Restlaufzeit
Angst vor dem Altwerden schleicht sich leicht ein: Dahinsiechen, Einsamkeit, Demenz, Armut, Verlust von selbstbestimmtem Leben – das hört sich alles nicht gut an. Der Autor ist gerade 50 geworden und möchte das Thema am liebsten verdrängen. Aber irgendwann dämmert ihm: Das ist die schlechteste Lösung. Er fragt sich: Wie kann ein würdevolles, lustiges und bezahlbares Leben im Alter aussehen und was muss man heute dafür tun?
Nur Wissen und Erfahrung helfen weiter. Also zieht er los, sich Lebensmodelle anzusehen und selbst auszuprobieren: Rentner-WG, Mehrgenerationenhaus, dement unter Palmen, Luxus-Residenz, … Er erzählt von seinen Erfahrungen und davon, wie man die letzten Jahre mit Leben füllt. Manches erweckt Neugier, anderes Abscheu, auch Angst. Trotzdem überwiegt bei mir am Ende die Neugier. Mittlerweile habe ich einige Favoriten bei den Modellen für mich gefunden – verrat ich aber nicht; selbst lesen! Eins verrat ich doch: Aikido ist irre gesund für Körper & Geist, auch und gerade im Alter.
Sehr hilfreich ist die Kurzeinschätzung zu jedem Modell. Sie ist aufgeschlüsselt nach Kosten, Aufwand, Risiken, Privatsphäre, Bequemlichkeit; abschließend gibt es die subjektive Gesamteinschätzung aus der ganz persönlichen Sicht des Autors.
Erstaunlich für mich, ich musste immer mal wieder gucken… aber ja: der Autor ist keine Frau. Merk ich dem Text nicht an. Ts. Beispiel gefällig? Zitat:
„Achtsamkeit“ ist ein Begriff, der bei konservativen Männern ganz oben auf der Verbotsliste steht. Schon deswegen muss man das Wort mögen.
Und hier noch drei gute Ideen, die ich mir nochmal näher ansehen werde: Die U3A ist die „Universtity of the Third Age“ ist eine Organisation, die Älteren den Wunsch nach Studieren passgenau erfüllen möchte. Bei „Rent a Rentner“ (Babysitten, Englisch-Nachhilfe, Auto reparieren etc.) finde ich vielleicht ja endlich mal jemanden, der mir beim Andübeln zur Hand geht… Und ZWAR – „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ ist nicht weit von mir, auch das ein Grund zur genaueren Ansicht.
Der Stil ist emotional, ehrlich, oft witzig.
Fazit: Lesen! Planen!
Themen
Die Lage…
- Verfluchte 50
- Alt bin ja ich…
- Meine liebsten Denkverbote
- „Macht Euch um mich keine Sorgen“
- Männer werden betreut, Frauen einsam
- Vielleicht noch 20 gute Sommer
Einige Modelle…
- „Artgerechte Haltung“
- Großfamilie
- Seniorenresidenz
- Ins Ausland
- Pflegeheim
- Mehrgenerationen-WG
- „Unser Laden“
- Genossenschaftswohnen
Sechs Wege, besser zu altern…
- Bewusstsein: Gedanken befreien
- Lernen
- Körper: Bewegen
- Sozialkontakt
- Finanzen
- Spiritualität
Hajo Schumacher: „Restlaufzeit. Wie ein gutes, lustiges und bezahlbares Leben im Alter gelingen kann“. eichborn 2014. 19,99 EUR. ISBN 978-3-8479-0572-1.
Auf den Spuren des Esels
„Wie von selbst ist das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten, in dem die Utopie eines alten, müden Esels Wirklichkeit wird, zu unserem Leitfaden geworden.“ So finden – zuerst nur sieben – Leute einen Weg, wie sie ihre Idee nicht nur verwirklichen konnten, sondern auch nach dem Einzug gemeinsam voran kommen.
Zwei der ersten Sieben des Münsteraner Wohnprojektes „Bremer Stadtmusikanten“ schildern, was ihnen in der Zeit der Projektentwicklung und in den ersten Wohnjahren widerfahren ist – und was sie gelernt haben. Sie schreiben es schmökertauglich auf. Dabei werden Schwierigkeiten nicht verschwiegen, sondern der Umgang damit beschrieben. Und schaffen das auch noch mit wenig Seiten. Ich war nach nicht mal einer Stunde fertig mit dem Lesen. Und sehr interessiert…
Das Buch ist in kurze Abschnitte aufgeteilt, die jeweils über einen Aspekt berichten. Dazwischen sind jede Menge hübsche Stadtmusikanten-Zeichnungen der „WG-Stadtmusikanten“, die den Text zusätzlich veranschaulichen. Die Metapher passt sehr gut, Vieles wird dadurch leicht und schnell verständlich. Das Stadtmusikanten-Motiv ist je gerade, dass der „Mut der Verzweiflung“ eine bunte Truppe nicht mehr ganz Junger zusammen führt.
Fazit: Sehr empfehlenswert!
Themen
- Gemeinsam anfangen
- Gemeinsam ankommen
- Reibungspunkte
- Gemeinsam Konflikte lösen
- Gemeinsam gelassen werden
Rosel und Hans Maass: „Auf den Spuren des Esels. Ein modernes Wohnprojekt erprobt sich“. Die Bremer Stadtmusikanten 2013. 8,- EUR.
Zu beziehen bei:
„Die Bremer Stadtmusikanten“, gudrungr(klammeraffe)web.de.
Website des Projekts:
www.muenster-bremerstadtmusikanten.de
Maria