Erfolge feiern: So geht’s – oder eher „Geht so“…?

Was mich immens motiviert, ist: Ich erlebe, dass ich mit meiner Arbeit Erfolg habe.

Aber Moment mal, was heißt denn das genau? Ist Erfolg für alle gleich? Wohl eher nicht. In einer Phase, als Erfolg mal wieder viel zu lange auf sich warten ließ, hab ich eine Umfrage gestartet. Und hier sind die Ergebnisse und ein paar Gedanken, die mir dazu kamen.

Zuerst einmal: Was ist Erfolg?

Erfolg umfasst Feedback, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Wertschätzung; oder auch: Geld, Ruhm, Ansehen und eine gute Position.

Das fängt bei ganz kleinen Erfolgserlebnissen an bis hin zu großen Karrieresprüngen. Es kann vom spielerischen bis zum gewichtigen und ernsten Erfolg gehen.

Zum Beispiel freue ich mich beim Testen, wenn ich einen Fehler entdeckt habe – natürlich nicht, weil da ein Fehler ist, sondern weil ich ihn ENTDECKT habe. Oder ich schreibe einen Bericht und lese ihn ein paar Tage später nochmal gegen, um den Text zu überarbeiten. Und dann fällt mir DIE Formulierung ein. Sowas fällt unter die Rubrik „kleiner, spielerischer Erfolg“. Oder ich habe ganz einfach am Ende eines Tages alle Punkte auf meiner Todo-Liste abgehakt und kann den Zettel zerknüllen und in den Papierkorb werfen, wenn ich Feier(!)abend mache.

Erfolg ist manchmal, wenn ich irgendwo eine Anfrage gestellt habe und eine schnelle und brauchbare Antwort bekommen (und oft genug: überhaupt eine Antwort).

Erfolg ist, die Dissertation abzuschließen. Oder die Bachelorarbeit. Erfolg ist auch, wenn ich eine Idee habe, die ein Problem löst. Vor allem, wenn andere schon länger an der Nuss knacken.

Großen Erfolg erfahre ich, wenn ich ein langjähriges Projekt mit positivem Ergebnis für alle Beteiligten abschließen kann.

Band vor Meer

Mein Team hat Erfolg, wenn es gut zusammen arbeitet, die Arbeit Spaß macht und am Ende das Produkt oder Ergebnis beim Kunden auch gut ankommt. Und wenn die Kundin damit in dem, was sie tut, unterstützt wird. Oder von einer bisher mühseligen Arbeit entlastet wird. Persönlicher Erfolg innerhalb eines Teams kann auch bedeuten, dass man „die Süßen überzeugt“ hat, „angefixt, begeistert“, so dass alle gemeinsam was reißen.

Und hier noch ein paar Spotlights aus meiner kleinen Umfrage auf einer Softwarekonferenz: Dennis Gastmann kennt die Euphorie, die Fernsehleute durch ihren Erfolg in der Öffentlichkeit erfahren. Das zählt für ihn mehr als das Honorar. Bei IT-lern ist aus seiner Sicht ist der Antrieb einfach, dass man gute Arbeit leistet. Henning Wolf ist überzeugt, dass Erfolg dann hinten rauskommt, wenn man vornedran die Leute im Team als Mensch ganz einbezieht. Ralf Westphal greift das Thema direkt auf, um zu seinem anschließenden Vortrag überzuleiten, in dem es darum geht, wie man Arbeit flüssig organisiert. Er betont noch einmal, dass Erfolg für jeden etwas anderes bedeuten kann. Und dass man – gerade auch als Führungskraft oder Firmenlenker – gut daran tut, das zu berücksichtigen.

Erfolg ist übrigens oft damit verknüpft, dass etwas erst mal richtig Mühe gemacht hat. In der Regel gilt: Je anstrengender der Weg dahin, desto befriedigender der Erfolg.

Abstrakt formuliert könnte man sagen: „Erfolg ist, das erreicht zu haben, was ich erreichen wollte. Oder einen unmissverständlichen Schritt in diese Richtung gemacht zu haben.“

Wie stellt man Erfolg fest?

Wenn wir uns im agilen Arbeitsumfeld bewegen, kommen wir um strukturiertes Zurückschauen nicht herum. In Retrospektiven liegt der Fokus oft auf Dingen, die man verbessern möchte. Also oft auf Defiziten. Erfolge finden sich eher auf der anderen Seite, basiert auf Stärken des Teams oder des Einzelnen. Damit haben wir die erste Möglichkeit identifiziert, wie man Erfolg feststellt: Man überlegt, was sich gut angefühlt hat, während des Arbeitens und bei den Ergebnissen. Für mich allein kann ich diese Art Erfolg feststellen, wenn mein Bauchgefühl mir das meldet: „Das fühlt sich gut an, das hab ich gut hinbekommen!“

Es kommt auch vor, dass jemand von außen bemerkt, dass wir etwas erfolgreich gemacht haben, z. B. wenn sich jemand für eine Zuarbeit bedankt. Oder es positives Feedback meinem Arbeitsergebnis gibt. Einfach ist es, wenn man ein Produkt oder ein Objekt baut: Wenn es fertig ist und läuft, dann weiß ich, dass ich erfolgreich war (nicht nur bei der Dampfmaschine).

Foto Dampfmaschine

Man kann sich angewöhnen, gegenüber Entscheidern den eigenen Erfolg immer zweimal zu erwähnen („…, sonst haben die den sofort vergessen oder machen ganz andere Geschichten daraus“).
Wenn Kolleginnen oder Kollegen Erfolge haben, kann man dazu gratulieren, ihn anerkennen, würdigen und das im Team rumerzählen. Wenn sie selber es dann auch nochmal sagen, macht das dann insgeamt auch „zweimal erwähnen“. Und Nein, das hat nix mit überheblichem Eigenlob zu tun. Sondern damit, die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge zu lenken.

Manchmal dauert es etwas länger, als man sich wünscht, hier dazu ein kurzer Erfahrungsbericht:

„… du hattest mir vor einiger Zeit eine Frage gestellt zum Thema, wie wir in unseren Teams bzw. generell auf der Arbeit mit Erfolgen umgehen. Zu dieser Frage dachte ich seit ziemlich langer Zeit, dass wir Erfolge gar nicht feiern, weder persönliche noch die der Teams. Überhaupt ist heute erst wieder deutlich geworden, dass wir die Kommunikation zwischen den Teams dringend verbessern müssen.

Gerade gestern hat sich aber mein Team-Lead dazu geäußert, dass wir nun eine Version unseres Produkts abgeschlossen haben (Feature complete, zumindest hypothetisch) und es deswegen an der Zeit wäre, mit allen darauf anzustoßen. Das fand ich richtig klasse! (Ich hatte das Glück oder wie auch immer den letzten Vorgang zu mergen!)

Solche Release-Partys abzuhalten, steigert mein Wohlbefinden enorm. Weil wir nun nach über einem Jahr Entwicklungsarbeit endlich mal wieder daran denken, was wir geschafft haben und wenigstens für einen Moment vergessen, dass noch so viel zu tun ist!

By the way…im September werden wir von unserer neuen Firma zu einem Sommerfest an den Bodensee eingeladen. Auch eine tolle Sache. Klingt jetzt nicht unbedingt danach, einen Erfolg zu feiern, aber steigert auf jeden Fall das Firmenzugehörigkeitsgefühl.

So, das ist mein Statement…ha und just als ich diese Mail beende, kommt auch schon die Einladung zur Release-Party am Mittwochabend…yeah! ;)“

Wie kann man Erfolge feiern?

Ein englisches Sprichwort sagt: „Nothing succeeds like success“ = Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Mal sehen… wie gehen wir mit unsern Erfolgen um?

Kluge Führungskräfte wissen genau, wann es Zeit ist, mit ihren Leuten einen Erfolg zu feiern. Nämlich nicht nur nach großen Meilensteinen und abgeschlossenen Projekten. Sondern gerade auch in zähen Phasen, wenn es wichtig ist, zusammen durch das Tief zu kommen und den Karren mit einer gemeinsamen Anstrengung aus dem Dreck zu ziehen.

Wie sieht die Feier aus? Je nach Anlass kann man dann „richtig groß“ feiern, z. B. ein Firmenfest mit allem Pipapo. Also alle Leute zum Firmensitz einladen und dort mit Speis und Trank und Spiel und Musik so richtig Party machen. Oder innerhalb eines Teams geht man abends weg, um den Knoten, der sich heute gelöst hat, spontan zu feiern. Oder in der Abteilung erzählt die Führungskraft, dass der Vorstand die Idee der Kollegin aus dem Team aufgegriffen hat und der Vorschlag in der nächsten Runde tatsächlich umgesetzt wird.

Foto Frühstückstisch mit Stift und BlattEs kann aber auch sein, dass in einer Phase, in der nix zu funktionieren scheint, sich aber alle trotzdem irre reinhängen, eine spontane Pizzarunde für alle Beteiligten eine gute Idee ist. Da kann die Chefin dann zeigen, dass sie sieht, wie sich alle anstrengen. Und dass sie auch das als Leistung sieht. Sowas motiviert ungemein.

In einem Projektteam gab es zum Rollout für die Teammitglieder (und oft auch für einen großen Teil der User) ein Gimmick, hier war es eine Tasse mit dem Projektlogo. Zusätzlich gibt es dann ein gemeinsames Mittagessen zum Rollout sowie eine Projektparty zum Abschluss.

Oder es gibt es zu bestimmten Gelegenheiten eine Mail vom oberen Management (was in einer großen Firma nicht zu unterschätzen ist) . In dieser Mail wird Schlüsselpersonen persönlich für Ihren Einsatz im Projekt gedankt. Oder ein eingeworbenes Projekt und dessen Bewilligung wird innerhalb des Gesamtteams (auch mit denjenigen, die es nicht bearbeiten) mit einer Flasche Sekt gefeiert.

Und feiern Frauen anders als Männerteams?

Hier habe ich eine lebhafte Beschreibung: „Ja, Frauenteam!!! Da haben wir gewürdigt wie die Sau! Und das war super! Und wir haben Erfolge gefeiert. Mit Sekt und ganz persönlich auch und gemeinsam und uns s.z.s. gemeinsam gegenseitig auf die Schultern geklopft! Das war was!!!“

Wie wichtig ist Erfolg?

Eine Interviewpartnerin meint, dass Erfolg auf einer Skala von 1 bis 10 bei 8 liegt. Ich sehe das ähnlich. Es kommt natürlich darauf an, was man unter „wichtig“ versteht. Das wichtigste am Erfolg ist für mich die Motivation, die damit für meine zukünftige Arbeit entsteht. Anders gesagt: Habe ich Erfolg, fallen mir auch mühselige Arbeiten leichter. Überhaupt schien es für alle wichtig zu sein, Erfolg zu haben, „…man erhofft ihn schließlich jeden Tag in verschiedenen Projekten“.

Es gibt Entscheider, die Erfolge nicht genießen können und immer auf dem Weg sind, ein neues Ziel zu erreichen ohne das Erreichte zu würdigen. Diesen Leute ist Erfolg offensichtlich nicht wichtig.

Manchmal gibt’s auch nix

Eine Interviewpartnerin erzählt: „…das ist ein tolles Thema zu dem ich mich gerne äußern würde, da ich es gerne hätte, dass bei uns Erfolge erzielt und dann entsprechend gefeiert werden. Leider kann ich dazu nichts sagen, da ich solche schönen Erfahrungen nicht erlebe….wie traurig das auch ist…“

Eine andere antwortet auf die Frage: „Wie würdigt Ihr bei Euch auf der Arbeit Erfolge? Wie feiert Ihr sie?“ so: „Leider überhaupt nicht! Uääähhh! Es ist eher so, dass ich das Gefühl habe, da herrsche hier und dort im Hinterkopf Neid. Grauenhaft!!!“

Danke: Denkanstöße von…

Vielen Dank an … Antje, Anne, Katharina, Kathrin, Sandra, Katja, Wiltrud und natürlich auch einen großen Dank an Herrn Wolf, Herrn Gastmann und Herrn Westphal. Sie alle habe ich zum Thema Erfolg interviewt oder sie belauscht, als sie sich Gedanken zu diesem Thema machten. Also: Danke für für Inspiration, für Gedanken und Anstöße.

 

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Ein Buch:
Frag immer erst: Warum“ von Simon Sinek (Redline)

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