Bilanz der Jobboerse

Arbeitgeber auf der Jobbörse – Bilanz


von Maria


Für die, die keine Zeit hatten, am Freitag die Firmenvertreter selbst auszufragen, hier eine Zusammenfassung meiner Umfrage.


Wie kommt die Idee der informatica feminale – also zwei Wochen, in denen sich Frauen fachlich austauschen – in den Firmen an? Wie hoch ist der Frauenanteil im Unternehmen bzw. in den technischen Abteilungen?


Die Reaktion der angereisten Personalmenschen ist zum großen Teil sehr positiv.


Allerdings gibt es auch andere Meinungen. Ein (männlicher) Vertreter von procter & gamble sagte dazu: »Die Idee ist sehr gut! Netzwerke sind sehr wichtig. Aber ich finde es schade, dass die informatica feminale nur für Frauen ist…«


Seine Kollegin, eine Physikerin, war so begeistert, dass sie sich sofort die Internetadresse der Zeitung aufgeschrieben hat, um sich in Ruhe einen Überblick zu verschaffen. procter & gamble hatte 1999 eine IT-Chefin.


Auch am Stand von nokia gab es kritische Stimmen; die Informatikerin, die auf der Jobbörse die Firma repräsentierte, wurde nicht freigestellt, sondern musste Urlaub nehmen. Obwohl dieses skandinavische Unternehmen Gleichberechtigung schon lange praktiziert, gibt es gegenüber 30 Männern in der Informatik nur eine Frau. Man kann als Berufsanfängerin direkt einsteigen, es gibt Mentorships.


Bei Siemens gibt es seit einiger Zeit das Ziel, Frauen gerade auch im technischen Bereich anzuwerben. Das sah vor etwa zehn Jahren, als meine Interviewpartnerin dort anfing, noch anders aus. Auch Teilzeitarbeit ist zwar im Angebot, doch werden Berufseinsteigerinnen prinzipiell lieber auf Vollzeitstellen (»eher 40 als 35 Stunden in der Woche«) eingestellt. Nach einigen Jahren in der Siemensfamilie ist Teilzeitarbeit dann eher möglich.
Der Anteil der Frauen in der Gruppe Ingenieure/ Naturwissenschaftler/Informatiker liegt bei etwa 5%.


hp ist ein Unternehmen, das auch für Quereinsteiger (Geistes-, Gesellschaftswissenschaftlerinnen etc.) interessant ist. Selbst von Männern ist die Idee der informatica feminale sehr begrüßt worden, da Gleichberechtigung Teil der Unternehmenskultur ist. In Amerika ist der Frauenanteil sehr hoch, in Deutschland bemüht man sich gleichzuziehen. In der technischen Abteilung gibt es etwa 8% Frauen.


Auch IBM hat mit einer Vorgesetzten eine geschickt, die sich dafür einsetzt, dass in ihrer Abteilung der Frauenanteil so schnell wie möglich die angestrebte fifty-fifty-Marke erreicht. Es gibt ein firmeninternes Frauennetzwerk, das Kontakt zu den Unis pflegt. In der Technik arbeiten ca. 14% Frauen. Ein Mentoringprogramm, in dem sich Frauen für Frauen einsetzen, läuft in Böblingen. In der Abteilung global services (Kundenservice und Projektierung) sind von 30 Mitarbeitern 5 oder 6 Frauen.


Bei alcatel gibt es eine Berufsakademie, in der man ab Oktober einen Informatikstudiengang in nur drei Jahren absolvieren kann. Dabei ist frau in der vorlesungsfreien Zeit in die praktischen Unternehmensprozesse eingebunden. Ein (männlicher) alcatel-Mitarbeiter ist Vorsitzender des Ausschusses »Frauen und IT« bei D21. Auch das ist ein wichtiger Aspekt, da es nun einmal so ist, dass die Männer in den Firmen noch immer die Mehrheit bilden.


Mit 20% Frauen in der Technikabteilung ist Lycos eine (positive) Ausnahme. Die beiden Mädels strahlten eine bemerkenswerte Zufriedenheit mit ihrer Firma aus. Sie überlegen, ob sie nächstes Jahr als Teilnehmerinnen wiederkommen werden.


Nicht nur bei softlab arbeiten etwa 30% Frauen. Doch läßt das »nach oben« deutlich nach: Ab der Karrierestufe Bereichsleiter sind es nur noch 10%.


Für synergis war die Tatsache, dass nur Frauen an der informatica feminale teilnehmen, ein Beweggrund, zur Jobbörse zu kommen. Auch hier arbeiten die Frauen hauptsächlich in der Mitarbeiterebene.


SQS befasst sich mit Qualitätssicherung. Der Frauenanteil beträgt ca. 33%. Es gibt eine jährliche Mitarbeiterbefragung, in der auch der Stand der Gleichberechtigung im Unternehmen zu beurteilen ist. Schön: Der erste Erziehungsurlaub, der bei SQS beantragt wurde, wurde von einem Mann genommen!


Schließlich war ich noch beim Stand des BuMi
für Bildung, Forschung, Frauen, Familie… und fragte nach der Beteiligung am Informationstag für Schülerinnen. Leider wurden nur ein bis zwei Schülerinnen gesichtet.
Also: Mehr Druck vom Kultusminister, da die Informatik- bzw. Mathelehrer die Information nicht weitergeben.
Eine andere Möglichkeit ist es, einen Event während der informatica feminale zu schaffen, etwa eine Verlosung – imacs oder andere hübsche Dinge, liebe Sponsoren ;-) Oder man organisiert eine Preisverleihung für ein Projekt von Schülerinnen oder lädt Frau Bill Gates ein oder, oder , oder…
Hauptsache, das Medieninteresse wird geweckt.

von Maria