: Planen, schreiben, multimedial erzählen

CoverSeit Jahrzehnten ist dies DAS Handbuch für alle, die Content produzieren und publizieren. Ob in Organisationen, PR-Agenturen, Unternehmen, Behörden, Verbänden oder anderswo. Und dass es ein Klassiker ist, das hat es sich zu Recht verdient.

Im Abschnitt „Planen fürs Web“ finde ich eine solide Grundlage mit aktuellem Wissensstand und – nicht überraschend – bewährtem Wissen zum Thema.

Ausführlich und mit vielen aussagekräftigen Beispielen zeigt der Autor, wie Web-Texten nutzerfreundlich funktioniert und wie man das für die verschiedenen Ausgabemedien wie Websites und Apps in Wort, Bild und Layout umsetzt. Es gibt klare Hinweise, wo man verbessern kann. Man kann sich nach der Lektüre Schritt für Schritt an die Arbeit machen. Z. B. mal die Artikel/Webpages, die man permanent online vorhält, daraufhin durchgehen, ob sie „Bookmarkfähig“ sind. Das ist doch mal eine nützliche Perspektive. Grundlage sind schwerpunktmäßig naturgemäß die Kriterien, die Google für gute Websites listet. Und das ist jetzt nur ein Beispiel.

Die Anschaffung lohnt sich für alle, die online texten – d. h. schreiben, konzipieren, Bilder und Videos einbetten, mal was zum Design sagen sollen etc. Contenterstellung und -pflege stehen im Mittelpunkt des Buches. Das Know-How ist aus der Praxis und durchaus umsetzbar. Bei manchen der konkreten Tipps muss man nur abwägen, wieviel Aufwand angemessen ist. Die Bandbreite reicht von den Grundlagen (beim reinen Texten) bis hin zu neuen Erzählformen (Digital Storytelling).

Die neue Auflage behandelt alle praktischen Aspekte des Publizierens: Content-Planung, Schreiben von Schlagzeilen, Teasern und Artikelseiten sowie neue Erzählformen, garniert mit Tipps und Tricks und reichhaltiger Illustration.

Gut gefallen mir die Schritt-für-Schritt-Anleitungen, der Überblick über die wichtigsten Befunde der User Experience-Forschung sowie SEO-Wissen, das bleiben wird. Es juckte mir immer mal in den Fingern, meine Texte sofort nochmal zu überarbeiten.

Meine ersten 4 Lesezeichen hier mal für Euch aufgelistet: Nutzerinteressen entdecken, KAFE-Methode mit MindMap, Videotranskripte in Textform (aus-)nutzen, viele Leitplanken für pointiertes Formulieren.

Fazit: Bitte! Griffbereit haben! Immer wieder zu Hand nehmen!

Die neue Auflage ist übrigens eins der wenigen Bücher, die klug und gewandt gendersensibel geschrieben sind: Generisches Maskulinum, generisches Femininum und auch mal beides gemeinsam. So dass es gut in den Lesefluss passt UND ausgewogen ist. Eien große und noch viel zu seltene Kunst. Chapeau.

Themen

  • Attraktivität von Content
  • Printmaterial fürs Web aufbereiten
  • Themen multimedial erzählen
  • Nutzung: Desktop, Smartphone, Mobile Sites
  • Digitale Formen: Hypermedia-Patchwork, Themenpaket & Co.
  • Responsive Design & Website-Layout
  • Startseiten: Desktop und mobil
  • SEO: Website finden lassen, nicht nur durch klickstarke, suchmaschinenoptimierte Teaser
  • Clickbait – oder nicht
  • Nutzerblicke mit Wörtern lenken, ebenso mit Fotos
  • Artikelseiten scanfreundlich strukturieren
  • Unternehmenswebsite, Blogs, Newsletter
  • Social Media
  • Schreiben für Alexa, Siri & Co.
  • Digital Storytelling
  • Gamification & interactive Storytelling
  • Content Marketing: Ziel(gruppe), Customer Journey, Kontaktpunkte, Heldenreise und Touchpoints

 

Stefan Heijnk: „Texten fürs Web: Planen, schreiben, multimedial erzählen. Das Handbuch für Online-Journalismus, Digital Storytelling und Content Marketing“. dpunkt 2021. 36,90 EUR. ISBN 978-3-86490-528-5.

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Diverse Unterschiede zum Besten von Teams: Stärken von Frau und Mann

Typisch Mann, typisch Frau?

CoverFrauen sind so – Männer sind so. Typisch. Heute sterben starre Geschlechterbilder langsam aus? Von wegen.

Studien zeigen, dass sich Frauen und Männer im Beruf unterschiedlich verhalten. Der TaschenGuide erkennt die Verschiedenheit von Männern und Frauen an und hilft bei einer Sicht, mit der beide Geschlechter in der Reflexion ihrer Verhaltensweisen unterstützt werden können. Der Fokus ist ganz klar auf den Stärken. Natürlich kommen auch Knackpunkte und Eigenheiten zur Sprache, die Missverständnisse und Konflikte provozieren.

Der Ratgeber hilft, verschiedene Einstellungen und Verhaltensmuster besser zu verstehen und liefert Ideen, wie die Unterschiede im Arbeitsalltag genutzt werden können, um ein kreatives und produktives Miteinander auf Augenhöhe zu fördern.

Hier finden alle Antworten, die sich fragen:

  • Wie verhalten sich Frauen in Führungspositionen?
  • Wie gehen Männer mit Machtstrukturen am Arbeitsplatz um?
  • Welche Vorteile haben gemischte Teams Vorteile gegenüber homogenen Teams?
  • Wie lässt sich ein gutes berufliches Miteinander realisieren?
  • Was kann Mann von Frau und Frau von Mann lernen?

Das Autorenteam hilft dabei, die Andersartigkeit des Gegenübers als etwas Positives zu verstehen. Tipps und Tools zur erfolgreichen Karriereplanung sind hier genauso zu finden wie Hilfestellungen für eine Verbesserung der Arbeit in Projekten, Teams oder in der Führung.

Folgendes Zitat aus dem Buch möchte ich Euch verraten. Es hilft nicht nur beim Thema Diversität im Arbeitsleben, sondern generell im Umgang mit Menschen (und Konflikten): „Und bist du nicht willig, dann brauch ich Geduld!“

Diese Aspekte und Prinzipien sind auch noch hilfreich:

  • Gleichwertigkeit (nicht Gleichheit!) von Männern und Frauen voraussetzen
  • Anderssein begrüßen
  • (Selbst-) Reflektion üben
  • Stereotype erkennen und ihre negativen Effekte vermeiden
  • Auf Augenhöhe kommunizieren
  • Zuerst verstehen, dann verstanden werden

Verschiedene Zielgruppen bekommen Hinweise und Tipps: Für Führungskräfte gibt es Input für den Umgang mit und den Weg zu mehr Diversität; Anregungen, um sich Mechanismen bewusst zu machen und eigene Automatismen aufzudecken und zu ändern. Typische „Frauenfragestellungen“ werden auch adressiert. Dabei werden die „Männerinteressen“ auch nicht vergessen.

Fazit: Gutes Thema, gutes Buch, kluge Rundumsicht

Ich frage mich die ganze Zeit nur – welcher Mann liest das?

Themen

  • Typisch! Oder eher nicht?
  • Unterschiede konstruktiv nutzen
  • Umgang mit Misserfolgen und Fehlern
  • Problemlösestrategien und Umgang mit Macht
  • Führung und Karriere
  • Was Männer Frauen nicht erzählen
  • Gender Balance: Zukunftstrends und wie Unternehmen profitieren
  • Denkfallen und Vorurteile
  • Diversitätstrainings, Frauenförderung, Männerförderung

Ruth Terink und Richard Schneebauer: „Typisch Mann, typisch Frau? Wie Frauen und Männer noch besser zusammenarbeiten. TaschenGuide“. Haufe 2021. 9,95 EUR. ISBN 978-3-648-14262-2.

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Musik mischen im Homestudio

Mixing Secrets

Buch für Mixing-Fortgeschrittene
BuchcoverCorona, HomeOffice, nichts los und Langeweile? Für viele die ideale Zeit, um sich mit dem Mischen der eigenen Musik im Homestudio zu beschäftigen. Das Buch „Mixing Secrets“ verspricht, mit kleinem Studio und kleinem Budget Songs auf Chartniveau abmischen zu lernen.

Eine Warnung vorweg: Das Buch ist in meinen Augen nicht für Anfängerinnen geeignet. Es werden zwar durchaus einzelne Grundlagen erklärt, aber Begriffe wie z. B. „Vocal Ad-lib“ werden als bekannt vorausgesetzt (das sind kleine „Einsinger“ wie „oooooohhhh“, die dem Song mehr Volumen geben). Wer schon eine solide Grundlage im Abmischen von Musik hat, sollte sich aber schnell zurecht finden.

Das Buch besteht aus vier Teilen:

  1. Hören und Abhören
  2. Mixvorbereitung
  3. Mischverhältnisse
  4. Nach Geschmack verfeinern

Hilfreich: Jeder Teil hat nochmal ein eigenes Inhaltsverzeichnis inkl. Seitennummer. Das erleichtert die Navigation im Buch ungemein.

Das Buch fängt etwas ungewöhnlich mit dem Thema „Hören“ an, also z. B. welche Abhörmonitore in welcher Aufstellung für das spätere Mischen sinnvoll sind. Im Laufe des Buches wird klar, wie wichtig diese Grundlage für den gesamten Mischvorgang ist.

Das Mischen an sich lernt man mit diesem Buch nicht, eher wie man die bereits vorhandenen Kenntnisse mit Hilfe von Profitipps noch verbessern kann. Charmant: Der Autor lässt immer wieder bekannte Größen aus der Branchen zu Wort kommen, die ihre eigenen Tipps in Form von Zitaten zum Besten geben.

Spannenderweise gibt das Buch auch einige Tipps für die Vorbereitung und das reine Aufnehmen in einem Tonstudio. Interessant auch für Menschen, die in einem Tonstudio aufnehmen, aber nicht selbst mischen wollen. Nur für diese Tipps würde ich das Buch aber nicht empfehlen, da der Fokus ganz klar auf dem Mischen liegt. Die Schreibweise ist locker-flockig und der Autor vermag es, den einen oder anderen Schmunzler in mein Gesicht zu zaubern. Inhaltlich ist das Buch jedoch sehr kompakt und bedarf eines konzentrierten Lesens.

Fazit: Für alle mit Vorkenntnissen, die tiefer ins Mixing einsteigen wollen

Themen u. a.

  • Nahfeldmonitore verwenden
  • Ergänzendes Monitoring
  • Schadensbegrenzung im Bassbereich
  • Von subjektiven Eindrücken zu objektiven Ergebnissen
  • Timing- und Tuning-Anpassungen
  • Comping und Arrangement
  • Mischverhältnisse
  • Kompression und Equalizer
  • Frequenzselektive Dynamikbearbeitung
  • Die Macht von Sidechains
  • Mischen mit Reverb und Delay
  • Stereoverbreiterung
  • Master-Bus-Kompression, Automation und Endfassung

Mike Senior: „Mixing Secrets – Musik mischen im Homestudio“. mitp 2020. 34,99 EUR. ISBN 978-3-7475-0120-7.

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Digitale Welt und was wir (nicht) darüber wissen

Atlas der digitalen Welt

CoverBig-Data-Paradox (Zitat): „135 insane Social Media stats that Marketeers will have to know in 2020!“ Ja klar.

Alles wird mit allem verglichen, Datenquellen sind oft genug fadenscheinig und nicht auf die angedeutete Weise vergleichbar. Die Datenmenge liegt im Jahr 2020 bei rund 47 Zettabyte (2010 waren es noch 2 ZB). Wow. Das IST viel.

So sieht die Ausgangslage für dieses Buch aus: Es ist UNÜBERSICHTLICH.

Die Grundlage für die Ergebnisse zur digitalen Welt in diesem Buch ist ein „leistungsstarkes“ Panel, das wissenschaftlich erstellt wurde. (Quelle: GfK = Gesellschaft für Konsumforschung, initiiert von der Uni Köln). Gehen wir also mal davon aus, dass die Daten vernünftig erhoben, analysiert und zusammengestellt sind.

Welche Fragen und Antworten sind hier zu finden? U. a. finde ich die Frage, welchen Anteil welches Endgerät hat, zusätzlich aufgeschlüsselt nach Altersgruppen (also welche Geräte werden in welcher Altersgruppe wie genutzt). Die Antwort ist: Das Smartphone hat die Nase vorn (in Nutzungsdauer) – und zwar in allen Altergruppen.

So, das gibt schon mal eine Vorstellung davon, was man mit dem Atlas gewinnt. Einblicke.

Themen u. a.

  • Wie groß ist das Internet?
  • Wie wächst das digitale Universum?
  • Was tun Menschen in der digitalten Welt?
  • Wie sieht es heute bei Social Media aus?
  • Wie konstruiert Digitales die Welt?
  • Warum wissen wir so wenig über die digitale Welt?

 

Viele Themen, viele Einsichten. Soweit ein guter Überblick. Und dazu sehr aktuell. Die Erläuterungen zu den Grafiken könnten allerdings besser dargestellt werden (z. B. Achsenbeschriftung im Text aufgreifen). Ich fand es im Verlauf der Lektüre immer anstrengender, die unterschiedlichen Aussagen zu erfassen, weil die Grafiken sich so sehr geähnelt haben und die verschiedenen Kernaussagen optisch nicht auch angemessen anders dargestellt waren. Bisschen mühselig.

So ganz leicht fiel es mir beim Lesen auch nicht, die Schlüsse zu finden und Interpretationen von direkten Konsequenzen zu unterscheiden (über die man nicht so leicht verschiedener Meinung sein kann). Irgendwie hatte ich immer ein vages Gefühl, dass da Meinungen zwischen den Zeilen mitschwingen. Kann gar nicht so recht sagen, an was genau ich das festmache.

Schön: Ich habe nicht nur was über die Datenlage und ein paar Erkenntnisse gelesen, sondern wieder was darüber hinaus gelernt. Eins meiner Learnings: „Panel“ – das ist, wenn man wiederholt dieselben Daten bei einer repräsentiven Zahl von Befragten erhebt. Danke, das Wort war mir neulich erst untergekommen. Ein zweites Learning: GenZ bedeutet „Generation Z“. Hab ich dann auch irgendwann gecheckt ;-)

Insgesamt finde ich es sehr hilfreich, dass ich mal neue Daten (bis 2020) bekommen habe. Und etwas Klarheit, wo es wohl gar keine oder kaum Daten gibt, u. a. weil große Player sich nicht in die Karten gucken lassen – und viele, viele, viele, .. ich meine wirklich viele Daten versteckt sind vor dem Zugriff der Öffentlichkeit und auch vor der Aufarbeitung im Rahmen von Forschung.

Hier noch etwas Hintergründe, um das Buch besser einordnen zu können: Dr. Martin Andree und Timo Thomsen sind die Autoren. Dr. Andree unterrichtet digitale Medien an der Uni Köln und ist CEO von AMP Digital Ventures. Er ist habilitiert in Medienwissenschaften und besitzt Erfahrung im digitalen Marketing, u. a. als Corporate Vice President bei Henkel (2012 bis 2018). Timo Thomsen ist Global Head of Product & Innovation bei der GfK SE und besitzt Expertise in den Bereichen digitale Medien und Cross-Media-Verhaltensmessung, Datenanalyse und Dateninterpretation sowie Marketingberatung. Er leitet den Produktbereich Media Measurement & Consumer Panels.

Fazit: Gut zum Nachschlagen, gut für eine eigene Einordnung von Aussagen über „das Internet“, die man so gesagt bekommt.

Martin Andree und Timo Thomsen: „Atlas der digitalen Welt“. campus 2020. 32,- EUR. ISBN 978-3-593-51271-6.

Fußnote:
Übersichten XYZbytes / Größenordnungen:
https://bernet.ch/blog/2011/01/06/was-ist-eigentlich-ein-petabyte-exabyte-zettabyte
https://de.wikipedia.org/wiki/Byte#Vergleichstabelle

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Größenvergleich Daumen-Kralle: Dinos 2021

Lebensgross

CoverKralle und mein Daumen(nagel) im GrößenvergleichEinem Triceratops tief in die Augen blicken? Die Riesenkralle eines Baryonix direkt mit der eigenen Hand vegleichen? Unmöglich. Die Giganten sind immerhin schon seit 65 Mio Jahren verschwunden.

Also wirklich nicht möglich? Doch!

Erstklassig illustriert zeigt das Buch 15 Dinosaurier (bzw. Teile davon) so groß, wie sie wirklich einmal waren. Die Darstellungen basieren auf (neuen) Forschungserkenntnissen und Funden.

Von Archaeopteryx über Saltasaurus bis zum menschenkleinen Citipati, hier stellen sich 15 Dinosaurier vor. Eine Schattenriss-Grafik mit Größenvergleich (als Referenzgröße auch ein Mensch) aller vorgestellten Arten sind vorn und hinten im Buchdeckel zu finden, das ist sehr praktisch. Die kleineren werden tatsächlich in Lebensgröße (Maßstab 1:1) abgebildet. Und die größeren? Von denen sind maßstabsgetreue Details zu finden. Eine Schnauze, ein Zeh, Nasenhorn, Kralle.

Bei jedem Tier ist eine geschichtliche Einordnung (wann lebte das Tier?) zu finden; das hilft beim Vergleich, wer lebte wann, wer folgte evolutionsgeschichtlich wem? Nur eine Zeitleiste wäre noch schön, die fehlt hier noch. Vielleicht in der nächsten Auflage.

Neben dem Zeitalter enthält der Steckbrief weitere Daten (Größe, Gewicht, Fundort) und die Beschreibung (Aussehen, Lebensraum, Verwandtschaft, Nahrung, Nachwuchs oder Verhalten – je nachdem und soweit bekannt). Es gibt dann auf jeder Doppelseite mit der Beschreibung einer Art noch eine Ecke mit „Spezialwissen“, z. B. wie an Dinos geforscht wird (u. a. im Windkanal). Oder etwas zu den „Flugeigenschaften“.

InhaltsseiteIm Vergleich zu den alten Sachbüchern, an die ich mich von früher erinnere, sind die Bilder hier realistischer: Teils farbig und mit Federn. Hübsch. (Finde ich, müssen ja nicht alle finden.) In den Beschreibungen steht u. a. drin, wo man nicht genug Funde hat, um das Aussehen (oder Verhalten) vollständig zu rekonstruieren. Gut! Vermuten ist OK, Behaupten nicht.. das gefällt mir.

Am Ende ergänzt ein Glossar von Ankylosaurier bis Theropoden die Steckbriefe.

Fun Fact: Vögel sind bekanntlich die nicht ausgestorbenen Urenkel. Und gelten mittlerweile als echte Dinosaurier, und zwar kleine Raubsaurier. Die Urzeit lebt!

Fazit: Originell, Beeindruckend. Schön und lehrreich. Guter Einstieg, macht Lust auf mehr. Mehr Dinowissen.

Tiere

  • Riesenechse
  • Herr des Scheiterhaufens
  • Schwere Klaue
  • Straußennachahmer
  • Fleischfressender Stier
  • Uralte Schwinge
  • Schreckliche Kralle
  • Echse aus Salta
  • König der Tyrannenechsen
  • Kleiner Räuber (den mag ich besonders)
  • Gut gepanzerter Kopf
  • Dreihorngesicht
  • Echse mit verschiedenartigen Zähnen
  • Armechse
  • Doppelkammechse

Rainmund Frey: „Dinosaurier. LEBENSGROSS“. Coppenrath 2021. 20,- EUR. ISBN 978-3-649-63696-0.

Mein ganz individuelles Lernstück aus dem Buch: Unterscheidung zwischen „Körperfossilien“ und „Spurenfossilien“ (nein, nicht nur Fußabdrücke).
Außerdem: Bislang größter entdeckter Dinosaurier ist der Patagotitan, man lernt nie aus!

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Am Anfang steht ein Angelausflug mit Huhn…

Das Kind vom anderen Stern

CoverEin verschlafene Ort in den Wäldern Englands. Eher langweilig. Ein See, ein Steg. Ein Fahrrad, das mutterseelenallein auf dem Weg liegt. Und dann ist Tammy verschwunden. Sie ist 12 Jahre alt und die Zwillingsschwester von Ethan. Der gar nicht nett war, als er sie zum letzten Mal gesehen hat. Wie hängt das zusammen?

Ethan ist geschockt (wie alle andern auch) und hat furchtbar Angst, seine Schwester niemals wiederzusehen. Doch dann macht er eine Entdeckung und wird – ob er es will oder nicht – Teil einer waghalsigen Rettungsmission. Mit von der Partie: Draufgänger Iggy, sein dressiertes Huhn Suzy, die ganz und gar ungewöhnliche und super-intelligente Hellyann und ein Raumschiff mit einem ganz eigenen Kopf …

Wann ist der Mensch ein Mensch?

Bestimmt hast Du auch schon einmal gelogen – und Dich gestritten! Du hast ein Herz, kannst lieben und Freude verspüren. Und manchmal gehst Du vielleicht in den Zoo und siehst Dir Wesen an, die auch noch auf der Welt leben. So was in der Art gibt es nicht nur bei uns… und dort sind wir interessant genug, dass die Leute gucken kommen…

Wissen und Vernunft

Ganz anders als Menschen sind die Wesen vom Planeten Anthallan. Sie fürchten Gefühle und verlassen sich nur auf Wissen und Vernunft.

Ein rätselhafter Fall, Geschwisterliebe und eine merkwürdige Gemeinschaft

Seit Tammy spurlos verschwunden ist, denkt ihr Bruder an nichts anderes mehr. Dann taucht plötzlich ein unsichtbares Raumschiff auf. Mit an Bord: Ein wirklich sehr haariges, komisch aussehendes und unangenehm müffelndes Wesen und ein „Roboter“, die beide definitiv nicht von dieser Erde stammen. Und hier beginnt die Lösung des Rätsels, was mit Tammy passiert ist. Aber wer hilft Ethan bei der Suche wirklich?

Waghalsig stürzen sich Ethan, Iggy und Suzy in eine außergewöhnliche Rettungsmission. Können sie der Raumschiffbesatzung vertrauen? Was hat es mit der „Erdzone“ auf Anthallan auf sich? Werden sie Tammy finden?

Fazit: Spannend, kurzweilig, nicht nur für 12-jährige

Ross Welford: „Das Kind vom anderen Stern. Kinderbuch“. Coppenrath 2021. 16,- EUR (D) / 16,50 EUR (A). ISBN 978-3-649-63778-3.

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Geduld und Karten machen einen perfekten Winternachmittag

Patiencen

CoverEin Stück Kindheitserinnerung für mich: Großartig! Früher mit meiner Großtante am Wohnzimmertisch, auf der schönen Tischdecke. Mit dem Buch kann ich das wieder aufgreifen. Und es gibt ja nicht nur die Eine!

Das Buch stellt für den Klassiker mit Karten mehr als 50 Varianten vor. Am Anfang lernt man auch etwas über die Geschichte dieses Spiels, Spielmaterial und Basics (u. a. wie die 4 Kartenfarben heißen, für absolute Neulinges). Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Abbildungen veranschaulichen dann die einzelnen Varianten. So fällt der Einstieg leicht. Und es gibt immer noch eine interessante Variante auf der nächsten Seite. Dazu gibt es viele Legebeispielgrafiken. Und sogar Aufgaben mit Lösungen.

Das Buch ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Learning für mich: Man kann Patiencen nicht nur allein spielen, sondernjteils sogar mit bis zu 8 Kartenfans. Wow.

Fazit: Vielleicht ein neues Hobby; digital oder analog mit Kartenspiel und Tisch noch schöner.

Spielvarianten (Auswahl):

  • Abzähl-Patience, der Klassiker
  • Acht-Päckchen-Patience
  • Bäckerspiel
  • Brücke
  • Der große / kleine Napoleon
  • Die böse Sieben
  • Die gute Dreizehn
  • Die Räuber kommen
  • Dreizehnmal vier
  • Eiffelturm
  • Einstein
  • Fächer
  • Familientag
  • Galerie
  • Genesungspatience
  • Hänsel und Gretel
  • Hunde ins Körbchen
  • Kalkulation
  • Klondike
  • Königin von Italien
  • Pounce
  • Pyramide
  • Quadrat
  • Rangierbahnhof
  • Schottische Patience
  • Shamrock
  • Vier Ecken
  • Zankpatience
  • Zehn oder Zwanzig (Tonne)
  • Zweimal vier

 

Katrin Höfer: „Patiencen. Für Anfänger und Fortgeschrittene. Neue Beispiele und Varianten. Aufgaben und Lösungen“. humboldt 2018. 14,99 EUR. ISBN 978-3-86910179-8.

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Auf Streifzug durch nächtliche Wälder

Nachts im Wald

CoverEin Landschaftsfotografen im Wald. Nachts. Er erkundet die nächtliche Natur, vor unserer Tür, in Deutschland. Wenn er den künstlichen Lichtschein der Ortschaften verlässt, taucht er ins Reich der Dunkelheit ein. Also ganz dunkel. Finster. Erst langsam und manchmal – in mondlosen, wolkigen Nächten – findet sich der Autor in absoluter Dunkelheit wieder und lauscht nur auf die Geräusche, nimmt die Gerüche auf und tastet den Boden unter den Füßen. Im Wald, aber auch mal im (flachen) Wasser.

Dabei entdeckt er den Zauber von Vollmondnächten und sucht nach dem besten Ort, um die Milchstraße zu beobachten. Die Nachtwanderungen sind Herausforderungen: Zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen stellt sich der Wald ganz anders dar als tagsüber. Das Buch berichtet von wilden Begegnungen, riskanten Situationen und einprägenden Erlebnissen. Im Schatten zwischen den Bäumen ist der Wald der dunkle Lebensraum von Wölfen, Wildkatzen und Glühwürmchen!

Stimmige Fotos und Anregungen für Naturexkursionen für alle Wander- und Outdoorfans machen das Lesen nicht nur zum Vergnügen, sondern auch zur Inspiration. Am Ende gibt es noch eine Übersichtskarte mit den Waldstandorten. Und in den Texten findet man nicht nur die Abenteuer, sondern auch etwas Wissen, z. B. über den Tag-Nacht-Zyklus von Bäumen oder Farbwahrnehmung von Mensch und Tier.

Fazit: Wunderschöne Bilder und eine Wegbegleitung durch eine unbekannte Tageszeit in der Wildnis

Kilian Schönberger: „Nachts im Wald. Wanderabenteuer zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen“. Goldmann 2020. 16,- EUR (D) / 16,50 EUR (A). ISBN 978-3-442-15992-5.

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Brrr aaahhh… Raus, rein, an den Herd.

Winterküche und Reisesehnsucht

Diese Bücher machen gute Laune und bringen Geborgenheit mit. Lauter warme, warmherzige Rezepte mit Bonustrack. Ich kann alle empfehlen. Auch wenn nur eins es zum Einschlafbuch in mein Schlafzimmer geschafft hat…

Taste the Wild

CoverDas Buch ist eine Mischung aus Kochbuch und Bildband und Reise durch Kanada. Die Fotos sind von klarer, heller Schönheit. Die Ausstattung ist hochwertig: Lesebändchen, großformatig, edler Einband – man kann das Ahornblatt auf dem Cover fühlen!

Kanada. Weit. Klar. Wild.

Hier ist „der Schnee heller, das Wasser klarer … als sonst irgendwo auf der Welt […] Die Weite suchen. Ein neuer Tag beginnt. […] Grenzenlose Freiheit. Aufbruch ins Abenteuer. […] Den eigenen Weg gehen. Lebe den Moment. […] Das Glück der Einsamkeit. Sterne & Lagerfeuer.“

Ach ja, Rezepte gibt es auch noch. Fluffige Blaubeer-Pancakes mit Ahornsirup, zartes Lachsfilet vom Zedernholzbrett, Gulasch mit Craftbeer oder das Nationalgericht Poutine: Zutaten und Geschmack erzählen von Wald und Wasser, von Fülle und Einfachheit, von Lagerfeuer und Wildnis.

Fazit: Ein Buch für einen sonnigen Wintersonntagmorgen

Weitere wärmende Rezepte (nur ein paar davon):

  • Pumpkin Pie
  • Latte macchiato mit Beeren
  • No Knead Bread
  • Beaver Bites (ooow yes!)
  • Mayonnaise und BBQ-Sauce
  • Geröstete Crostinis
  • Grilled Lemonade (one of my favorites)
  • Eine ansprechende Variante von „Arme Ritter“

Lisa Nieschlag und Lars Wentrup: „Taste the Wild. Rezepte und Geschichten aus Kanada“. Hölker 2019. 30,- EUR. ISBN 978-3-88117-191-5.

Wild & Cosy

CoverSchottland. Windige Landschaft, wilde Berge, stürmische Küste, Wolken und Nebel verhüllen Hügel und See. Wer nach einem Spaziergang in dieser Gegend wieder ins Warme kommt, wo eine gemütliche Couch und ein Hot Coffee mit Whisky und Sahne warten, ist mittendrin. In der Atmosphäre, die dieses Kochbuch malt. Großformat, voller Sehnsucht und Seelenfutter. Deftig und rau, wie das Land: „Today’s rain is tomorrow’s whisky.“ Herbstlich-herb sind auch die Fotos.

Ich hab hier ein für mich neues Wort entdeckt: Coorie. Das ist so eine Art schottisches hygge. Entsprechend herzerwärmend sind die Rezepte: Kartoffeln, Weißkohl, Rüben, Rosenkohl, Wirsing. Ein Duft von Geborgenheit.

Auch hier reise ich in meiner Fantasie, dank stimmungsvoller Fotos und wärmender Rezepte. Eine Gedankenreise, die die Balance zwischen drinnen und draußen herstellt.

Fazit: Nimm Dir an einem kalten Tag eine karierte Wolldecke und sieh nach, ob noch ein guter alter Whisky da ist. Dann raus, dann rein, und an den Herd.

Rezeptrichtungen

  • Warm Up
  • Heiß und flüssig
  • Good Mood Food
  • You and Me and a Cup of Tea
  • Eat your Veggies
  • For my Sweet Tooth

 

Die Autorinnen sind Fotografin, Grafikdesignerin, Ernährungexpertin und aus Hamburg und Köln. Wer sie online kennenlernen mag, kann die Foodblogs besuchen: Dee’s Küche und Liz & Jewels.

Julia Cawley, Saskia van Deelen und Vera Schäper: „Wild & Cosy. Wärmende Rezepte für kalte Tage“. Thorbecke 2020. 28,- EUR. ISBN 978-3-7995-1476-7.

Hello Snow

Rezept Apfel-Ziegenkäse-BurgerCoverWinter. Die Zeit, in der man sich besonders wohl im kuschligen Kreise der Liebsten fühlt, Spaziergänge durch den weißen Winterwald warm eingemummelt genießt oder im Lichterschein durch die weihnachtlich geschmückte Welt bummelt. Gemeinsam wird gekocht, gebacken und gebastelt. Dieses Jahr noch viel mehr und viel lieber!

Die Autorinnen laden mit ihren Rezepten für Plätzchen, Punsch oder gebrannte Mandeln, mit Ideen zum Wintergrillen und dazu passenden Wintersalaten, mit Rezepten für Eintöpfe, wärmende Suppen und Festtagsgerichte zum Genießen ein.

Wunderschöne Winterfotos und kurze Stimmungsbilder aus dem hohen Norden bringen Winterstimmung nach Hause. Die Motive stammen aus der weiten Landschaft Lapplands.  Getextete Stimmungsbilder läuten jedes Kapitel ein und machen immer auch schon mal Appetit, indem sie zu den Rezepten überleiten. Sooo kuschelig.

Fazit: Sehr, sehr lecker. Klirrt ein bisschen und macht mächtig Kohldampf!

Rezeptthemen

Schokowaffel-Rezept

  • Saisonale Spezialitäten
  • Nach dem Winterspaziergang
  • Süßes für kalte Tage
  • Wie vom Weihnachtsmarkt
  • Festliches
  • Nachmittag am Kamin
  • Wie vom Weihnachtsmarkt

 

Noch ein Buch von den Autorinnen von Wild & Cosy.

Julia Cawley, Saskia van Deelen und Vera Schäper: „Hello Snow. Kochen – Lesen – Genießen“. Thorbecke 2020. 26,- EUR. ISBN 978-3-7995-1290-9.

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn

CoverLondon. Eine junge Frau in einer bedrohlichen Welt. Die Geräusche zu laut, die Farben zu hell, Bewegungen um sie herum zu schnell. Eines Nachts lag sie auf ihrem Küchenboden und fragte sich, ob sie jemals wieder aufstehen würde. Ella Risbridger, die Autorin (Köchin ehrlich gesagt weniger), weiß wirklich, dass Essen Leib und Seele zusammenhält.

Es war der Gedanke an ein Huhn, das man brät und isst, der sie wieder auf die Beine brachte.

Das Ergebnis ist weniger ein Kochbuch. Es ist mehr ein Drehbuch für einen Film, der unbedingt ins Kino kommen sollte! (Diese Idee ist leider nicht von mir, sondern aus der Buchrezension der TIMES. Stimmt aber.)

Rezepte sind nur die leckere und sättigende Hälfte dieses besonderen Leseabenteuers. So, und deswegen kommt das Buch jetzt raus aus meiner Küche. Auf’s Sofa? Kurz. Schließlich landet es auf meinem Nachttisch (nein, nicht Nachtisch). Da kann es vorm Einschlafen das Herz wärmen und das Einschlafen wohlig einläuten.

Die Geschichte beginnt also mit einem Huhn, und zwar um Mitternacht. Und das Buch beginnt mit der Ausstattung einer winzigen Küche, d. h. mit Empfehlungen, was man an Geräten und Zutaten wirklich braucht.

Nach dem „Anfangshuhn“ lernt man nach und nach, wie andere rettende und tröstende und gute und schnelle und sättigende Gerichte entstehen. Geröstete Knoblauch-Tomaten-Suppe, frische Chili-Zitronen-Spaghetti, selbstgebackene Brote, …

Und das Allerallerschönste: Man kann NICHTS falsch machen! Alles lässt sich retten (selbst wenn das Ergebnis nicht genießbar ist, dann gibt es immer noch Plan B – der im Buch explizit nachzulesen ist).

Auf eine ganz persönliche Weise kocht man hier quasi mit der besten Freundin. Eine Art des Kochens, die ein bisschen betrunken machen kann.

Die Quintessenz steht auf dem hinteren Buchdeckel und gibt einen guten Eindruck vom Schreibstil:

  1. Salze Dein Pastawasser
  2. Nimm im Zweifel Butter
  3. Mach einfach weiter

 

Wenn man sich niederlässt und es sich mit einer Tasse Tee oder einem Glas Wein bequem macht, stellt man fest, dass es sich hier um eine liebevoll ausgewählte Liste von Lebensklugheiten handelt Buchseiten-Foto– eine Mannigfaltigkeit von Momenten, die das Leben lebenswerter machen.

Auch die Gestaltung des Buchs ist liebevoll: Vom goldgeprägten Titel über ein Lesebändchen bis hin zur ersten nur dreiviertel vorhandenen Seite, hinter der schon ein (das!) Huhn hervorlugt.

Fazit: Soviel mehr als ein Kochbuch! Eine genüssliche und besonders intime Zeit in der Küche mit einer sehr, sehr guten Freundin.

Rund ums Kochen:

  • Küche ausstatten
  • Frühstück
  • Brot & Suppe
  • Picknick & Pack-Up
  • Gerichte für Vorratsschrank und Mitternachtsgelage
  • Wochenendkochen
  • Süße Sachen
  • Brühe gut, alles gut

 

Ella Risbridger: „Die Geschichte beginnt mit einem Huhn. Rezepte, für die es sich zu leben lohnt“. Callwey 2020. 29,95 EUR. ISBN 978-3-7667-2487-8.

Gesamtfazit: Knapp vorn liegt deswegen dieses Buch mit Huhn und Leben, es ist meine Lieblingslektüre von diesen vier Titeln. Auch wenn alle wirklich toll sind!

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Haben Wale eine Sprache? Sind 9 Gehirne genug für Bewusstsein?

Erstkontakt

Screenshot

Wow! Es beginnt… Nachdem die Forschung bereits sehr weit fortgeschritten ist in Sachen Spracherkennung, geht die Reise weiter. Unter’s Meer. Forscherinnen und Forscher nähern sich dem Verstehen eines Tiers, das wie wir in Gruppen lebt: Orcas.

Interdisziplinäre Annäherung

Zu Wort kommen verschiedene Disziplinen: Informatik, Biologie, Neurowissenschaften, Bilderkennung, Mustererkennung, maschinelles Lernen, Komplexität. Diese Zweige ermöglichen den ersten Schritt zu neuen Erkenntnissen zu einer Frage: Haben Wale eine Sprache?

Am Forschungsprojekt ist eine Menge geballtes Wissen beteiligt: Man erkennt bekannterweise Wale individuell an ihrer Finne. Mit den gesammelten Bildern bzw. Beobachtungen vom Forschungsschiff aus werden dann Töne abgeglichen, die unter Wasser aufgenommen werden. Und zwar auf eine ganz besondere Weise: Spezielle Unterwassermikrofone, die hinter dem Schiff in zwei langen Linien durch’s Wasser gleiten, nehmen die Lautäußerungen so auf, dass man mittels Triangulation den Ursprung lokalisieren kann. Und so weiß, welcher Wal gerade das Gehörte „gesagt“ hat. Drohnen ergänzen die Beobachtungsmöglichkeiten, sie filmen die Wale aus der Luft, so weit es geht. (In Kanada ist das Tauchen mit Walen verboten.)

Familien für Feldforschung

Forschungsobjekt sind standorttreue Nordwale (kurz erwähnt auch wandernde Wale, die sich deutlich anders verhalten als die „Northern whales„). Zwischen Kanada und der Arktis zeigen die Nordlichter ihr spezifisches Verhalten. Da sie in der Nähe der Küste zu Hause sind, lassen sie sich (naja, relativ) leicht beobachten.

Findings für mich nach dem Ansehen der Doku: Orcas kuschlen gern. Sie verbringen nur ca. 5% ihrer Zeit an der Oberfläche. Es gibt verschiedene Kulturen, was sich u. a. am Fressverhalten deutlich zeigt.

Link:
www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/die-sprache-der-wale-102.html

Fazit: Unbedingt ansehen! Sehr informativ und interessant!

Evolution des Bewusstseins & Cephalopoden

Screenshot

Angelehnt an den Bericht über das Forschungsprojekt zur Sprache der Wale gibt es noch eine Diskussionsrunde. Es diskutieren 3 Expert*innen und der Moderator über die Intelligenz und das Bewusstsein, vor allem anhand von Oktopoden.

Kopffüßer

Kraken, die nur etwa 2 Jahre alt werden, haben eine erstaunliche Intelligenz. Und das, obwohl sie nicht viel miteinander kommunizieren oder kooperieren; sie sind Einzelgänger. So können sie natürlich nicht durch Nachahmung lernen. Trotzdem schaffen sie es in sehr kurzer Zeit (1 – 2 Jahre), sehr komplexe Problemlösefähigkeiten zu entwickeln.

Spannend, wie ihre Gehirnleistung und Kommunikation (über Farbänderung der Haut) funktioniert. Sie haben 9 Gehirne (Nervenknoten im Kopf und in jedem Arm einen) und 3 Herzen. Die Speiseröhre geht mitten durch’s Gehirn im Kopf. Kopffüßer sind also eher sowas wie Aliens für mich, anders als Säugetiere… Ähnliche dezentrale Nervensysteme findet man nur noch bei den sog. Pantopoden (Gliederfüßer, Asselspinnen, aber keine Spinnen) in der Tiefsee.

Die Diskussion wird durch kurze Einspielfilme zum Leben der Kopffüßer erst so richtig interessant.

Bionik

ScreenshotDer Oktopus dient auch in der Bionik als Vorbild: Softrobotik und selbstheilendes Material ist von seinen Fähigkeiten inspiriert worden. (Als Beispiel sei hier der Tentacle Gripper genannt oder zerschnittenes Material, das sich wieder zusammenfügt).

Fachexpertise

Antje Boetius ist eine der Expertinnen der Diskussionsrunde und als Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, natürlich versiert. Darüber hinaus lehrt die Professorin für Geomikrobiologie an der Uni Bremen. Die Meeresforscherin beschäftigt sich unter anderem mit biologischer Interaktion und Prinzipien der Evolution.

Die beiden anderen Experten sind ein Professor für Theoretische Neurowissenschaft („Physik im Gehirn“, cool) und ein Professor der HU in Berlin. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Philosophie des Geistes und die Kulturphilosophie.

Link:
www.3sat.de/wissen/scobel/scobel—raetselhaftes-bewusstsein-102.html

Mittlerweile habe ich auch noch herausgefunden, dass man erste Populationen von Oktopoden entdeckt hat, die gemeinsam leben. Das ermöglicht kooperatives Verhalten und das wiederum ist ein Booster für die Weiterentwicklung von Gehirn und Intelligenz. Es bleibt spannend!

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Unterhaltsames Puzzle fürs Mathe-Hirn

99 Variationen eines Beweises

CoverEine Gleichung dritten Grades. 99 Möglichkeiten der Mathematik, sie zu beweisen.

Inspiriert von Stilübungen aus der Literatur, bei denen dasselbe in zahlreichen Variationen erzählt wird, macht sich der Autor auf, eine – mehr oder weniger beliebige – Gleichung immer wieder anders zu beweisen. Das Buch nimmt mit auf eine kreative Reise, auf der sich die Gleichung musikalisch beschreiben, per Origami erfalten und auf Twitter beweisen lässt. Zu jeder Lösungsvariante gehört ein erläuternder Text, der den Lösungsweg einordnet, unterhaltsam erklärt oder einfach kurz beschreibt.

Zielgruppe sind laut Autor: „Leserinnen und Leser, die keine oder kaum Nähe zum Stoff haben“ und hiermit „ein Gefühl für diese stilistischen Unterschiede entwickeln“. Daran glaube ich nun nicht. Wer keine Affinität zu mathematischen Beweisen mitbringt, wird durch die Lektüre kaum Spaß an mathematischem Beweisen entwickeln. Etwas formalen Biss sollte man schon mitbringen. Oder Spaß am Rätsellösen, am Aufdecken von Fällen oder „strukturierte“ Neugier.

Wer sich darauf einlässt, bekommt dafür eine besondere Art der Unterhaltung geboten. Eine Frage, viele Wege. Darunter mechanische, langweilige, störrische… andere überraschend, stilsicher, elegant, schön. Durch unterirdische, gewundene Gänge oder anschaulich und begreifbar mit der besten Aussicht. Abstrakt, anschaulich oder augenscheinlich.

Geschrieben als Puzzle mit 99 Teilen, die man vor und zurück oder wild durcheinander zusammensetzt. Das Buch lädt ein: Durchblättern, vielleicht Querverweisen folgen, bei Interessantem genauer hinschauen, anderes leichten Herzens überspringen.

Fazit: Für Feinschmecker*nnen der Ästhetik der mathematischen Welt der Beweise.

Variationen aus dem Buch (kleine Auswahl)

  • Autorität
  • Axonometrisch
  • Briefwechsel
  • Elementar
  • „entfällt“
  • Flussdiagramm
  • Grafisch
  • Mit Zirkel und Lineal
  • Matrizen
  • Mystisch
  • Nach Gehör
  • Näherungslösung
  • Parataxe
  • Pi-mal-Daumen
  • Probabilistisch
  • Rechnergestützt
  • Reduction ad Absurdum
  • Symmetrie (2x)
  • Taschenrechner
  • Wortneuschöpfung
  • Zeitungsmeldung

Philip Ording: „99 Variationen eines Beweises. Spielarten der Mathematik.“ Hanser 2020. 25,- EUR (D) / 25,70 EUR (A).ISBN 978-3-446-26405-2.

Ein Auslöser für die Entstehung fand das Buch im Jahr 1947 (im Werk „Stilübungen“ von Queneau). Raymond Queneau als Schriftsteller und Hobbymathematiker gründet gemeinsam mit dem Mathematikhistroriker François Le Lionnais eine Schreibgruppe: Oulipo. Auch spannend. Aber das ist eine andere Geschichte…

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Heilig Abend 1925: Premiere Pu Bär

Erstveröffentlichung „Winnie-the-Pooh“

A. A. Milne (Alan Alexander) hat sich durch die Stofftiere seines Sohnes inspirieren lassen: Ein Teddybär, ein Tiger, ein Esel und ein Schweinchen. Am Heiligen Abend 1925 erschien in der Evening News zum ersten Mal die Geschichte, in der der kleine Bär auftaucht: „Die falsche Sorte Bienen“. Ein kurzer Text, geschrieben für Kinder. In der Londoner Zeitung war das die Geburtsstunde von Pooh (dt. Pu).

Wann? 24. Dez. 1925

Screenshot„It was not until 1925 that Pooh officially came into being. Milne’s contribution for the Christmas Eve issue of the Evening News was a bedtime story that he had made up for his son about adventures he had with his Teddy Bear who was known as Winnie the Pooh. It was also at this time that the Milne family moved to the cottage at Cotchford Farm in Sussex which later provided the setting for the Pooh books.“
(Quelle: www.just-pooh.com/milne.html)

Pooh (der Bär mit geringem Verstand) lebt seitdem mit seinen Freunden Tigger, Ferkel, I-Aah und natürlich mit Christopher Robin im Hundermorgenwald.

CoverDas Buch zur Geschichte gibt es noch, es erschien 1926:
www.egmont.co.uk/books/winnie-the-pooh-winnie-the-pooh-and-the-wrong-bees/9781405281324

By the way: Das war so ziemlich das erste Buch, das ich im englischen Original gelesen habe. So haben mir Christopher Robin und Pooh jenseits von langweiligen Schulvokabeln Englisch beigebracht.

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Schubs mich, damit ich stärker werde: Antifragilität

Antifragilität

CoverIn seinem Buch „Der Schwarze Schwan“ thematisiert Taleb die Unberechenbarkeit und Unvorhersagbarkeit der Welt. In „Antifragilität“ geht er viel, viel tiefer in Bezug auf die Herausforderungen unsicherer Zeiten.

Antifragilität ist mehr als Robustheit oder Resilienz. Während das Robuste im besten Fall einen Zustand beibehalten kann, wird das Antifragile besser und besser, wenn es auf Widerstände und Verletzungen trifft. Es ist immun gegenüber falschen Vorhersagen.

Indem wir Mechanismen kennen und suchen und vielleicht sogar bewusst einsetzen, die stärker werden, je mehr sie gestört werden, gewinnen wir. Das (neue) Wort hierfür heißt: „Antifragil“.

Welche Mechanismen das sind, das betrachtet der ganz schön dicke Wälzer: Warum kleine Strukturen besser sind als große, Stadtstaaten besser als Nationen, warum Schulden uns schaden und warum das, was wir als „effizient“ bezeichnen, alles andere als effizient ist. Talebs Beispiele beleuchten ein sehr, sehr breites Spektrum von Finanzen und Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Privatleben, Gesellschaft und Gewinn.

Der Autor ist Finanzmathematiker, philosophischer Essayist und Forscher, der ich mit Risiko und Zufall auseinandersetzt. Seine Einsichten basieren in erster Linie auf seiner 20-jährigen Tätigkeit im Wertpapierhandel.

In diesem Buch höre ich hauptsächlich den Philosophen heraus. Er stellt seine Erkenntnisse und Überlegungen dar. Und manchmal ist das schwer anzunehmen. Bis er dann wieder sagt, dass ihm diese oder jene Erkenntnis auch nicht gefällt. Also Betrachtungen, gar nicht so viele Daten und Studien, dafür Einschätzung, Meinung und auch Provokation.

Fazit: Anspruchsvoll. Lesen ist teils Arbeit – ich fand’s trotzdem gut.

Themen

  • Kontextunabhängigkeit abhängig vom Kontext
  • Überkompensation, Überreaktion
  • Komplexität, Chaos
  • Stressoren und Information
  • Evolution und Unvorhersehbarkeit
  • Organismen, Populationen
  • Irrtümer und Fehler, Modellfehler, Fehlleistungen
  • Hunger nach Zufall
  • Ich und wir
  • Zaudern
  • Auslöser und Ursache verwechseln
  • Rationalität
  • Bottom-up-Variationen
  • Das große Truthahn-Problem
  • Krieg, Gefängnis und Pax Romana
  • Stabilität (oder auch nicht)
  • Intervention und Iatrogenik
  • Prognostik und Vorhersagen
  • Fragilismus und Antifragilität
  • Dummköpfe und Nicht-Dummköpfe
  • Senecas Gewinne und Verluste
  • Emotionale Robustheit
  • Grundlegende Asymmetrie
  • Irreversibilität
  • Optionalität, Technik und antifragile Intelligenz
  • Mind the Gaps
  • Epiphänomene
  • A-teleologisches Tüfteln
  • Siebenmal Scheintern, plusminus 2
  • Fat Tony diskutiert mit Sokrates (Fat Tony aus den Simpsons)
  • Die Verkehrssituation in New York
  • Ineffiziente Effizienz
  • Nichtlinearität und Negativa
  • Zeit und Fragilität
  • Medizin, Konvexität und Opakheit
  • Ethik und Moral

Nicholas Taleb: „Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen“. PANTHEON 2018. 16,- EUR (D) / 16,50x EUR (A). ISBN 978-3-570-55389-3.

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Climate Change … 2020 – es geht weiter!

Dokumentation: Greta Thunberg

In der Mediathek gibt es diese Doku:

„Ich bin Greta“ – so beginnt nahezu jede Rede des wohl weltweit bekanntesten Teenagers. Im August 2018 beginnt Greta Thunberg, eine 15-jährige Schülerin aus Schweden, einen Schulstreik für das Klima. Zunächst von Politikern, Eltern und der Presse belächelt und harsch kritisiert, entstand um sie herum in kürzester Zeit die Welt umspannende Jugendbewegung „Fridays for Future“. Greta, ein ruhiges Mädchen mit Asperger-Syndrom, ist heute eine weltberühmte Aktivistin. Der Film porträtiert sie aus unmittelbarer Nähe.

Nicht weil Greta ein beeindruckender Mensch ist, empfehle ich diesen Film. Sondern – natürlich! – weil das das wichtigste globale Thema für uns alle ist.

 

(Und ja, ich weiß, … es gibt da noch diese Pandemie. Die ist allerdings schneller vom Tisch als die Klimaerwärmung. Mist, genau.)

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„Der Laden macht dicht, wir schaffen’s nicht!“ – Wie Teams wieder produktiv werden

Die 5 Dysfunktionen eines Teams – der Manga

CoverKaum angefangen, bin ich schon auf S. 88 – Wow! Und nach zweieinhalb Feierabenden auf dem Sofa bin ich durch damit. Das liest sich gut weg.

Worum geht’s?

Teams, die wirklich Hochleistungen schaffen, sind selten. Der Autor identifiziert in diesem Comic fünf Gründe, die Teams scheitern lassen. Und wie man dem begegnet, lernt man auch direkt. Das Business-Buch zeigt einen anstrengenden, aber lohnenden Weg, wie Teams gut funktionieren können und tatsächlich Leistung bringen.

Zu oft werden gute Zusammenarbeit und (wirtschaftlich gesunde) Ergebnisse durch das Fehlverhalten einzelner Teammitglieder sabotiert oder behindert. Anhand einer Geschichte begleitet man einen typischen Fall und kann so nachvollziehen, wo es hakt und wie man dem klug begegnen kann.

In der Geschichte muss sich die neue Geschäftsführerin eines Hightech-Unternehmens im Silicon Valley mit einem Führungsteam auf der mittleren Managementebene beschäftigen, das längst handlungsunfähig geworden ist. Schritt für Schritt folgt die Leserin (oder der Leser) ihrem schmerzhaften und anstrengenden Weg hin zu einem erfolgreichen Team, das sich vertraut und Verantwortung für die gemeinsame Aufgabe übernimmt. Und zum Vorbild wird.

Die theoretische Basis kann man wie folgt zusammenfassen: Die weit verbreiteten Erfolgshindernisse sind…
1. Das Ego: Der eigene Verdienst wird über den gemeinsamen Erfolg gestellt
2. Wegducken: Vermeidung, andere zur Rechenschaft zu ziehen oder in die Verantwortung zu nehmen
3. Lähmung: Mangel an Commitment und damit auch zeitnaher und finaler Entscheidungen
4. Konfliktscheu: Angst vor Konflikten zur Bewahrung der Harmonie um jeden Preis
5. Unsicherheit: Kein Vertrauen zu anderen Teammitgliedern, verbunden mit der Angst, sich angreif- und verwundbar zu machen.

Der Trick, das Thema als Comic aufzubereiten, ist gut! Das hilft, schnell den Inhalt zu erfassen. Besser als eine reine Textlandschaft.

Ideal zum Nachschlagen: Am Ende des Buchs folgt eine ebenso prägnante, visuell ansprechende und übersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und Instrumente, damit umzugehen. Hier stehen nochmal die 5 Dysfunktionen, welche Methoden man zum Aufbrechen derselben einsetzen kann und was jeweils Aufgabe der Führung ist.

Besonderes Learning für mich diesmal: Thomas-Kilmann Conflict Mode Instrument (Konfliktmodell von Thomas & Kilmann) => Damit kann man Konflikte konstruktiv nutzen.

Was ist nicht so gut? Manche Übersetzung ins Deutsche ist etwas ungeschickt.  Beispiel: „Bist du einverstanden oder findest Du kein Gegenargument?“ (… natürlich muss es heißen „… ein Gegenargument?“) Nun ja, insgesamt lässt es sich trotzdem gut lesen und verstehen.

Fazit: Sehr, sehr gut. Praktische und praktikable Hilfe für alltägliche, weit verbreitete Probleme.

Themen

  • „Eigener Verdienst über Teamerfolg“
  • Verantwortung
  • „Nicht mein Ding“
  • „Harmonie vor Konfliktbearbeitung“
  • Vertrauen

 

Und dann hab ich noch einige Lesezeichen drin…

  • Gesprächsregeln regeln und einfordern
  • Schöne Fragen-Aufwärm-Übung
  • Myers-Briggs-Indikator als Kommunikationsgrundlage
  • Übung: 5 Min lang eigene Stärken und Schwächen finden, danach ins Plenum bringen
  • Weitere Übung: Effizienz verbessern. Dafür gewünschte Stärken der anderen auflisten + 1 Verhalten bitte abstellen (jedes Teammitglied für jedes Teammitglied // 1 Std Zeit)
  • Konflikte nicht unter den Teppich kehren, sondern das Unbehagen aushalten, sie früh anzusprechen. Dabei JEDE Perspektive wenigstens anhören und erwägen.

 

Patrick M. Lencioni und Kensuke Okabayashi: „Die 5 Dysfunktionen eines Teams – der Manga. Eine illustrierte Leadership-Fabel“. Wiley 2010. 19,90 EUR. ISBN 978-3-527-50509-8.

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„Morpho“ und „Proxi“: Spielend Robotik lernen

Zeit für Roboterprogrammierung

Beide Kästen enthalten eine gut verständliche Anleitung, jeweils für verschiedene Spiel- / Programmiermöglichkeiten. Die Anleitung enthält auch kurze Comics, die die Einsatzszenarien der Roboter anschaulich und altersgerecht erzählen. Bei beiden Kästen kann man die einzelnen Teile bei KOSMOS nachbestellen. Super!

Roboter Morpho: Zeichnen, Fegen, Darten

Produktkarton

Ein kleiner Verwandlungskünstler

Der Roboter Morpho kann sich verwandeln. Der Bausatz bietet dafür drei unterschiedliche Einsatzszenarien. Man kann sie ausprobieren, indem man den Roboter umbaut. Junge Tüftler*innen können ihren Roboterfreund dabei mit jeweils einer Spezialfunktion ausrüsten: Zeichnen, fegen oder Pfeile abfeuern. So erhalten Kinder spielerisch Einblicke in die Robotik. Hier sind auch schon Jüngere (mit entsprechender Unterstützung) eingeladen, sich mit Hard- und Software zu beschäftigen.

Der Roboter muss zuerst mal von den jungen Forscher*innen selbst zusammengebaut werden. So lernen die Kids quasi nebenbei, wie so ein Roboter von Grund auf aufgebaut ist. Einblicke in Morphos Technik kommen dabei also schon mal quasi von selbst.

In jeder der drei Roboterversionen programmieren die Kids Morphos Bewegungen mittels eines Tastenfelds auf seinem Kopf. Dann zeichnet der kleine Roboter beliebige Motive, fegt auf seiner Route Schmutz in den eingebauten Staubbehälter oder schießt ungefährliche Softdarts in eine vorgegebene Richtung.

In der Anleitung gibt es hier auch eine Rückbauhilfe, wenn ein anderes Szenario lockt. Gut mitgedacht, so wird das Umbauen leichter. Neben den reinen Auf- und Abbauschritten enthält die Anleitung noch mehr (allgemeinere) Infos zu Robotern und KI.

Fazit: Gelungener Einstieg, viel Wissen, viel Spaß, viel Spiel.

Baumaterial:

  • Bauteile zum Zusammenbau des Roboters
  • Anleitung
  • Schraubendreher
  • Zusätzlich erforderlich: 4 x 1,5 Volt-Batterien Typ LR03 (AAA, Micro) und ein Seitenschneider (oder eine stabile Schere und eine Feile), um die Bauteile aus den Schablonen zu lösen

 

„Morpho. 3-in-1 Roboter“. Ab 10 Jahren. 44,99 EUR. KOSMOS 2020. 878 Gramm (ohne Batterien). Format: 42,6 x 29 x 8 cm (LxBxH). EAN 4002051620837.

 

Roboter Proxi: Programmierbare Sensorenmaschine

Produktkarton

High-Tech-Roboter für Neugierige

Auf Basis des BBC micro:bit (der ja verwandt ist mit Calliope mini) kann man diesen Roboter noch vielfältiger einsetzen und ausprobieren als der Morpho. Proxis Computergehirn besteht aus einem Microcontroller, der mit mehreren Sensoren, einer LED-Anzeige und verschiedenen Schnittstellen auf einer kompakten Platine jede Menge Möglichkeiten bietet.

Proxi wird zum Kompass oder digitalen Würfel, misst die Temperatur, kann rechnen, kann per App ferngesteuert werden und spielt sogar „Schere, Stein, Papier“ mit den Kids. All das ist mit dem Set überhaupt kein Problem. Er verfügt nicht umsonst über sein leistungsstarkes Computergehirn, das von jungen Tüftler*innen (oder verspielte Erwachsenen) selbst programmiert werden kann.

Auch hier steht der Aufbau der Hardware an erster Stelle. Proxi wird aus über 100 Einzelteilen zusammengebaut. Das macht nicht nur Spaß, sondern gewährt gleichzeitig – wie bei Morpho auch, nur noch mehr – interessante Einblicke in die Funktionsweise eines Roboters. Und beim Programmieren ist dann viel Raum für Kreativität.

Anleitung: Per Screenshot wird die Programmierumgebung mit erläuternden Texten vorgestellt, was man wo auf der Oberfläche findet und wie man grundsätzlich loslegt (inkl. Download). Das erste („eigene“) Programm ist leicht erstellt mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Die Ansteuerung der Hardware geschieht über eine Datei, die noch keinen Programmcode enthält (in der Ausgangsdatei), sondern die Verbindung zum Proxi herstellt. Dort drin kann dann selbst programmiert werden.

Das Programmieren erfolgt in einer intuitiven, grafischen Programmiersprache sehr schnell und mit schnell erreichbaren Erfolgserlebnissen. Zur Ausstattung gehören auch zahlreiche Vorschläge für Programmierprojekte. So lassen Nachwuchsprogrammierer*innen ihren Roboterfreund singen und tanzen, nutzen die LED-Anzeige zur Übermittlung von Nachrichten oder denken sich selbst was aus.

Schön: Ein paar Programme stehen in der Anleitung, außerdem sind online schon Programme vorbereitet. Diese Programme stehen bereit, um sofort loslegen zu können, der erste Funktionstest, „Follow me“ u. v. m. (kosmos.de/proxi). Darunter sind auch explizit Programme, die man anpassen kann und soll (z. B. Anzeigetext ändern). Okay, prinzipiell kann man natürlich alle Programme abändern, das ist ja der Witz beim Programmieren ;-)

Editor: Makeblock, hier ist die grafische Pogrammierumgebung anschaulich und schnell gelernt. Es gibt online viele Ideen und Anleitungen (nicht nur für den Proxi): https://makecode.microbit.org

Fazit: Leicht verständlich und für verschiedene Level an Interesse, Geduld und Leidenschaft geeignet.

Baumaterial:

  • Bauteile zum Zusammenbau des Roboters
  • BBC micro:bit-Platine Anleitung
  • Schraubendreher
  • USB-Kabel
  • Zusätzlich erforderlich: 4 x 1,5 Volt-Batterien Typ LR03 (AAA, Micro), PC, Seitenschneider (oder eine stabile Schere und eine Feile), um die Bauteile aus den Schablonen zu lösen.
  • Optional erforderlich: Smartphone zur Fernsteuerung

 

„Proxi. micro:bit Programmier-Roboter“. Ab 10 Jahren. 119,99 EUR. KOSMOS 2020. Ca. 844 Gramm (ohne Batterien). Format: 42,6 x 29 x 8 cm (LxBxH). EAN 4002051620585.

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