Ausgezeichnet: Alternativer Nobelpreis 2023

Ausgezeichnete Frauen

Der Alternative Nobelpreis – eigentlich Right Livelihood Award – wird seit 1980 verliehen. Immer kurz vor den Nobelpreisen. Geehrt werden hier Persönlichkeiten, die herausragenden Mut bewiesen haben. Oder „mutige“ Organisationen, die sich für Menschenrechte, Gerechtigkeit, Umweltschutz und Frieden einsetzen.

Auch dieses Jahr sind mal wieder mutige, spannende Frauen darunter.

Ehrenpreis 2023: Eunice Brookman-Amissah

Preisträgerin Eunice Brookman-Amissah
Die Ärztin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana gehört zu den ausgezeichneten Personen des diesjährigen Right Livelihood Awards. Sie hat Diskussionen über Rechte bei der Familienplanung von Frauen in Afrika angestoßen und Entscheidungsträger dazu gebracht hat, die Möglichkeiten für legale Schwangerschaftsabbrüche zu erweitern.

Brookman-Amissah hat auf höchster Ebene Lobbyarbeit geleistet, Sensibilisierungsprogramme und Schulungen zu den Rechten von Frauen durchgeführt und Gesundheitsdienstleister:innen, Regierungsbeamt:innen, Anwält:innen und Aktivist:innen zusammengebracht, um Reformen des Abtreibungsrechts in Mosambik, Sierra Leone, Benin, Eswatini und Kenia zu unterstützen. Sie hat die Umsetzung von Abtreibungsgesetzen in Ghana, Sambia, Malawi, Senegal und Mauritius verbessert.

Brookman-Amissahs unerschrockener Einsatz für den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen war jedoch kein leichter Weg. Sie wurde von extremistischen Abtreibungsgegnern bedroht. Doch ihre Entschlossenheit, unnötigen Todesfällen und Behinderungen durch unsichere Abtreibungen in Afrika ein Ende zu setzen, ist ungebrochen. Ihre Arbeit hat dazu beigetragen, dass die Zahl der abtreibungsbedingten Todesfälle in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara seit 2000 um 40 % zurückgegangen ist.

Sie erhält den Right Livelihood Award als Ehrenpreis, der nicht mit einem Geldpreis verbunden ist. „It is an honour to have my work, and my colleagues’ work across Africa, recognised,“ sagte Brookman-Amissah. „I am grateful that it will bring awareness to the issue of unsafe abortions, which, even in the 21st century, remains a contentious topic.“

Preisträgerin 2023: Phyllis Omido

Preisträgerin Phyllis Omido

Die kenianische Umweltaktivistin Phyllis Omido bekommt den Award für ihren bahnbrechenden Einsatz für die Umwelt- und Landrechte lokaler Gemeinschaften. Omidos Einsatz für Rechtsstreitigkeiten, ihre Fürsprache und ihr Engagement in den Medien im Fall eines Hüttenwerks hat wichtige rechtliche Präzedenzfälle geschaffen, die das Recht der Menschen auf eine saubere und gesunde Umwelt genauso bekräftigen wie die Verantwortung des Staates, diese zu schützen.

Omido, die in den Gemeinden, in denen sie tätig ist, als „Mama Moshi“ oder „Mutter gegen den Rauch“ bekannt ist, wurde zur Umweltaktivistin, nachdem sie in einer Batterieschmelzanlage gearbeitet hatte. Diese verursachte bei ihr, bei ihrem Sohn und in der Gemeinde Owino Uhuru Vergiftungen. Ihr Einsatz hat dazu geführt, dass das Werk und sechzehn weitere in ganz Kenia geschlossen wurden.

Preisträger:innen 2023: Sun Ratha und andere von Mother Nature Cambodia

Die Gruppe Mother Nature Cambodia engagiert sich für Menschenrechte und besonders für den Schutz der Umwelt in Kambodscha.

Bilder mit Preisträger:innen
Unbeirrt von Drohungen, Schikanen und Verhaftungen hat sich Mother Nature Cambodia zu einer starken Stimme für Umweltschutz und Demokratie in Kambodscha entwickelt. Die 2012 gegründete Gruppe hat lokalen Gemeinschaften erfolgreich geholfen, Umweltverstöße zu stoppen. Gestoppt wurden der Bau eines Staudamms, der eine indigene Gemeinschaft bedroht, sowie das weitgehend korrupte Geschäft des Sandexports.

In einem repressiven Umfeld, in dem das Aussprechen von Forderungen als Angriff auf die Regierung angesehen wird, hat Mother Nature Cambodia die Aufmerksamkeit auf einige der am meisten gefährdeten und vernachlässigten Gemeinden Kambodschas gelenkt. Durch ihren unerschrockenen Einsatz hat Mother Nature Cambodia die zivilgesellschaftliche Landschaft Kambodschas verändert, indem sie Umwelt- und Menschenrechtsanliegen durch einen innovativen, jugendgeführten Ansatz eine Stimme gegeben hat, der den Raum für zivilgesellschaftliches Engagement erweitert und künftige Generationen inspiriert hat.

„This Award doesn’t only belong to the Mother Nature Cambodia team but to all the people in Cambodia who support us, who motivate our work,“ stellt Sun Ratha klar, die Finanzchefin von Mother Nature Cambodia, die 2021 für ihren Aktivismus 5 Monate im Gefängnis saß.

„The dictator wants us to stay away from politics, stay away from democracy and stay away from speaking up against the government,“ sagte Ly Chandaravuth, der ebenfalls 5 Monate hinter Gittern verbracht hat. „This Award is a testimony that we have the right to do activism, we have the right to protect our own country and it is our obligation to do it.“

Sowohl Sun als auch Ly warten auf ein Gerichtsverfahren wegen Verschwörung gegen die Regierung und Majestätsbeleidigung, die mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 10 Jahren geahndet werden.

Preisträger:innen 2023: Caroline Abu Sa’da und andere von SOS MEDITERRANEE

Bilder von Rettungsaktionen auf hoher See

SOS MEDITERRANEE, eine europäische humanitäre Organisation, bekommt ebenfalls den Right Livelihood Award 2023, und zwar für die Rettung von Menschenleben, genauer von mehr als 38 500 Menschen im Mittelmeer.

SOS MEDITERRANEE wurde im Mai 2015 von Zivilist:innen als Reaktion auf die schrecklichen Todesfälle im Mittelmeer gegründet und besteht aus 4 Büros in Frankreich, Italien, Deutschland und der Schweiz. Derzeit betreibt die Organisation das Rettungsschiff Ocean Viking.

Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Todesfälle aufgrund der sich verschlechternden Menschenrechtslage in Libyen und der steigenden Zahl von Menschen, die von der tunesischen Küste aus aufbrechen. Auch der Anteil der unbegleiteten Minderjährigen ist nach Angaben von SOS MEDITERRANEE von rund 20 % zu Beginn im Jahr 2016 auf rund 30 % gestiegen.

„We are at levels in 2023 that we haven’t seen since 2017: the death rate is dramatic, the crossing is dramatic,“ sagte Caroline Abu Sa’da, Chefin von SOS MEDITERRANEEs Schweizer Büro. „Now people are leaving from Libya and Tunisia, there’s a huge surge of departures from both countries, and the numbers are appalling. The number of deaths for 2023 is already over 2,000 just for the Central Mediterranean.“

SOS MEDITERRANEE fordert die EU auf, eine koordinierte Such- und Rettungsaktion zu organisieren und die auf See geretteten Menschen in Sicherheit zu bringen, wozu sie gesetzlich verpflichtet ist.

„2023 is really a year that has been extremely deadly for people trying to flee through the Mediterranean Sea“, ergänzte Abu Sa’da. „So for us, it’s extremely important that the Award actually sheds light on the situation at sea for the thousands of people trying to flee and risking their lives to do it.“

Was gibt es für Preisträger:innen?

Seit über 40 Jahren ehrt und unterstützt der Right Livelihood Award mutige Menschen, die global Probleme lösen. Bis heute haben 194 Preisträger:innen aus 76 Ländern den Preis erhalten.

Anders als bei anderen Preisen unterstützt der Alternative Nobelpreis die Arbeit lebenslang. Frühere Preisträgerinnen sind u. a. Astrid Lindgren, die Menschenrechtsaktivistin Oleksandra Matviichuk, der kongolesische Gynäkologe und Frauenrechtler Dr. Denis Mukwege und Greta Thunberg. Meist ehrt die Stiftung eher unbekannte Persönlichkeiten und Organisationen, um ihnen so mehr Aufmerksamkeit zu bescheren.

Gute Idee!!!

Mehr Infos

Alternativer Nobelpreis:
https://rightlivelihood.org/what-we-do/the-right-livelihood-award
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