Bericht vom Vortrag „Konstruktion experimenteller Situationen“ am Samstagnachmittag
Tina Auer von Time’s Up aus Linz hat der begeisterten Zuhörerinnenschaft am Samstagnachmittag von ihrer Non-Profit-KünstlerInnengruppe erzählt. Sie hat uns drei teilweise virtuelle, teils physikalisch fassbare Umgebungen vorgestellt: „Hyper Fitness“, „Body Spin“ und „Sensory Circus“. Der Unterhaltungs-aspekt steht für die Gruppe aber gar nicht im Vordergrund, sondern die Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen in Situationen, die der alltäglichen Erfahrungswelt widersprechen. Die neueste Idee für ihre Projekte hat zum Ziel, das Environment durch die gegenwärtige Gruppendynamik der BesucherInnen bestimmen zu lassen; z. B. sollen Türen geöffnet oder verschlossen werden – je nach Kommunikation innerhalb der Gruppe.
Um Euch die bisherigen und aktuellen Projekte schmackhaft zu machen, beschreiben wir sie mal etwas genauer:
„Hyper Fitness“ kann frau sich vorstellen wie eine große Fitnesshalle mit unmöglichen Trainingsgeräten. Es gab in diesem Projekt Fahrräder, die sich nicht einfach vorwärts, sondern auf der Stelle im Kreis bewegen. Ein Highlight war die Bar: Ein paar Räder, die – ähnlich wie eine Zahnradbahn – durch Treten in die Pedale eine Steigung hinauf gefahren werden können. Ist frau oben angekommen, erreicht sie den Tresen der Bar. Ab und zu werden von der Seite Energydrinks in Dosen losgeschleudert, die es zu fangen gilt, bevor sie vorbei geflitzt und im Auffangnetz gelandet sind.
Bei „Body SPIN“ (Spherical Projection INterface) durfte frau in einer 3m-Fiberglas-Kugel verschiedene virtuelle Umgebungen erfahren, z. B. Surfen oder ein Labyrinth. Über Sensoren werden Puls, Atemfrequenz und Muskelanspannung während der Session abgenommen. Zusätzlich steht frau während der gesamten Dauer in der Kugel mit den BetreuerInnen in Verbindung, bevor sie in die Kugel klettern darf. Dabei wird es einfacher oder schöner, je ruhiger der eigene Puls geht oder je tiefer frau atmet – nicht einfach, wenn frau vor Aufregung ganz hibbelig ist…
„Sensory Circus“ ist das neueste Projekt der Gruppe. Eine Gruppe von Besucherinnen steigt in Metallkörbe, zwischen denen auf dem Niveau der Besucherinnen-Füße eine Leinwand gespannt ist.
Mittels hin- und herbewegen innerhalb des Korbes kann jede Besucherin die ‚Gravitation‘ der Planeten auf der Leinwand beeinflussen. Im Film hatten die Beteiligten sichtbar viel Spaß.
Ein anderes Circus-Element ist das bekannte klassische Pong, umgesetzt mit Lichtprojektionen auf den Boden. Der ‚Schläger‘ wird bewegt, indem die Besucherin auf einer Wippe die Richtung vorgibt. Durch eine Eingabegerät in Pulthöhe können Töne erzeugt werden, die die Flugbahn des Balles beeinflussen.
Wenn Du Lust auf weitere interaktive Technik bekommen hast, visualisiere dies: Headmounted Display, auf dem das Bild der Kamera erscheint, die an Deinem Rücken montiert ist.
An dieser Stelle die gute Nachricht für Süddeutsche und Österreicherinnen: Es ist immer mal wieder möglich, Werke der Gruppe auf der Ars Electronica auszuprobieren.
Website (inkl. Tourdaten): www.timesup.org
Beschreibung von BodySPIN auch unter: www.informatik.oelinger.de und dort unter Kunst
Ars Electronica in Linz: www.aec.at
Maria und Helge