Buchrezension
Souverän auftreten
Die beiden Herren scheinen für Ihresgleichen zu schreiben. Bzw. für ihr jüngeres Alter Ego. Nichtsdestotrotz – manchmal auch gerade deswegen – bietet das Buch ein paar Einblicke. Zwischen den Zeilen kommt die ganze Schwere der konservativen Wirtschaftswelt zum Vorschein. Gerade zu Beginn gibt es sehr viele Bezüge zu Politikern und Wirtschaftsgrößen. Das wirkt eher so, als würden die Autoren rechtfertigen wollen, dass sie sich auskennen. Da wäre weniger mehr gewesen.
Im Verlauf des Buches wird das besser. So argumentieren die Autoren, dass z. B. gutes Benehmen kein Selbstzweck ist. Stimmt. In der Hoffnung, dass auch die männliche Leserschaft sich sowas zu Herzen nimmt, lese ich weiter. Die Autoren liefern immer wieder Argumente, dass es für die eigene Karriere förderlich ist, ihren Tipps zu folgen. Das gilt sicherlich für Hinweise wie diese: Freundlichkeit, Höflichkeit und Pünktlichkeit sind die wichtigsten Prinzipien für erfolgreiches Auftreten – und: Verantwortung, Respekt und zuvorkommendes Verhalten sind Grundregeln, die das (Arbeits-) Leben für alle Beteiligten erleichtern.
Der Abschnitt über das Argumentieren hat mir besonders gut gefallen. Da gibt es u. a. Argumentationsschemata in Wort und Bild und Erklärungsmuster, nach denen frau (und man) sich richten kann. Es folgen Erläuterungen zu verschiedenen Arten von Fragen, zu Manipulationstechniken und den Umgang damit. Interessant ist das Kapitel über aggressive Formen der Rhetorik, z. B. die Eristik. Etwas mutig und sehr hilfreich ist auch das Entlarven weit verbreiteter, aber in der Konsequenz kontraproduktiver „Tipps“. Gut gelungen ist die Einführung in die Kunst der Planung von Vorträgen. Dazu gehört, die „fertige“ Rede öfter durchzuarbeiten und Probevorträge zu halten.
So, und hier noch ein paar Dinge, die mir gefallen haben beim Thema Präsentation (also Vortrag oder – von der Wortherkunft her gedacht – Vorstellung): PowerPoint unterstützt Vorträge, es ersetzt sie nicht. Wirkung ist eine Bringschuld, und nicht das Publikum hat die Verantwortung dafür, was es versteht. Zuhörer folgen auch, aber nicht in erster Linie, rationaler Argumentation – es hat Wünsche, Werte, Vorstellungen, Pläne, Ängste und ärgert sich vielleicht gerade.
Meine Lieblingserkenntnis aus dem Buch: Reden und Verhalten gehören im Sinne der Glaubwürdigkeit zusammen. Nicht neu, aber wahr.
Fazit: Schwacher Einstieg, dann gute Tipps
Themen
- (Erster) Eindruck
- Körpersprache
- Kommunikation
- Benehmen
- Rhetorik
- Eigene Äußerungen in den Medien
Reiner Neumann und Alexander Ross: „Souverän auftreten. Rhetorik – Präsentation – Argumentation“. Hanser 2009. 14,90 EUR. ISBN 978-3-446-41954-4.