Business-Texte
Das Buch beschreibt verschiedene Textarten, die der Außenkommunikation von Unternehmen dienen. Auch wenn ich zuerst dachte, es geht grundsätzlich um alle möglichen Arten von Texten im Geschäftskontext, also auch Sitzungsprotokolle, interne Berichte, Vorstandsvorlagen etc. Ganz so breit ist der Fokus hier also nicht.
Ich hatte handwerkliche Grundlagen erwartet; die ersten Abschnitte strahlen aber reinstes Marketinggehabe aus, viel zu dick aufgetragen. Quasi die Torte mit dem Zuckerguß zugeschüttet. Auch wenn die Autorin gerade davon explizit abrät. Selbstverliebte Wortspielereien. Verliebt in den Klang der eigenen Worte zu Lasten des Inhalts. Das ist soooo schade!
Beispiel gefällig? „Wenn Sie in einer Bank- oder Beratergessellschaft arbeiten, ist ein höflicher Ton nach Knigge-Art angebracht […] Es wirkt unglaubwürdig, wenn während eines Beratungsgesprächs inmitten von Designermöbeln und Kunst an den Wänden nebenan die Türen geschlagen werden und Geschrei durch den Flur dröhnt.“ (Und das ist nicht das drastischste Beispiel…) Ich könnte das jetzt genüßlich Stück für Stück auseinanderpflücken. Aber ich mach’s kurz: Die Autorin will Bilder im Kopf erzeugen (kann sie). Sie will durch Texte Realitäten erzeugen (geht nicht). Sie verfehlt es einzuschätzen, wann welcher Stil angebracht ist. Ganz offensichtlich hat sie keinen Sinn für Unternehmenskulturen oder Organisationspsychologie. Sie verlangt z. B., dass jeglicher Business-Text Chefsache ist. Falsch. Natürlich muss die Unternehmensleitung hinter den Aussagen stehen. Selbst texten können muss sie nicht.
Nachtrag: Zur Klarstellung, was sie meinte, hab ich hier noch eine Erläuterung der Autorin für Euch. (23.11.2013)
Da hatte ich sie offensichtlich falsch verstanden.
Immerhin – einige Tipps sind durchaus bodenständig und hilfreich. Da gibt es den wichtigen Hinweis, dass Texte keine Wunschvorstellung enthalten sollen, sondern mit der Wirklichkeit korrespondieren müssen, damit die Botschaft ankommt. Oder der Abschnitt zu Emails mit Betreff, Anrede etc. Dagegen wirken die Tipps zu Social Media wiederum eher durchwachsen und wenig durchdacht.
Als Faustregel gut brauchbar sind die Hinweise zur Auswahl von Hausschriften, die Empfehlungen dazu sind kurz und prägnant. Genauso vorbildlich ist die Erläuterung, wie ein Pressetext (Zielgruppe: Journalisten) aufgebaut sein muss, damit er sein Ziel erreicht. Überrascht hat mich, dass es für das Erstellen des Geschäftsberichts sogar einen Zeitplan gibt; 1 Jahr wird da angesetzt, was meiner Erfahrung nach recht realistisch und keinesfalls zu lang ist. Passend dazu gibt es noch ein informatives Interview mit einem Experten, in dem u. a. gängige Fehler im Geschäftsbericht beschrieben sind.
Für Texterinnen, Texter, aber auch einfach so gibt es im Buch auch noch mehr zu entdecken: Da ist z. B. die Kreativtechnik „Themenschreiben“.
Oder für die Zeitplanung der Hinweis, dass für das Korrekturlesen und Redigieren eines Textes in etwa genauso viel Zeit eingeplant werden sollte wie für das (erste und eigentliche) Aufschreiben. In diesem Zusammenhang hat mir die Kürzungstechnik „Steinbruch“ gefallen. Dabei werden zu kürzende Textstellen nicht sofort gelöscht (was vielen nach mühsamem Suchen nach Formulierungen schwer fällt, weil sie am Erarbeiteten hängen), sondern in einen andern Text – eben den Steinbruch – verschoben. Von dort könnte man sie dann ja wieder bekommen, wenn doch noch Platz ist im abzuliefernden Text.
Fazit: Mit Vorsicht zu genießen – Manches ist gut, Manches schlecht
Themen
- Emails und Geschäftsbriefe
- Social Media
- Geschäftsbericht
- Reden
- Unternehmensgeschichte
Gabriele Borgmann: „Business-Texte. Von der E-Mail bis zum Geschäftsbericht. Das Handbuch für die Unternehmenskommunikation“. Linde Verlag 2013. 19,90 EUR. ISBN 978-3-7093-0490-7.
Maria