Training from the Back of the Room!
Frontalunterricht hat schon in der Schule nicht funktioniert. Und da sitzen neugierige kleine Menschen. Wie viel schwieriger ist es, einem erwachsenen Gehirn etwas Neues beizubringen. Wer sich dieser Aufgabe stellt, ist mit dem Buch gut bedient.
Es vermittelt auf „gehirnfreundliche Weise“, wie man Lernende aktiv in den Lernprozess einbezieht.
Eine Erläuterung, wie Lernen funktioniert, und 65 Strategien helfen dabei, Trainings effektiver, interaktiver und dynamischer aufzubauen und durchzuführen. Lernende werden dabei zum Teil des Lernprozess und gestalten ihn aktiv mit, anstatt nur passiv zu konsumieren. Lerninhalte werden mit den aktiven Trainingsstrategien effizienter vermittelt, bleiben besser in Erinnerung und Lernende kommen schneller vom Verstehen zum Anwenden.
Das Buch greift eine Grundstruktur auf, die 4 Faktoren baut:
Connections: Eröffnungsaktivitäten für Trainings, die Lernende untereinander verbinden; Verbindungen mit dem Thema und mit dem, was sie lernen wollen und müssen. Jenseits von inhaltsleeren WarmUp-Aktivitäten.
Concept: Strategien, die Lernende direkt einbeziehen.
Concrete Practice: Strategien, bei denen die Lernenden aktiv Inhalte und praktische Fertigkeiten im Training testen.
Conclusions: Von den Lernenden geleitete Zusammenfassungen, Evaluationen und (Abschluss-)Feierlichkeiten für das Training.
Damit berücksichtigt dieser Ansatz, dass Teamarbeit auch beim Lernen schon im Blick ist. Es geht nicht um Wissen an einer Tafel, das sich die Lernenden gefälligst draufschaffen sollen. Es geht darum, dass man als Trainerin oder Lehrender auch für den Lernprozess verantwortlich ist – und nicht nur, wieviele teilgenommen haben. Dafür muss man sich natürlich auch messbare Lernziele setzen. Also nicht „die Tn kennen am Ende XYZ“, sondern „nach dem Training haben die Tn die Methode XYZ vorbereitet und in der Gruppe selbst durchgeführt und in einer Reflexionsphase Fehler entdeckt und Verbesserungen gefunden“.
Als Leserin bekommt man beim Lesen auch immer mal „aktive“ Aufgaben, indem man Dinge zusammenfassen, für sich selbst einschätzen und auswählen und – direkt im Buch auf vorbereiteten Seiten – aufschreiben soll. Viele, viele praktische Übungen und Methodenbeispiele aus dem Arbeitsalltag (Schulung zu Finanzprodukten, Schulung zu einem Datenbanksystem etc.) machen die Theorie sehr anschaulich. Da werden schlechte Vermittlungsstrategien direkt Empfehlungen gegenübergestellt, wie es effektiver geht. Und es wird nicht verschwiegen, dass das natürlich auch Aufwand bedeutet in der Vorbereitung. Zumindest, wenn man noch nicht oft auf diese Weise unterwegs war. Später im Workshop hat man dann weniger zu tun, und kann so die Lernenden da begleiten, wo sie wirklich Unterstützung brauchen. (Also, mir macht das immer Spaß, wenn ich sehe, dass die Schulung wirklich Veränderungen bewirkt bei den Tn…)
Was mir nicht gefallen hat? Es wird immer wieder wiederholt, dass der übliche Frontalunterricht nicht funktioniert. Mir waren das zuviele Wiederholungen. Und die deutsche Übersetzung hätte hier auch etwas weniger euphorisch klingen können, da wünschte ich mir auch im Stil eine Übersetzung, nicht nur für die nackten Wörter ;-)
Fazit: Wertvolle Infos und viele Strategien, die als Basis einer vielfältigen Trainings- und Schulungsarbeit dienen können. Seht Euch das an!
Themen
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- Hören vs. lernen… Wer spricht?
- Gehirnfreundlich lernen und lehren
- Lernen durch Lehren
- Multisensorische Stimulation und Unterrichtsvielfalt
- Accelerated Learning
- Konzeptlandkarten
- Lernende verbinden
- Primacy-Regency-Effekt
- Warm-Up, Schnellstart und Eröffnungsaktivitäten
- Grafisch organisieren
- Interaktiv vortragen
- Interaktives E-Learning
- World Cafe
- Lernstationenen, Puzzle, …
- Lernende entwickeln Spiele
- Schlussfolgerungen, Zusammenfassungen, Evaluation
- Mit dem Ende beginnen
- Emotion
- Feiern
- Lerntheorie für Erwachsene
Sharon L. Bowman: „Training from the Back of the Room! 65 Wege, in Trainings Raum fürs Lernen zu schaffen“. dpunkt 2021. 32,90 EUR. ISBN 978-3-86490-808-8.
Maria