Eher Programmierbuch als Informatikbuch

Alles, was du für Informatik brauchst

CoverDie Neuerscheinung will ein Nachschlagewerk für den Einstieg in die Informatik und ein Übungsbuch für das Programmieren sein. Soweit der Anspruch, den das Buch an sich selbst hat. „Alles, was du für Informatik brauchst“ und „Das Starterkit für angehende Programmierer“ (sic!) – das sind ja schon zwei große Themenbereiche.

Die Zielgruppe umfasst Schüler:innen bis hin zu Studis. Die außergewöhnliche Gestaltung im Design eines dicken linierten Notizbuchs mit Scribbles und Cartoons sorgt für Auflockerung. Ein paar Fragen, Multiple-Choice oder Lückentext o. ä. beenden die Kapitel.

Leider: Abzüge in der A-Note.

Fast hätte ich über die ersten einleitenden Abschnitte nicht weiter gelesen. Denn ich fand die Grundlagen zur Informatik nicht besonders gut dargestellt. Warum? Unter der Überschrift „Was ist Informatik“ finde ich in dem kurzen Abschnitt prominent den Satz „Ein Computer ist ein Gerät, das…“ Okay, es geht also bei Informatik im Wesentlichen um Geräte?! Vielleicht etwas kurz gedacht. Weiter: Eine Tabelle stellt gegenüber, was „Informatik ist“ und „nicht ist“. Hier sehe ich Informatik mit Programmieren gleichgesetzt. Muss mir nicht gefallen, ist mir jedenfalls zu eng gefasst; vielleicht passt das zum Lehrplan in den Schulen. Seufz. Ah, doch noch ein besserer Satz: „Informatik ist eine Form der Problemlösung.“ Da kommen wir der Sache näher. Ich lese also doch weiter.

Weiter geht es mit der Geschichte. Hier finde ich den ersten Computer der Welt: Colossus Mark I. Hmmmm, da gab’s doch vorher schon mal Zuses Z3. Solche absoluten Behauptungen, die eher eine Einschätzungsfrage sind (man kann auch an Babbage und Lovelace denken oder an das zahnradgesteuerte Stück Technik aus Antikythera), sollten nicht als Fakt da stehen.

Weiter im Text: Der Versuch, das Prinzip Input > Verarbeitung > Output zu erklären, geht m. E. daneben. Denn hier kommt der Autor auf die Analogie „Essen > Verdauen > Ausscheiden“. Und meine Assoziation ist sofort, Output ist wie Sch… ?!

Noch zwei Beispiele, diesmal zum Thema Dokumentation: Es gibt zwei Arten von Dokumentation, steht da geschrieben, nämlich „Kommentare und README-Dateien.“ Oooookay. Was ist mit Tickets, also Anforderungsbeschreibungen, Akzeptanzkriterien, technischen Entscheidungen zwischen Alternativen ….? Wieder etwas verkürzt und dabei als einzige Punkte formuliert. Hmpf.

Schade, denn gerade bei Büchern für den Nachwuchs sollte man doch klarer schreiben.

Und nun: Das Gute.

Ganz gut sind die Kapitel zu Scratch gelungen. Auch die Python-Kapitel sind OK. (Hier habe ich die Schwächen mal gnädig als lustiges Zitat eingeordnet: „Alpha-Tester sind meist Freunde von Programmierern oder andere vertrauenswürdige Personen.“ Soso.) Die Erklärungen zu HTML und CSS sind dagegen ein guter Einstieg.

Besonders gut: Es gibt einen Index (Stichwortverzeichnis) und ein Verzeichnis am Ende für ein paar Programmiersymbole (Symbole für gleich, ungleich usw.).

Empfehlung: Als Ideen für die nächste Auflage empfehle ich, die Anregungen oben zu überdenken. Vielleicht sollte bei der Übersetzung eine erfahrene IT-Person das Texten übernehmen. Vielleicht sollte man jemanden aus der Informatik involvieren, die oder der aus konzeptioneller Sicht eine andere Perspektive einbringt – das hier klingt für mich wie ein mir bekannter autodidaktisch gebildeter HandsOn-Programmierer mit angelesenem, aber nicht immer umfänglich bekanntem oder verstandenem Grundlagenwissen.

Fazit: Mittelprächtig

Themen

  • Computersysteme
  • Datenanalyse
  • Bugs, Bits und Bytes
  • Softwareentwicklung
  • Algorithmen
  • Programmierregeln
  • Scratch
  • Python
  • Webentwicklung, HTML, CSS

Grant Smith: „Big Fat Notebook – Alles, was du für Informatik brauchst. Das Starterkit für angehende Programmierer“. VERLAG 2021. 16,95 EUR (D) / 17,50 EUR (A). ISBN 978-3-7432-0980-0.

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