Deutsch für Profis
Deutsche Sprache – schwere Sprache. Manches tut nur weh, anderes verfälscht die Aussage. Der ehemaliger Leiter der Hamburger Journalistenschule zeigt, wie schlampig oft mit der deutschen Sprache umgegangen wird. Er bringt viele Beispiele, meist für schlechtes Deutsch. Und gibt den einen oder andern konkreten Tipp für gutes Deutsch. Dazu jede Menge Empfehlungen, worauf Schreibende achten sollten, damit die Leserinnen und Leser auch etwas vom Lesen haben… Dies ist die 20. Auflage, erstmals ist das Buch 1984 erschienen. Manches hat sich seitdem geändert (z. B. zeitliche Bezüge wie „vor 20 Jahren“), das kann beim Lesen irritieren.
Positiv fällt mir auf, dass ein umfassendes Glossar journalistischer Fachausdrücke gibt. Hier gibt es auch für erfahrene Schreiberlinge noch etwas zu entdecken. Teils sind die Abschnitte richtig lustig, z. B. das „halbautomatische Schnellformuliersystem“ für Floskelprotzereien. Lobenswert: Der Autor hat die vier Standardregeln für verständliche Sprache (von Langer, Schulz und Tausch) aufgenommmen und kurz erklärt: Einfachheit, Gliederung, Kürze und Stimulanz. Seine Variation dazu: „Sprache sei korrekt, verständlich, gut und interessant.“ Auch gut. Dem Laien würde ich trotzdem lieber die Originalregeln ans Herz legen. Sorry, Herr Autor…
Bei dem einen oder andern Textbeispiel fieselt der Autor schön die Feinheiten der Formulierung auseinander. Da hat sich jemand wirklich ausführlich mit etwas beschäftigt. Nett.
Allerdings: Die Zeichnungen im Buch sind m. E. vollkommen überflüssig. Der Text ist schwere Kost, denn der Autor hält sich selbst nicht immer an seine eigenen Regeln (z. B. sich kurz zu fassen – das Buch ist viiiiiieeeeel zu lang geraten). Insgesamt zu selbstverliebt. Manches artet in Schimpftiraden aus, an einigen Stellen bekommen die Spiegeljournalisten ordentlich ihr Fett weg (wenn auch zu Recht: in der Ausführlichkeit war mir das doch irgendwann langweilig).
Fazit: Teils selbstverliebt und ausschweifend, ein paar gute Punkte lassen sich trotzdem entdecken – aber seht Euch erst mal das andere Buch an, siehe unten
Themen
- Sprache als dubioses Handwerkszeug
- Politiker, Journalisten, Experten und ihre Sprache
- Gut, interessant und verständlich schreiben
- Adjektive und Verben
- Treffend und deutsch
- Synonyme
- Kurze Sätze und Hauptsätze
- Schachtelsatz und Nebensätze
- Verständlich vs. gut
- Notwendiger Überfluss
- Verneinung
- Interpunktion! Interpunktion… Interpunktion? Interpunktion.
- Ziffern, Farben und Bilder
- Rhythmus ohne Verse
- Schludereien und Marotten
- Korrekt schreiben
- Glossar journalistischer Fachausdrücke
Wolf Schneider: „Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil“. Goldmann 2001. 8,95 EUR (D) / 9,20 EUR (A). ISBN 978-3-442-16175-1.
Besser:
Im Zeitalter von Mail, Blog und Twitter gibt es viele Formen der Kommunikation, und da was zu verstehen, ist gar nicht so leicht. Wer gut schreibt, gewinnt (z. B. Leserinnen und Leser). Wie das geht, steht hier. Denn wie meint der Autor: Was ein guter Satz ist, hat sich seit Heinrich Heine nicht geändert.
Also, das klingt doch wie das Buch oben, oder? Joooo…. nur ist hier der Inhalt viel besser aufbereitet. 191 statt 287 Seiten.
Fazit: Dieses Buch lesen!
Themen
- Der Anfang
- Interessant schreiben
- Kurz halten
- Wenn Redundanz, dann schöne
- Silben, Verben, Adjektive
- Schlanke Sätze
- Sätze mit Atempause schreiben
- Zeichensetzung
- Schreiben für verschiedene Medien
- Schreiben fürs Hören
Wolf Schneider: „Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt“. rororo 2010. 8,99 EUR (Taschenbuch). ISBN 978-3-87134-672-9 .
Maria