Buchrezension
Diesseits und jenseits des Hirsches
Dies ist eines der wenigen Bücher, die mich Wort für Wort in ihren Bann ziehen. Die Magisterarbeit bewegt sich interdisziplinär zwischen Mathematik, Informatik, Linguistik und Literaturwissenschaft mit Anklängen von Musik. Der Autor stellt verschiedene und unterschiedlich erfolgreiche Ansätze vor.
Die erste Poesiemaschine, der Wurm, kann die Struktur von Gedichten flexibel erzeugen. Ansonsten kommt bei seinen Texten ziemlich viel Unsinn raus.
Die zweite Poesiemaschine, das Hähnchen, bedient sich der Wurmtechnik und bereichtert diese. Technisch gesehen ist es ein semantischer Wurm. Hier werden schon eher Texte erzeugt, die „echt“ aussehen. Dazu werden semantisch vernetzte Wortmengen benutzt.
Die dritte Poesiemaschine, der Hirsch, lehrt das Hähnchen sprechen. Er baut technisch auf Wurm und Hähnchen auf und bezieht außerdem phonetische Kriterien ein. Seine Gedichte sind ähnlich „echt“ wie die des Hähnchens. Sie klingen aber besser.
Außer seinen eigenen drei Ansätzen erwähnt der Autor auch noch Werke anderer Forscher und Forscherinnen. So zum Beispiel die Poetry Machine von David Link, die Saskia Reithers Doktorarbeit Computerpoesie und die Creativity Machine von Stephen Thaler.
Fazit: Eine der unterhaltsamsten Abschlussarbeiten, die ich je gelesen habe
Themen
- Kriterien für Poesie-Erzeuger
- Technologische Grundlagen
- Vorstellung verschiedener Ansätze
- Programmierung: Visual C++
- Anregungen für weitergehende Forschung
Douglas Chorpita: „Diesseits und jenseits des Hirsches. Die Entstehung einer Poesiemaschine“. Peter Lang 2007. 27,50 EUR (D) / 28,30 EUR (A). ISBN 978-3-631-56630-5.
Weiterlesen: Stephen Thaler’s Computer Creativity Machine Simulates the Human Brain