„Trotzdem“

Montag stand bei der Sommeruni unter dem Stern der Daten.

Seminar „Digitale Gesellschaft – Rolle der Informatik“

Das Thema hatte schon bei der Anmeldung schnell Anklang gefunden, das Seminar war gefragt.

10 Aspekte von Datafizierung in der Bildung

Die Teilnehmerinnen hatten im Voraus bereits jede Menge Material zur Verfügung, mit dem sie sich vorbereiten konnten. Dabei ging es speziell um Datafizierung, und zwar in drei Themenblöcken:

  • Offene Verwaltungsdaten und Civic Tech – open government data and civic tech
  • Datafizierung und Bildung – datafication and eduction
  • Die Vermessung des Selbst – quantifying the self

Neben allgemein einführenden Texten gab es also jede Menge speziellere Blickwinkel kennenzulernen. Unterm Strich ging es jedoch vor allem um die Sicht auf Helikopterebene: Entscheidungen treffen auf Grund von Datenauswertungen. Gerade beim Thema Bildung hätten wir uns etwas mehr konstruktive Ideen gewünscht. Denn die gibt es ja durchaus auch. Also: Wie kann man in Kindergarten, Schule, Hochschule und anderen Bildungseinrichtungen „Data Literacy“ einbringen? Wo gibt es Defizite, für die man durchaus Lösungen finden könnte? Ein Erfahrungsbericht zeigte beispielsweise, dass junge Studierende noch gar nicht mit einfachen Excelfunktionen umgehen können… da lässt sich doch was machen! :-)

Zu viert haben wir darüber am Montag dann noch bis zum Einbruch der Dunkelheit in der Kneipe im Viertel diskutiert. Bis die erste müde wurde und ging… (ja, das war ich und deswegen endet der Bericht hier auch.)

Vortrag „Was soll die Ethik in der Informatik – Beiträge der Philosophie zur Technikgestaltung“

Judith Simon ist Professorin für Ethik in der Informationstechnologie an der Universität Hamburg und hat international zu Philosophie, Wissenschaftstheorie und Technikfolgenabschätzung geforscht. Sie beschäftigt sich jetzt vor allem mit der Verschränkung ethischer, erkenntnistheoretischer und politischer Fragen im Kontext von Big Data und Digitalisierung. Ethische Analysen mit erkenntnistheoretischen und politischen Fragen müssen jetzt schon und künftig noch mehr zusammengedacht werden.

Auf der IF hat Judith Simon dazu einen sehr lebendigen Vortrag gehalten. Dort ging es u. a. um die „epistemische Intransparenz“. Damit ist klar, dass wir (noch … immer… überhaupt?) Vieles im Bereich Big Data und KI gar nicht mehr mit unseren einzelnen Gehirnen erfassen können.

Epistemische Intransparenz von Big Data

Im Vortrag wurden vorher noch drei Zugänge zur Ethik in der Informationstechnologie dargestellt und am Beispiel neuerer Entwicklungen an der Schnittstelle von Big Data und Künstlicher Intelligenz erörtert: Ethik in der Informationstechnologie al …

  1. Ethik der Profession
  2. Ethik der Nutzung von Technologien
  3. Ethik der Technologien selbst

Dieser dreifache Zugang ist notwendig, aber nicht hinreichend.

Für das Verständnis digitaler Technologien und deren Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaften ist dann eben die komplexe sozio-technische Verteilung von Handlungsfähigkeit zu betrachten, eben auch die Frage des Verständnisses. Da gehören Fragen von Macht und Verantwortung natürlich immer dazu.  *seufz*

PDF-KartensetBesonders spannend fand ich das Kartenspiel, von dem die Professorin erzählt hat. Ich hab das mal gegoogelt:
www.valuesatplay.org/game-tools

Das Spiel gehört zu Designmethoden mit „dem Publikum“. Als Teil von Values at Play entwickelt, wird (wurde) das Kartenspiel in K-12-Klassen und in Hörsälen eingesetzt. So wie es aussieht, bekommt man es allerdings nicht mehr. Es gibt nur noch gebrauchte Restexemplare. Immerhin habe ich noch eine ausdruckbare PDF-Datei gefunden: GAGCardsExpanded

Mit Anleitung (grow-a-game_instructions) und Erläuterung zu den Karten (grow-a-game_overview).

Beim Einsatz von Grow-A-Gam brainstormt eine Gruppe von Leuten neue Ideen, um menschliche Werte zu priorisieren. Vorherige Erfahrungen in Sachen Design sind nicht notwendig, es kann von erfahrenen Designer*innen und von Neulingen eingesetzt werden, die Spaß daran haben, Spiele zu erfinden.

„Trotzdem“

Trotzdem… trotz widriger Umstände (krankheitsbedingter Ausfall wesentlicher Beiträge) und trotz des schier riesigen Bergs an Herausforderungen bei Big Data und Ethik. Schließlich ging es auch hier darum, einfach einen eigenen Teil beizutragen.

Wenn ich schon nicht komplett „mündige digitale Bürgerin“ sein kann, um informierte Entscheidungen über meine Daten zu treffen, kann ich doch dort, wo ich genug verstehe, bewusst damit umgehen. Wenn das Leben mal wieder anders kommt, als es geplant war, kann ich das Beste draus machen.

Augen-Logo Maria

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