Software-Entwicklung im 19. Jahrhundert
In Zeiten, in denen elektrischer Strom noch lange nicht üblich war, vermutet man kaum den ersten Vorläufer des Computers: ein programmierbarer Apparat, der mit Zahlen und Symbolen umgehen, sie nach bestimmten Gesetzen verarbeiten und auch speichern konnte. Die “Analytische Maschine”, von Charles Babbage 1834 entwickelt, besaß ein Vollautomatisches Rechenwerk für die vier Grundrechenarten auf dem Prinzip des dekadischen Zählrades ("Mühle"), einen Zahlenspeicher für 1000 Zahlen von je 50 Stellen ("Variablenspalten"), ein Dateneingabegerät für Zahlen und Rechenvorschriften und eine Datenausgabe-Vorrichtung sowie ein Druckwerk. Die Programmierung der Maschine sollte über Lochkarten erfolgen – ein Prinzip, das zu dieser Zeit bereits erfolgreich eingesetzt wurde, um die Arbeit an Webstühlen zu vereinfachen und Muster zu “programmieren”.
Ada Lovelace
Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften dieser Maschine war, dass ihre “Software” hauptsächlich von einer Frau, nämlich Ada Byron Lovelace, entwickelt wurde. Ada war das Kind von Anabella Milbanke und Lord George Gordon Byron. Ihre Eltern trennten sich, als sie 5 Jahre alt war. Ihre Mutter, selbst Mathematikerin, sorgte dafür, dass Ada eine gute Ausbildung in Mathematik und Astronomie erhielt. Im Alter von 17 Jahren lernte Ada 1833 den Mathematiker Babbage kennen und war von seiner Differenzmaschine, der Vorläuferin der Analytischen Maschine, begeistert. 1834 entwickelte Babbage die Idee der Analytischen Maschine und gab die Arbeit an der Differenzmaschine auf.
Ihre Arbeit
Ada fertigte zahlreiche Dokumentationen der geplanten Analytischen Maschine und Übersetzungen an. Sie war auch die erste, die erkannte, wie weit die Möglichkeiten dieser Maschine gingen, dass sie nicht nur Zahlen, sondern Symbole im weitesten Sinne verarbeiten konnte. Lovelace entwickelte Sprungbefehle, bedingte Verzweigung, Prozeduren und Zählregister für iterative Abläufe. Gleichzeitig erkannte sie auch die Grenzen der Maschine, die weitestgehend auch noch für heutige Computer gelten: “Die Analytische Maschine erhebt keinen Anspruch darauf, etwas erschaffen zu können. Sie kann das tun, von dem wir wissen, wie wir sie instruieren können, es zu tun."
Im Jahre 1844 wurden Ada Lovelaces kommentierte Übersetzungen veröffentlicht, wobei ihre Anmerkungen den Hauptteil des Werkes ausmachten. Sie verwendete nur die Abkürzung ihres Namens, A.A.L., damit nicht ersichtlich war, dass die Arbeit von einer Frau stammte. Dabei muss man immer im Auge behalten, dass sie als Frau weder Zugang zu Universitäten noch zu Bibliotheken hatte und parallel zu ihrer Arbeit drei Kinder bekam, sowie allgemein unter einer schwachen Gesundheit litt. Am 27. November 1852 starb Ada 36-jährig nach langer Krankheit an Gebärmutterkrebs.
Die Analytische Maschine wurde letztendlich, trotz erheblicher Geldsummen und dreißigjähriger Arbeitszeit, nie fertig gestellt. Nur ein kleiner Teil des Rechenwerkes und ein weiteres Fragment konnten realisiert werden.
Ada Augusta Lovelace wurde lange Zeit als Babbages Sekretärin angesehen. Seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts wurden ihre Erfolge aber durchaus gewürdigt. 1979 benannte das U.S. Department of Defence ihre neu entwickelte Supersprache nach Lady Lovelace. Ada ist heute eine Programmiersprache für sicherheitsrelevante Software. Ein Bild von Ada ziert die Homepage des Ada-Fördervereins. Neben zahlreichen Büchern wurde ihr Leben 2002 unter dem Titel “Ada Byron Lovelace: To Dream Tomorrow (Das Morgen Träumen)” anlässlich ihres 150. Todestages verfilmt. Nicht zuletzt ist sie die Namensgeberin des Ada-Lovelace-Projektes, das es sich zum Ziel gesetzt hat, mehr junge Frauen für naturwissenschaftliche Studiengänge zu gewinnen.
Quellen
www.gi-fb-sicherheit.de/vg/informatik2003/sessions/session-film-de.html
user.cs.tu-berlin.de/~icoup/archiv/3.ausgabe/artikel/ada.html
http://i10www.ira.uka.de/lehre/rvg-sommer1998/bab/bab1-4.html
www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2235/2.html
Eva
von Eva