Der alte König in seinem Exil
Arno Geiger berichtet in seinem Buch über seine Erfahrungen mit seinem dementen Vater. Trotz dessen Krankheit beeindruckt der Vater durch Vitalität, Witz und Klugheit. Jedenfalls dann, wenn sich die Gesunden die Mühe machen, sich in seine Welt zu begeben. Die Krankheit löst langsam die Orientierung in der Gegenwart und immer mehr die Erinnerungen auf und lässt so allmählich sein Leben abhanden kommen.
Der Sohn erzählt, wie er nochmal und ganz neu Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre in sein Exil begleitet. In scheinbar sinnlosen und auf den zweiten Blick wunderbaren und poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch hinter der Alzheimerkrankheit in der Person ihm gegenüber noch alles gibt: Charme, Humor, Selbstbewusstsein und Würde.
Was ist wichtig? Was macht unser Leben lebenswert?
Der Vater (bzw. sein Sohn) erzählt von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden. Der Sohn beginnt, offen, liebevoll und heiter seinen Vater neu kennenzulernen. Er geht mit ihm durch die Landschaft, in der sie beide ihre Kindheit verbracht haben und erzählt von Gegenwart und Vergangenheit des Vaters und von der eigenen Kindheit im Dorf. Ein lichtes, lebendiges, oft auch komisches Buch über ein Leben, das sich vielleicht nur wenig unterscheidet von dem Leben, das wir alle tagtäglich führen – manchmal auch: führen sollten.
Fazit: Bewegend, trotz allem voller Hoffnung
Arno Geiger: „Der alte König in seinem Exil“. Hanser 2011. 17,90 EUR. ISBN 978-3-446-23634-9.
Maria