Die deutschen Chefs sind weiterhin mehrheitlich männlich. Das ist das Ergebnis der Analyse „Frauen in Führungspositionen“ der Hoppenstedt Firmeninformationen. Der Anteil der weiblichen Topmanager steigt zwar stetig, aber zäh. Seit 1995 werten die Experten für Wirtschaftsinformationen dafür den Bestand der eigenen Firmendatenbank aus, darin 300.000 der größten deutschen Unternehmen. Die Grafik (Quelle: Hoppenstedt) zeigt den Verlauf von 1995 bis 2010.
November 2010… Frauen in Deutschland haben beste Voraussetzungen für einen Platz in der Leitungsebene. So scheint es jedenfalls: Das Land wird von der ersten Bundeskanzlerin regiert, die Ministerin für Arbeit und Soziales ist Mutter von sieben Kindern und ihre Kollegin im Bundesministerium für Familie ist mit 33 Jahren die jüngste Ministerin im Kabinett. Trotzdem hat Deutschland beim Thema „Frauen in Führung“ immer noch viel Entwicklungspotenzial. Gute Ausbildung und erstklassige Abschlüsse an der Uni allein reichen nicht. Frauen bleiben seltene Exemplare in den Chefetagen vieler deutscher Unternehmen. Ganze vier Frauen sind derzeit in den Vorständen von DAX-30-Konzernen und damit an der Spitze der Pyramide.
Männer und nicht mal eine Handvoll Frauen
Seit Beginn der Auswertungen hat sich schon etwas verändert. Der Frauenanteil im oberen und mittleren Management ist von 8 Prozent auf rund 20 Prozent gestiegen. Der Grund ist hauptsächlich der, dass Frauen in kleinen und mittleren Unternehmen mehr und mehr in der Chefetage angekommen sind. Im Topmanagement von Großunternehmen mit mehr als 20 Millionen Umsatz sieht es anders aus: Der Anstieg von drei auf rund sechs Prozent ist erkennbar, doch gerade die Topunternehmen setzen nur selten auf weibliche Führungsstärke. In der letzten Analyse der Hoppenstedt Firmendatenbank vom März 2010 war Barbara Kux, Vorstandsmitglied der Siemens AG, noch eine wahre Rarität im Segment der DAX-30-Unternehmen. Mittlerweile kann sie sich über drei weitere Kolleginnen freuen: Siemens hat mit Brigitte Ederer eine weitere Frau in den Vorstand berufen und auch SAP und E.ON setzen mit Angelika Dammann und Regine Stachelhaus den positiven Trend fort.
Wo stecken die Wenigen?
Klassische Frauenbereiche sind und bleiben das Personalwesen, Finanz- und Rechnungswesen sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Im Finanz- und Rechnungswesen zum Beispiel finden sich laut der Analyse über 72 Prozent der Frauen in leitender Funktion. Dabei handelt es sich vor allem um kleine und mittelständische Unternehmen. Die wenigsten leitenden Frauen sind mit sechs Prozent in der Forschung und Entwicklung zu finden. Derselbe Trend zeigt sich im Branchenvergleich: Mit einem Anteil von nicht mal 14 Prozent auf Entscheiderebene bilden die Energieversorger das Schlusslicht.
Vermutliche Gründe
Die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf spielt sicher auch eine Rolle: Die Daten zeigen, dass der Frauenanteil bei den 20- bis 30jährigen Führungskräften noch rund 25 Prozent beträgt, bei den 30- bis 40jährigen aber auf ca. 17 Prozent absackt und dann für jede Altersdekade weiter abnimmt.
Neben dem Alter gibt es Unterschiede in der regionalen Verteilung. In den neuen Bundesländer und in Berlin sind Frauen im Topmanagement stärker vertreten. Nördliche Bundesländer wie Niedersachsen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen stehen dagegen schlecht da. Das gute Abschneiden der neuen Bundesländer ist historisch bedingt. So war der Anteil berufstätiger Frauen in der ehemaligen DDR konstant hoch. Zudem überwiegen dort kleinere Firmen und Familienunternehmen.
Hoppenstedt: Analyse Frauen in Führungspositionen
Maria