Lean Startup
Das Buch wurde auf der SEACON 2012 empfohlen, und zwar gleich zweimal. Grund genug, es mir selbst auch mal anzusehen. Leider war ich nicht allzusehr begeistert. Zuviel Drumherumgerede, extrem langatmig, dem Buch würde eine radikale Straffung überaus gut tun. Der Autor gibt immer wieder Anekdoten aus der Praxis zum Besten, kommt aber nicht auf den Punkt. Das liegt übrigens nicht daran, dass es im amerikanischen Stil verfasst ist! Andere amerikanische Bücher schaffen den Spagat zwischen unterhaltsamen Anekdoten und (schnell auffindbaren) hilfreichen Schlussfolgerungen. Vielleicht hatte der Autor zu wenig Zeit, das Ding ordentlich zu strukturieren: Was macht die Zielsetzung des Buches im Abschnitt mit der Definition „was ist ein Entrepreneur“?!
Die deutsche Übersetzung macht es nicht besser: Das Amerikanische schimmert arg durch, was das Deutsche oft holprig erscheinen lässt. Empfehlung: Lieber die Originalausgabe lesen.
Die Lektüre ist anstrengend, die Zwischenüberschriften in der Textwüste gliedern den Text nicht, sondern sind gleichförmig – und inhaltlich mehr oder weniger wahllos – eingestreut. Leider sind die Lehren, die der Autor aus den Anekdoten zieht, auch optisch überhaupt nicht hervorgehoben (mit ein oder zwei Ausnahmen). Puh. Eine dieser Ausnahmen ist auf Seite 73 das „Feedbackloop“: Ideen – Bauen – Kodieren – Messen – Daten – Lernen – Ideen …
Bis Kapitel 3 lässt sich eine Kernfolgerung herausfiltern: Experimente (unbedingt mit Feedback so früh wie nur immer möglich) sind essenziell: „… validierten Lernprozess herbeiführen“ ist dort empfohlen. Richtig so.
Im weiteren Verlauf wird das Buch gottseidank besser. Dort zitiert Eric Ries den „Vice President Produktbereich“ (bzw. „General Manager“, schlecht übersetzt und was denn nun…) von Kodak Gallery: „Erfolg bedeutet nicht, ein Produkt abzuliefern; Erfolg bedeutet zu lernen, wie man das Problem des Kunden löst.“ Es folgen dann auch mal anschauliche, passende und gute Beispiele. Als Strategie wid das minimal funktionsfähige Produkt (live beim Kunden) vorgestellt.
Fazit: Gute Ideen, schwer (schnell) zu lesen
Themen
- Große und kleine Startups (in Beispielen)
- Lernprozesse
- Experimente
- Ein Unternehmen und seine Ausrichtung steuern
- Testen und messen
- Batch- bzw. Losgrößen und der Umgang mit ihnen
- Adaptive Organisation
- Innovation fördern
- Oberstes Gebot: Du sollst nichts verschwenden
Eric Ries: „Lean Startup. Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen“. Redline Verlag 2012. 19,99 EUR (D). ISBN 978-3-86881-333-3.
Maria