Ain’t got that swing?
Joshua Marinacci, Chris Adamson: Swing Hacks
Swing Hacks stand schon eine ganze Weile auf meiner „sieht interessant aus“-Liste. Neulich hab ich es mir dann tatsächlich mal gekauft.
Beschrieben wird es, passend zum Rest der „Hacks“-Serie von O’Reilly, so:
Swing Hacks helps Java developers move beyond the basics of Swing, the graphical user interface (GUI) standard since Java 2. (…) This latest title from O’Reilly is a reference to the cool stuff in Swing. It’s about the interesting things you learn over the years—creative, original, even weird hacks—the things that make you say, „I didn’t know you could even do that with Swing!“
Leider bin ich von dem Buch eher enttäuscht, und zwar aus mehreren Gründen:
- Es gibt zu viele Hacks, die angeblich in Java 5 „direkt“ (also ohne Verbiegen und Rumtricksen) möglich sind. Nun ist das Buch zwar von Juni 2005, aber auch da gab es Java 5 schon. Sicher, viele EntwicklerInnen müssen vermutlich noch Code für Java 1.4 schreiben (weil man dem Kunden ein Update nicht zumuten kann/möchte oder warum auch immer), aber wenigstens ein „und zwar geht das unter Java 5 folgendermaßen“ wär schon nett gewesen.
- Die Beschreibungen der meisten Hacks sind anscheinend an Leute gerichtet, die sich nicht wirklich mit Swing auskennen. Das erweitert zwar naturgemäß die Zielgruppe – aber andererseits fand ich es dadurch sehr anstrengend zu lesen, weil ich immer die „und in der For-Schleife gehen wir dann durch alle Komponenten und machen sie durchsichtig“-Beschreibungen trennen musste von der eigentlichen Idee.
Wer sich halbwegs mit Swing auskennt, wird vermutlich mit dem Beispiel-Code alleine schon recht weit kommen. - Und damit komme ich zum nächsten Punkt: Wenn man nur den Beispiel-Code runterlädt und das Buch nicht kauft, investiert man das dadurch gesparte Geld am Besten direkt in ein gutes GUI-Design/Usability-Buch (meine Empfehlung: User Interface Design for Programmers). Bei etlichen von den Hacks ist es zwar tatsächlich so, dass ich gedacht hab „oh, hätte nicht gedacht, dass das mit Swing geht“ – andererseits wär ich auch im Leben nicht auf die Idee gekommen, dunkelblaue Tooltips mit abgerundeten Ecken und gelbem Rand in mein Programm einzubauen. Da seh ich nun wirklich den Mehrwert nicht, und die Beispielprogramme sehen dementsprechend auch eher schrecklich aus.
- Und, last but not least: die Code-Qualität hält sich teilweise auch eher in Grenzen. Besonders ärgerlich finde ich Absätze wie „so würde man das in echten Programmen natürlich nie machen, aber wir zeigen das jetzt hier mal so“. Klar, und alle, die den Beispielcode übernehmen, reparieren das dann. Na sicher.
Trotz allem habe ich ein paar der Hacks direkt in meinem letzten Projekt eingesetzt, und ein bisschen dazugelernt hab ich auch.
Fazit: Zumindest die Liste der Hacks und der Beispiel-Code sind als Anregungen nützlich. Meiner Meinung nach lohnt es sich aber leider nicht, dafür das Buch zu kaufen.
Dieser Artikel erschien zuerst am 14. Mai 2006 im Blog von Andrea.
Andrea
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