Atlas der digitalen Welt
Big-Data-Paradox (Zitat): „135 insane Social Media stats that Marketeers will have to know in 2020!“ Ja klar.
Alles wird mit allem verglichen, Datenquellen sind oft genug fadenscheinig und nicht auf die angedeutete Weise vergleichbar. Die Datenmenge liegt im Jahr 2020 bei rund 47 Zettabyte (2010 waren es noch 2 ZB). Wow. Das IST viel.
So sieht die Ausgangslage für dieses Buch aus: Es ist UNÜBERSICHTLICH.
Die Grundlage für die Ergebnisse zur digitalen Welt in diesem Buch ist ein „leistungsstarkes“ Panel, das wissenschaftlich erstellt wurde. (Quelle: GfK = Gesellschaft für Konsumforschung, initiiert von der Uni Köln). Gehen wir also mal davon aus, dass die Daten vernünftig erhoben, analysiert und zusammengestellt sind.
Welche Fragen und Antworten sind hier zu finden? U. a. finde ich die Frage, welchen Anteil welches Endgerät hat, zusätzlich aufgeschlüsselt nach Altersgruppen (also welche Geräte werden in welcher Altersgruppe wie genutzt). Die Antwort ist: Das Smartphone hat die Nase vorn (in Nutzungsdauer) – und zwar in allen Altergruppen.
So, das gibt schon mal eine Vorstellung davon, was man mit dem Atlas gewinnt. Einblicke.
Themen u. a.
- Wie groß ist das Internet?
- Wie wächst das digitale Universum?
- Was tun Menschen in der digitalten Welt?
- Wie sieht es heute bei Social Media aus?
- Wie konstruiert Digitales die Welt?
- Warum wissen wir so wenig über die digitale Welt?
Viele Themen, viele Einsichten. Soweit ein guter Überblick. Und dazu sehr aktuell. Die Erläuterungen zu den Grafiken könnten allerdings besser dargestellt werden (z. B. Achsenbeschriftung im Text aufgreifen). Ich fand es im Verlauf der Lektüre immer anstrengender, die unterschiedlichen Aussagen zu erfassen, weil die Grafiken sich so sehr geähnelt haben und die verschiedenen Kernaussagen optisch nicht auch angemessen anders dargestellt waren. Bisschen mühselig.
So ganz leicht fiel es mir beim Lesen auch nicht, die Schlüsse zu finden und Interpretationen von direkten Konsequenzen zu unterscheiden (über die man nicht so leicht verschiedener Meinung sein kann). Irgendwie hatte ich immer ein vages Gefühl, dass da Meinungen zwischen den Zeilen mitschwingen. Kann gar nicht so recht sagen, an was genau ich das festmache.
Schön: Ich habe nicht nur was über die Datenlage und ein paar Erkenntnisse gelesen, sondern wieder was darüber hinaus gelernt. Eins meiner Learnings: „Panel“ – das ist, wenn man wiederholt dieselben Daten bei einer repräsentiven Zahl von Befragten erhebt. Danke, das Wort war mir neulich erst untergekommen. Ein zweites Learning: GenZ bedeutet „Generation Z“. Hab ich dann auch irgendwann gecheckt ;-)
Insgesamt finde ich es sehr hilfreich, dass ich mal neue Daten (bis 2020) bekommen habe. Und etwas Klarheit, wo es wohl gar keine oder kaum Daten gibt, u. a. weil große Player sich nicht in die Karten gucken lassen – und viele, viele, viele, .. ich meine wirklich viele Daten versteckt sind vor dem Zugriff der Öffentlichkeit und auch vor der Aufarbeitung im Rahmen von Forschung.
Hier noch etwas Hintergründe, um das Buch besser einordnen zu können: Dr. Martin Andree und Timo Thomsen sind die Autoren. Dr. Andree unterrichtet digitale Medien an der Uni Köln und ist CEO von AMP Digital Ventures. Er ist habilitiert in Medienwissenschaften und besitzt Erfahrung im digitalen Marketing, u. a. als Corporate Vice President bei Henkel (2012 bis 2018). Timo Thomsen ist Global Head of Product & Innovation bei der GfK SE und besitzt Expertise in den Bereichen digitale Medien und Cross-Media-Verhaltensmessung, Datenanalyse und Dateninterpretation sowie Marketingberatung. Er leitet den Produktbereich Media Measurement & Consumer Panels.
Fazit: Gut zum Nachschlagen, gut für eine eigene Einordnung von Aussagen über „das Internet“, die man so gesagt bekommt.
Martin Andree und Timo Thomsen: „Atlas der digitalen Welt“. campus 2020. 32,- EUR. ISBN 978-3-593-51271-6.
Fußnote:
Übersichten XYZbytes / Größenordnungen:
https://bernet.ch/blog/2011/01/06/was-ist-eigentlich-ein-petabyte-exabyte-zettabyte
https://de.wikipedia.org/wiki/Byte#Vergleichstabelle
Maria