„Ich will die rosa Elfe sein!“ – „Nein, Finn, willst Du nicht…“

Die Rosa-Hellblau-Falle

CoverWarum wird in unserer Gesellschaft Individualität großgeschrieben und trotzdem darf nicht Jeder und Jede sein, wie er oder sie möchte?

Wer in die Spielzeugabteilung geht, sieht auf der einen Seite blassrosa-pink, auf der anderen Seite schwarz-blau. Links sind die Regale gefüllt mit pastellfarbenen Pferden, glitzernden Feen, kuscheligen Kuscheltieren, Mini-Küchen und allem, worauf Puppen nicht verzichten können.  Rechts blicken wilde Monster, Ritter und bewaffnete Science-Fiction-Kämpfer durch die Plastikfenster der Spielzeugschachteln, dort stapeln sich die Bausätze für Fahrzeuge und Maschinen. Auf einem Kaufhausstockwerk spiegeln sich die traditionellen Rollenzuschreibungen wider, von denen wir glaubten, sie in den vergangenen Jahrzehnten überwunden zu haben.

Viele Eltern sind von den allgegenwärtigen Geschlechterklischees genervt. Wer die Spielzeugabteilung erfolgreich umschifft hat, wird zwischen Schuhregalen wieder darauf aufmerksam gemacht. Wer beim Schulranzenkauf die Schmetterlinge und Roboter hinter sich gelassen hat, sieht sich im Sportverein beim Prinzessinnen-Cup wieder damit konfrontiert. Wenn Kinder ständig von Klischees umgeben sind, können wir dann wirklich noch behaupten, sie hätten eine freie Wahl?

Das Buch geht dem Phänomen auf den Grund, in KiTas, in Kindergärten und Schulen sowie mit Expertinnen und Forschern. (nicht nur) Fortbildungen zu gendersensibler Pädagogik in Kindertagesstätten wollen Werbung und Sprache etwas entgegenstellen.

Ich finde das Buch interessant. Es fordert mich auch heraus, da ich manches sehr, sehr weit weg finde vom täglichen Alltag (oder Trott?) und mich frage, wo man es übertreibt? Darüber nachdenken ist trotzdem wichtig!

Schade finde ich, dass die amüsanten Zitate und Beispiele aus dem Leben fehlen, die ich im Flyer „Die Rosa-Hellblau-Falle“ gefunden hatte. Etwas mehr Leichtigkeit nimmt m. E. nichts von der Ernsthaftigkeit des Themas, motiviert aber mehr, selbst aufmerksam und aktiv zu werden. Beipsiel gefällig? Okay… „Ich habe in der Berufsberatung gesagt, dass Mathe das einzige ist, was ich richtig gerne mache und richtig gut kann. Mir wurde empfohlen, Psychologie zu studieren.“ … oder: „Leo nimmt im Geschäft einen Gratis-Stundenplan mit. Auf dem Weg zum Auto dreht er ihn um und meint dann stinksauer: ‚WIEDER eine Määädchen- und eine Juuuungsseite. DAS REGT MICH SO AUF!‘ Neun Jahre alt und die #rosahellblauFalle voll durschaut!“

Na gut, es ist doch wenigstens ein Tipp in die Weiten des Web drin, der mir auch gut gefallen hat: Die Chemical Party. Oder die 5-jährige Riley, die sich in der Spielzeugabteilung so ihre Gedanken macht: Riley on Marketing. Right!!!

Fazit: Hintergründe und Gedanken, kritisch zusammengetragen. Regt zum Nachdenken an.

Themen

  • Mathe ist kein Bauchgefühl
  • Zwei Welten schon vor der Geburt
  • Sprache und Macht
  • Ernährung
  • Rollenbilder und Körperbilder
  • Medien
  • Schule und Bildung

Almut Schnerring und Sascha Verlan: „Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees“. Kunstmann 2014. 16,95 EUR. ISBN 978-3-88897-938-5.

Mehr Infos:
www.klischeesc.de

Screenshot

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